Stephanitag 2014
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
„Konflikt zwischen religiösen Fanatikern. Ein Todesopfer.“ So würden die Medien den Fall Stephanus aufmachen, – und sofort klingt das, was vor 2000 Jahren passiert ist, ganz modern. Ein Ereignis von heute.
Stephan und seine Gegner sind religiöse Menschen; darin stimmen sie überein. Alle hier gehen mit Eifer an den Glauben heran. Keine Spur von „jeder soll glauben, was er mag“. Aber trotzdem stehen Stephanus und seine Mörder nicht auf derselben Ebene. Es gibt einen wichtigen Unterschied: Den Gegnern des Stephanus ist von ihrem Glauben und ihrer Hoffnung im Lauf der Zeit nur eines geblieben: die Gewissheit. Das freie Denken, die Erfahrung, das Suchen und die Sehnsucht, die Liebe vor allem sind ihnen abhanden gekommen. Jetzt muss die Gewissheit verteidigt werden um jeden Preis; sie ist ja alles, was diese Männer haben (Rom – Politik –Kultur). Das endet mit einem Mord.
Stephanus hat mehr als eine selbst gemachte Gewissheit. Er glaubt und hofft. Das macht ihn fest und sanft gleichzeitig. Offen. Der Glaube stärkt; die Hoffnung – die Notwendigkeit der Hoffnung – macht, dass der Glaube nicht starr wird. Wer hofft, bewegt sich. Vielleicht muss er etwas von sich selbst aufgeben und verlieren. Wer hofft, ist frei. Es gibt ja noch eine Chance! So kann Stephanus streiten (Apg 7: die große Rede des Stephanus), sterben – und für seine Mörder beten. Das könnten seine Gegner nicht.
Stephanus hat mehr als eine selbst gemachte Gewissheit. Er glaubt und hofft. Das macht ihn fest und sanft gleichzeitig. Offen. Der Glaube stärkt; die Hoffnung – die Notwendigkeit der Hoffnung – macht, dass der Glaube nicht starr wird. Wer hofft, bewegt sich. Vielleicht muss er etwas von sich selbst aufgeben und verlieren. Wer hofft, ist frei. Es gibt ja noch eine Chance! So kann Stephanus streiten (Apg 7: die große Rede des Stephanus), sterben – und für seine Mörder beten. Das könnten seine Gegner nicht.
Die Mörder fühlen sich in Sicherheit und sind entschlossen, Sicherheit herzustellen (aktuell). Von Stephanus heißt es: „Er sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes“. Das ist seine ganze Sicherheit: nur dieser Blick in den offenen Himmel; alles außer dieser Hoffnung muss er wagen.
Die Mörder sind selbstsicher; Stephanus ist nur sicher, dass Jesus auferstanden ist. Das macht ihn demütig, aber auch mutig und offen für die Zukunft. Für eine große Zukunft. Für einen, der wirklich an Gott glaubt, gibt es nichts Größeres, als an der Seligkeit Gottes teilzunehmen. – Dieses Leben hier ereignet sich oft im Kleinen; das Leben hat keine Scheu vor dem Banalen – und wir sollten sie auch nicht haben. Wir sollen aber auch wissen: Das Leben ist nicht klein und banal. Es geht auf etwas Großes hin. Christen glauben: Diese Welt ist gut erschaffen von Gott, aber übel zugerichtet von den Menschen. Von sich aus, allein wird sie auch nicht wieder gut; wir können uns anstrengen wie wir wollen. Aber es gibt eine Zukunft. Nicht nur Wiederholung des immer Gleichen, sondern auch Entwicklung – auf das Bessere zu. Wir haben eine Zukunft vor uns, und zwar eine bessere. Gott wird sie uns geben. Deswegen beten wir „Dein Reich komme!“
Diese Hoffnung wurde an Weihnachten geboren. Jesus ist die Hoffnung des Stephanus, – und er ist der Grund für das, was geschieht. Alles, was da passiert, passiert Jesu wegen. Für die einen Hoffnung, für die anderen der Eckstein, an dem sie sich stoßen. Das Kind sprengt die alte Welt, bis heute. Christen haben eine Hoffnung. Und diese Hoffnung – der Glaube an Christus – prägt unsere Gegenwart. Oder sie ist gelogen.
Der Moment kommt ja für jeden (vielleicht auch für eine Gesellschaft insgesamt oder für die Kirche), wo die Gegenwart schwierig wird. Die Probleme scheinen nicht mehr zu bewältigen, kaum auszuhalten. Wie können wir mit einer solchen Gegenwart leben? Wenn es ein Ziel gibt. Und zwar ein Ziel, das wichtig und schön genug ist, um durchzuhalten (der offene Himmel). Wer Hoffnung hat, der lässt nicht einfach nur alles geschehen. Stephanus ist aktiver, kreativer, innovativer als seine Gegner („er tat Wunder und große Zeichen“). Um mit der Gegenwart umgehen zu können, aktiv, gestaltend, brauchen wir Hoffnung. Wir sollen keine dumpf dahin fließende Masse sein; wir sollen uns befragen und etwas an uns selbst ändern und die Welt verändern. Das geht nicht ohne Hoffnung. Sie ist der Antrieb.
Denn es steht noch etwas aus. Für den Christen ist der Tod zwar das Ende – das Ende des Lebens in dieser Welt –, aber nicht der Sinn. Der Sinn des Lebens ist die Vollendung des Menschen: Er kommt an in Gott. Deswegen konnte Stephanus handeln und ertragen. Weil er diese Hoffnung hatte. Kann man dem Tod hoffnungsvoll begegnen? Ja, man kann: Stephanus leuchtet vor Hoffnung.
Hoffnung stellt die Frage nach dem Ziel. Was ist zu hoffen? Was ist für Sie das Größte? Und was ist zu fürchten? – Die meisten fürchten Schmerzen und Einsamkeit. Aber was fürchtet der Gläubige? Und was erhofft er? Es ist wichtig, worauf sich die Hoffnung richtet. Falsche Hoffnungen muss man anderen manchmal nehmen, – oder das Leben nimmt sie ihnen von selbst; wahre Hoffnung müssen wir aufbauen.
Stephanus hat keine falsche Hoffnung: Er sieht Christus. Strahlende Hoffnung. So strahlend, dass der Tod Nebensache wird. Stephanus hatte Hoffnung – und gibt uns Hoffnung. Wir glauben an Christus, weil es Menschen wie ihn gibt.
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