18. Sonntag im Jahreskreis, 2.8.2014
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Ihr habt Durst? Dann kommt zum Wasser. Ihr braucht Brot? Und Wein? Kommt. Ihr müsst nicht zahlen.
Es ist alles ganz einfach. „Kommt zum Wasser!“ – Auch die Brotvermehrung im Evangelium ist einfach. Jesus wirkt ein Wunder, aber er macht kein Spektakel. Es geschieht einfach.
Einfach ist auch die Messe: Brot und Wein, ein paar Worte; einer ist da. Das ist der Kern der Eucharistie. Es ist alles ganz einfach (s. Wesen der Kirche).
Es ist einfach und es ist ein Geschenk. Die Lesung und das Evangelium, beide handeln von einem Geschenk. Den Durstigen wird Wasser geschenkt, den Hungrigen und Müden Rast im Gras und ein Essen. Umsonst. Keine Forderung. Bei Gott ist das Geschenk das Erste. Forderungen sind immer das Nachgeordnete. Gott ist zuerst Schenkender, nicht Fordernder (s. Ehe). Gott schenkt, ohne dass wir vorher etwas geleistet haben und ohne dass wir dafür bezahlen müssen.
Es gibt auch kein Aufrechnen. Wir holen die Vergangenheit aus dem Kasten, um andere damit zu beeindrucken oder ihnen zu drohen oder um abzurechnen. Gott ist anders. Die beiden Texte sprechen nur vom Jetzt und Hier.
Einfachheit, Großzügigkeit, Gegenwart, das ist der Geist dieser beiden Texte. Das ist Gott. Und wir kommen von diesem Gott her.
In beiden Texten geht es darum, dass elementare Bedürfnisse des Menschen von Gott gestillt werden. Hunger und Durst.
Mit dieser Botschaft stehen wir aber im Zwiespalt. Es fällt uns schwer, das zu glauben, einerseits. Gott stillt den Hunger? Die Welt erzählt etwas anderes. Und irgendwie scheint es nicht zu passen, dass Gott sich um so banale Dinge wie den Durst kümmern soll. Andererseits wären wir ganz zufrieden, es wäre so; Gott begnügte sich mit unseren schlichten Wünschen. Die meisten Menschen wollen einfach genug zu essen und zu trinken, Anerkennung, eine gute Beziehung… Aber wer hier dürstet nach der „ewigen Seligkeit bei Gott“, von der der Katechismus spricht?
Dieses Dilemma hat viel damit zu tun, dass wir zu wenig nachdenken darüber, wer das ist: Gott. Und damit, dass wir uns selbst zu wenig kennen. Wir ahnen kaum, wonach sich unser Herz wirklich sehnt; wozu wir fähig sind im Guten.
In den beiden Texten ist vom Hunger die Rede. Der Hunger ist ein Bild für alle anderen Bedürfnisse. Was brauchen wir am meisten? Was ist das Ziel? Glücklich zu sein. Also richtig. Wahr. In Übereinstimmung mit uns selbst, unseren Anlagen und Möglichkeiten. Und nicht allein. Wir wollen nicht nur satt sein, sondern auch glücklich. Wir wollen nicht vergehen, wollen lieben und geliebt werden. Das ist unser Wesen. Das alles haben wir, wenn wir Gott haben. Er ist das Ziel.
Kirche, das sind Menschen, die einander ermutigen, „hochgemut“ zu sein. Ein altes, schönes Wort. Hochgemut ist, wer sich etwas Großes zutraut und sich seiner wert macht. Dass wir uns etwas Großes zutrauen, das wird uns leicht gemacht durch die großzügige, einfache Geste des Herrn. „Auf, alle ihr Durstigen, kommt zum Wasser!“
Gott berührt uns beim Schlichten, Elementaren und hebt uns hoch. Jeder, der schon einmal gespürt hat, was alles in ihm ist, welche Möglichkeiten und welche Sehnsüchte, ahnt, was gemeint ist.
„Auf, alle ihr Durstigen…“ Wer Durst nach Leben hat, wird Gott finden. Wer von Gott nichts erwartet, wird Gott verfehlen. Die, die sich mit Blödsinn zufrieden geben, wo sollen die auf Gott treffen? Ihr Weg und der Weg Gottes kreuzen sich nie. Auch die, die nur verwalten, die „Vernünftigen“, verfehlen Gott. „Schick die Menschen weg“, sagen die Apostel. Das ist Vernunft, gepaart mit Kleinmut. Wenn bei uns nicht mehr ist als das, wird die Kirche nicht lebendig. „Sie brauchen nicht wegzugehen.“ Wie viel Einfachheit und Ruhe in diesen Worten. Und wie viel Macht in dem, was Jesus so einfach tut! Er tut, was wir für unmöglich gehalten haben. Er, der selber Durst hat („mich dürstet!“), findet die Durstigen.
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