Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag in der 5. Woche der Osterzeit, 4. Mai 2015

02/06/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Menschennot, Hoffnung, Vertrauen, Wunder, Staunen, Bereitschaft, Elan – kalte Dusche. „Männer, was tut ihr?“ Ist so die Kirche? Ernüchternd, bremsend, verweigernd?

Der Mann hat nie gehen können. Kein Schritt aus eigener Kraft, sein Leben lang. Der Mann hört der Predigt des Paulus zu. Nach allem, was wir von den Aposteln wissen, ging diese Predigt nicht über Krankheit und Heilung; auch über Wunder nicht. Sie ging über die Auferstehung. Die Apostel waren Zeugen für die Auferstehung Jesu. Nichts in dieser Predigt ging auf die Situation dieses Mannes ein. Kein persönliches Wort, keine Geste, kein Trost.

Jetzt aber wendet sich Paulus dem Mann zu. Er „blickte ihm fest ins Auge“. Und Paulus sah, „dass der Mann darauf vertraute, gerettet zu werden“. Der Mann vertraut, – und wir könnten fragen: wem eigentlich? Paulus? Gott? Im Herzen des Mannes gab es eine Auferstehung des Vertrauens. Und doch hatte Paulus nicht gepredigt, um das Vertrauen des Mannes zu gewinnen. Der Apostel will nichts verkaufen (schon gar nicht sich selbst) und nichts gewinnen. Der Apostel will Zeugnis geben.

In das Vertrauen des Mannes hinein: „Steh auf! Stell dich auf deine Füße!“ Der erste Schritt, aus eigener Kraft. Kraft, die von woanders her kommt und doch die eigene Kraft dieses Mannes ist (Gnade). Das Wort des Apostels hat die Kraft Gottes transportiert (Verkündigung). Der Mann hat sich eingelassen. Er hat vertraut. Diese Begegnung der beiden Männer löst einen Sturm aus. Ein Sturm, der alles weckt, alle erfasst: „Götter!“ Die Menschen wollen glauben, beten, verehren, feiern, leben. Da ist so viel Hoffnung, Bereitschaft, Elan, Bewegung… „Männer, was tut ihr?“

Die Apostel könnten ja sagen: Hauptsache, die Leute glauben überhaupt an etwas. Der Inhalt ist nicht so wichtig; Religion ist wichtig, und Gottesdienste mag es in vielen Arten geben. Jeder soll glauben, was er mag und feiern, wie er will. Die Apostel könnten Scharen von Anhängern haben, Jünger, Fans. Sie wären geborgen in diesem Kreis, sie würden bewundert und gebraucht.

„Wir bringen euch das Evangelium.“ Keine Feier, keine Verehrung, keine Gaben, keine Opfer. Stattdessen die Lehre von Jesus. Auch eine Absage: „damit ihr euch von diesen nichtigen Götzen zum lebendigen Gott bekehrt.“ So ist die Kirche.

Die Kirche wird durch Zeugen. Sie alle sind Zeugen. Sie können es wollen, es sich vornehmen; Sie können Ihr Zeugnis bewusst gestalten. Aber auch wenn Sie gar nichts tun, sind Sie Zeugen. Denn Sie tragen den Namen „Christ“, „Christin“; das genügt denen, die von Ihnen wissen.

Die Apostelgeschichte zeigt uns hier, wie das geht: Zeuge sein. Sagen, was zu sagen ist; tun, was Gott aufgibt, in diesem Moment. „Steh auf!“ Aber auch klären, mäßigen, manchmal ernüchtern. Auch verweigern (der Zeuge kann eben nicht alles mitmachen). Am wichtigsten vielleicht für jeden Zeugen ist diese Bewegung: weg von sich, auf das Eigentliche hin. Auf Christus. Nicht die Heilung von einer Krankheit ist das Eigentliche. Die Heilung ist immer nur ein Zeichen, ein Zusatz, der Motor für etwas anderes: für die tiefere Heilung, die Rettung des ganzen Menschen, nicht nur seines Leibes.

Der Zeuge ist der, der – irgendwann, im richtigen Moment – wegführt von dem, was vor Augen liegt und hinführt zu noch Größerem.

Jesus, der erste Zeuge von allen, der Zeuge nämlich des Vaters, tut das: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Hier geht es um Treue, um Tun, um eine Form der Liebe, die jeder versteht. Aber Jesus belässt es nicht dabei. Er öffnet eine ganz neue Perspektive; er zeigt eine Liebe, von der wir bisher keine Ahnung haben konnten: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Die Auferstehung des Menschen, weil der lebendige, dreifaltige Gott im Menschen Wohnung nimmt: Das ist immer das letzte Zeugnis des Christen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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