Christkönig 2014 – Der königliche Mensch –
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
„Ja, ich bin ein König.“ Jesus sagt von sich selbst, er sei ein König (cf. Lk 23,3). Aber was für einer? Offenkundig keiner in prächtiger Uniform, der Schulen eröffnet und Krankenhäuser besucht und den Menschen zulächelt. Nichts gegen solche Könige, aber so einer ist Jesus nicht.
Wenn man weiß, wann das Hochfest Christkönig eingeführt wurde, wird die Sache klarer: 1925. In der Zeit, als die europäischen Könige im Exil lebten und Nationalisten, Faschisten, Kommunisten um die Macht stritten (den alten Königen war die Macht nicht so wichtig wie diesen neuen Männern). Führer und Diktatoren lösten die müden Könige ab, und es begann eine Zeit des Schreckens für jeden, der würdevoll und frei leben wollte. Es zählte nur noch die gehorsame Masse. In solcher Zeit zeigt die Kirche neu auf Jesus. Das Gegenbild des Diktators. Viele Katholiken haben das damals richtig verstanden (1938).
Wach, würdevoll und frei leben: Es gibt immer noch Menschen, die das wollen. Die mehr sein wollen als Konsumenten. Menschen, die Selbstachtung haben und ihre Kinder zu Selbstachtung erziehen. Das ist bedroht. Tyrannen und Diktatoren gibt es immer noch. Es gibt tyrannische Behörden und Unternehmen und Märkte; es gibt lebende Diktatoren en masse und die Diktatur von Meinung und Mode. Christus steht dagegen, königlich.
Aber Christus steht nicht allein. Hier wird der fromme Spaß der Taufe, das, was vielen als zopfiges Zeremoniell erscheint, das wird Ernst. In der Taufe wurden wir gesalbt zu Königen. Wir sind Könige mit Christus. Damit müssen wir ernst machen; das darf keine Floskel bleiben. Dieser Festtag formuliert das Ziel: Wir sollen königliche Menschen werden.
Königlich wird der, der andere wie Könige behandelt: ihnen Würde gibt. Das beginnt bei den Kindern und hört bei den dementen Kranken nicht auf. Manchmal geht es einfach um schlichte Höflichkeit.
Der königliche Mensch weiß um seine Würde. Er muss nicht in jeden Mist hinabsteigen, nicht auf jeden Streit eingehen. „Er aber ging weg aus ihrer Mitte.“
Nicht umsonst werden die alten Könige gezeigt sitzend auf dem Thron. Wer so sitzt, hat Zeit und Raum zum Denken und Erkennen. Der königliche Mensch wird weise mit der Zeit. Er erkennt seine Schwäche, aber sie kränkt ihn nicht; sie gehört dazu. Jesus war kein Supermann. Aber er hatte Weisheit, Autorität und konnte so seinen Leuten vorangehen.
Der königliche Mensch weiß, dass Dienen keine Schande ist, sondern eine Notwendigkeit und dass Macht gut sein kann. Gut gebrauchte Macht hält eine Gemeinschaft zusammen und sie schützt die Schwachen („Witwen und Waisen“). Solche Macht wird zur wohltuenden Gerechtigkeit.
Das Evangelium zeigt uns Jesus als gerechten König. Er kann unterscheiden, weil er das Leben kennt. Es ist nicht Willkür, die ihn die Bösen von den Guten scheiden lässt, sondern Lebenserfahrung. Dieser König ist tief verbunden mit denen, die leiden. Er gibt ihnen die Würde, die die Welt ihnen verwehrt. In der Nähe des Königs Christus werden wir selbst königlich.
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