Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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17. Sonntag im Jahreskreis (B), 25./26. Juli 2015 – Joh 6; 2 Kö 4; Eph 4 Gemeinschaft werden

09/09/2015 


 

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Hier leben an die 500 Menschen. An einem Ort, unter demselben Himmel, mit der gleichen Sprache und ganz ähnlichen Hoffnungen. Aber sind die Mailberger eine Gemeinschaft? Ist unsere Pfarre schon eine echte Gemeinschaft? Paulus will, dass wir eine werden.

Was da in seinem Brief an die Christen in Ephesus steht, hat mich nachdenklich gemacht. Wir leben zusammen, wir haben Kontakt, wir haben gemeinsame Pläne und Ereignisse, aber richtig tief geht das noch nicht. Die Konflikte, die es gibt, werden hingenommen, wie man das Wetter hinnimmt. Dass sich Paare trennen, dass Menschen aus der Kirche austreten, dass Kinder nicht mehr mit ihren Eltern reden, dass die Vergebung verweigert wird, manchmal über Jahre hin, das ist einfach so. Kaum Schmerz, kaum Einsatz, etwas zu ändern. Viele leiden nur unter dem Streit, der sie persönlich betrifft. Was aber sagt Jesus? „Selig, die Frieden stiften!“ Beleidigte, Gleichgültige, Bequeme oder Feiglinge können keinen Frieden stiften. Und ohne Frieden keine Gemeinschaft.

Eine schwierige Situation aushalten, nachdenken, etwas bewusst ertragen, etwas ausreden, einen Streit beilegen, also alles, was mit dem Gestalten zu tun hat, das fehlt oft. Eine echte Gemeinschaft gibt es aber nur dort, wo sie gewollt und gestaltet wird.

Also, noch einmal: Sind wir eine harmonische Gemeinschaft? Werden wir eine? Welche Aufgaben hat die Pfarre da?

Das sind wichtige Fragen. Denn wir leben in einer Welt, die immer anonymer wird, in der jeder Zusammenhalt zerfällt, wenn wir nicht aufpassen. Eine gute Pfarre kann da gegensteuern; wir können Halt bieten, ohne einzuengen.

Paulus mahnt seine Leute zur Einheit. Das müsste er nicht, wenn seine Gemeinde eine echte, stabile Gemeinschaft gewesen wäre. Aber dafür gab es schon einmal zu viele Unterschiede unter seinen Leuten. Gemeinschaft ist vielleicht nie einfach da. Sie muss gewollt und gestaltet werden.

Der Rat, den Paulus uns da gibt, ist überraschend. Er sagt: Ihr seid schon eine (echte) Gemeinschaft und ihr müsst eine Gemeinschaft werden. Erkennt zuerst, wer ihr seid – und der Rest folgt. Ihr seid schon eine Gemeinschaft, weil ihr alle zusammen eine Berufung habt. Ihr seid eine Gemeinschaft, weil ihr alle die gleiche Taufe empfangen habt und weil ihr alle einen Herrn habt. Wenn wir uns alle zusammen auf Christus berufen, dann haben wir schon Gemeinschaft untereinander. Wenn die Gemeinschaft in Mailberg fehlt, dann weil sich alle auf Verschiedenes berufen. Der gemeinsame Unterbau fehlt völlig. Die Gemeinschaft fehlt noch, weil wir vergessen, dass wir alle gemeinsam einen Vater haben: Gott, „der über allem und durch alles und in allem ist“.

Für das Leben oder Ausüben dieser Gemeinschaft gibt Paulus praktische Ratschläge: „Ertragt einander“ und zwar „in Liebe“. Und: „Bemüht euch!“ Gemeinschaft wird also nicht von selbst. Und wenn sich alle nett finden oder nur die beisammen sind, die sich nett finden, dann ist das noch keine echte Gemeinschaft. Ich will Sie in Liebe ertragen und Sie ertragen mich in Liebe: Das ist eine realistische und gleichzeitig ideale Beschreibung. Liebe und Anstrengung.

Wir sollen, sagt Paulus, demütig sein, friedfertig und geduldig. Eigentlich sehr einfach. Nicht immer einfach zu leben, aber einfach zu erkennen. Und von weit reichenden Folgen. Die Welt wäre anders. Und genau das will Paulus ja; genau das wollte Jesus: Dass die Welt anders wird.

Paulus schreibt: Führt „ein Leben, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.“ Die Gemeinschaft ist ihm so wichtig, weil er weiß: Eine Gemeinde, die eine echte Gemeinschaft echter Christen ist, die wird wirken; die ist die beste Mission überhaupt. Wir sollen eine Gemeinschaft werden, weil wir eine Sendung haben: diese Welt zu verändern.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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