Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des Evangelisten Matthäus, 21. Sept. 2015

05/10/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

Es könnte jeder sein. Und es kann jeden treffen. „In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir!“

Jesus sieht den Mann. Aber sieht der Mann auch ihn? Sind sich ihre Blicke überhaupt begegnet, vor dem Ruf? Was macht Matthäus gerade? Geld zählen? Tratschen mit den anderen? Zeitung lesen? Hat er da gesessen und auf den Ruf gewartet, ganz gespannt und aufmerksam? Wohl nicht.

Und ist er der einzige, der da sitzt, „am Zoll“? Da werden wohl etliche Leute sein. Aber welchen meint Jesus? Ist das überhaupt klar für die, die hören? Schauen alle auf, als er ruft? Oder machen welche einfach weiter?

Da kommt einer bei der Tür herein und ruft „Folge mir!“ Geht das Leben weiter? Mit Job, Alltag, Freunden, Ansichten wie immer? Möglich. Ja, das ist möglich, dass er ruft und nichts ändert sich.

Kann sein, dass Matthäus der ist, der am wenigsten auf den Erlöser achtet. Ein Mann, der auf gar nichts wartet; schon gar nicht auf eine Berufung. Vielleicht hat Matthäus noch gar nicht gemerkt, dass der Unbekannte – Jesus stellt sich nicht vor – dass der Unbekannte auf ihn zeigt. Oder er hat es gemerkt, aber er schaut nicht auf, weil es ihn stört. Was will der Typ? So geht das also, „Berufung“…

Kein Wort mehr im Evangelium. Keine Begründung, warum gerade er. Kein Werben. Nur: „Folge mir!“ Das ist doch keine Bitte. Eine Sekunde. Es braucht nicht mehr als eine Sekunde, dass einer sagt „Folge mir!“ Und alles ist anders. Für Matthäus der Bruch mit allem, was sein Leben bis zu dieser Sekunde ausgemacht hat.

Wie leicht wir von der „Frohen Botschaft“ sprechen! Und alles tun, damit sie nur ja froh bleibt; und froh verwechseln mit leicht, bequem, harmlos. Der Prophet Jeremias, einer, der wusste, was das bedeutet: Berufung, er schreibt auf: „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeisst?“ Was bedeutet es da, dass wir alle berufen sind, seit der Sekunde unserer Taufe?

Wenn wir auf Matthäus schauen, dann bedeutet das: Wahllosigkeit und Opfer. Die Tür da hinten könnte aufgehen, und der in der Tür steht, könnte mein Leben sprengen. Ihr Leben. Wer weiß das. Die anderen können weiter Steuern eintreiben, nachher ins Kaffeehaus gehen, ihre Termine abarbeiten. Sie können weiter ein übliches Menschenleben führen. Matthäus wird als Märtyrer enden. Darauf läuft diese Berufung hinaus. Und man merkt nichts. Keine Vorzeichen. Nichts. Wer nur auf die Leute am Zoll schaut und Jesus nicht sieht und Jesus nicht kennt: Alles Mögliche könnte der sich vorstellen – aber nicht, dass der Erlöser vor diese Leute tritt. Jetzt.

Das Wunder ist nicht der Auftritt des Erlösers, das Wunder ist, dass einer es bemerkt – ausgerechnet der, der Jesus vielleicht nicht einmal beachtet hat, zuerst.

Und die anderen? Auch sie merken nichts, verstehen nichts. „Folge mir nach!“ Fassungslos werden sie erst sein, wenn ihr Kollege von der nächsten auf die übernächste Sekunde seinen Beruf, seine Leute und seine Weltsicht aufgibt

Wie viele Wunder, wie viele Berufungen haben wir schon miterlebt, ohne es zu bemerken?

Bei keinem kann man es sich vorstellen. Oder man stellt es sich nur bei den Falschen vor. Und das bedeutet: Jeder Mensch könnte erwählt werden.

„In jener Zeit sah Jesus einen Mann am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir!“ Es könnte jeder sein. Jeder könnte der sein, der da sitzt. Jeder könnte der sein, der eintritt und ruft. Nichts ist sicher.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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