Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christi Himmelfahrt, 14. Mai 2015

02/06/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Pfarrer gehen weg, eines Tages. Kinder beginnen ihr eigenes Leben, ohne die Mutter. Männer verlassen Frauen, Frauen verlassen Männer. Menschen wechseln den Job oder ziehen um oder sie wandern aus. Menschen verändern sich. Und eines Tages gehen sie weg. Aus dieser Welt.

Jesus fährt in den Himmel auf. – Sie sehen ihn nicht mehr. Er verändert sich. Und bleibt dennoch der, der er war. So wie Menschen sich verändern und dennoch sie selbst bleiben.

Das ist das Geheimnis jeder glücklichen Beziehung: Stabilität und Bewegung. Treue und Wagnis. Identität und Entwicklung. Sich für einen Menschen entscheiden heißt nicht, ihn festhalten. Mit einem Menschen zusammen sein heißt, seinen Weg mit ihm gehen. Eine gute Beziehung ist die, wo wir den anderen erkennen in Wahrheit, wie er ist. Also nicht so, wie wir ihn gerne hätten, nicht so, wie er womöglich sein sollte oder vielleicht irgendwann war, sondern so, wie er wirklich ist. Der Weg zum echten Glauben ist wie der Weg zu einer guten Beziehung. – Aber wer in Mailberg möchte diesen Weg gehen?

Das Fest Christi Himmelfahrt zeigt uns Jesus aus Nazareth endlich in der Fülle seiner Wahrheit. Und das nicht auf neutrale Weise: Dieses Fest ist ein Aufruf. Es konfrontiert die Menschen – mit einem Jesus, den sie bisher allenfalls ahnen konnten. Dieses Fest ist die Einladung, die Entwicklung Jesu mitzumachen. Sich auf den immer neuen, den ganzen Jesus einzulassen – wie die Apostel und die Frauen („Halte mich nicht fest!“). An Christi Himmelfahrt werden wir konfrontiert mit einer Person. Und das heißt immer: mit einem Anspruch. Jeder, der uns gegenüber tritt, erhebt einen Anspruch: Nimm mich wahr, wie ich bin! Erkenne mich! Achte mich! Liebe mich!

Warum verweigern so viele genau das – und gehen Jesus Christus aus dem Weg? Was wären beispielsweise unsere Feste, wenn sie echte Begegnung (oder meinetwegen Konfrontation) mit Jesus Christus wären? So aber weichen viele auf andere Gebiete aus… Es ist ein großer Unterschied, ob einer Christus erst nach und nach kennen lernt, ob er dabei Zeit braucht, ob er suchen muss und reifen muss – oder ob er einfach von vornherein die Begegnung verweigert.

Gott hat seine Macht „an Christus erwiesen, den er im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, hoch über alle Mächte. Alles hat er ihm zu Füßen gelegt und ihn über die Kirche gesetzt. Sie ist sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht.“ So fasst Paulus das Fest zusammen. Von alldem merken wir vielleicht nichts, aber das schließt nicht aus, dass es dennoch wahr ist. Viele Dinge, die wir nicht spüren und nicht sehen, sind wahr. Die Behauptung – Jesus Christus ist über allen anderen Mächten – steht im Raum, und wir müssen uns dazu erklären.

Das heutige Evangelium „verschärft“ alles noch. Denn es stellt die Himmelfahrt in den Zusammenhang von Rettung und Verdammnis: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk 16). Das Evangelium stellt das Fest in den Kontext von Bedrohung und Gefahr (Dämonen, Schlangen). Und in den Zusammenhang des Zeugnisses: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet…“

Verkünden… was? Was verkünden wir? Unter Gefahr? Mit existentieller Notwendigkeit?

Das Fest ist eine Zumutung. Nicht, wie man meinen könnte, für den Verstand. Es geht nicht darum, wie die „Himmelfahrt“ eines Menschen „funktionieren“ könnte, ob ihn „eine Wolke aufnahm“ oder ob er „vor ihren Augen emporgehoben wurde“. Das Fest ist eine Zumutung, weil es einen Anspruch erhebt auf unser Leben. Weil es Gleichgültigkeit nicht zulässt; weil es uns einen Auftrag gibt. „Lasst euch auf Christus ein – und dann verkündet!“ – „Verkündet – denn seit heute wisst ihr, wer dieser Christus wirklich ist!“

Wer den Weg mitgeht – vom Kind in Bethlehem zum renitenten 12-Jährigen in Jerusalem, zum zornigen jungen Mann, zum Prediger, Wunder-Täter, Heiler, Menschenfreund, Beter, Sohn, zum Gekreuzigten und Auferstandenen – wer nicht an einem festhält, sondern nach und nach alles von Christus erfasst, wer versteht, dass es bei diesem Mann Treue und Beständigkeit („Er wird wiederkommen!“) ebenso gibt wie Revolution und Aufbruch, der wird Christ und der kann verkündigen.

Mitgehen, das ist das, was wir tun können. Was Jesus seinerseits tut, steht in der Apostelgeschichte: „Ihr werdet mit heiligem Geist getauft werden.“ Und es steht im Evangelium: „Der Herr aber stand ihnen bei und bekräftigte ihr Wort durch die Zeichen, die er geschehen ließ“ (Mk 16).

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