Christmette 2013
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Glauben heißt: Etwas für wahr halten, was man nicht sieht. Auf etwas vertrauen, was vielleicht gar nicht existiert. Zur Kirche gehören – also ernsthaft, nicht nur irgendwie –, das heißt für viele: Noch mehr Stress, als man eh schon hat. Die Kirche bittet um Hilfe, also um Zeit oder Geld. Man soll in den Gottesdienst kommen und beten und gut sein und den Glauben vertiefen…
Sie haben kein leichtes Leben. Schon in der Schule ist es heute nicht mehr leicht; im Beruf erst recht nicht, und die Beziehungen sind schwieriger geworden als früher, wo zwischen Mann und Frau alles klar war. Sie finden Ihr Leben schon ohne Kirche schwierig genug; deswegen lassen Sie sich auf die Glaubensdinge nur sehr vorsichtig ein. Nur manchmal. Vielleicht sind Ihre Erwartungen an Weihnachten deshalb auch gar nicht so groß: Frieden in der Familie, eine schöne Mette, ein paar Tage ohne Arbeit und Schulaufgaben. Vielleicht braucht es gar nicht mehr für „Frohe Weihnachten“.
In diese Situation hinein behaupte ich zweierlei. Ich behaupte: Der Glaube ist kein zusätzlicher Stress, sondern eine Hilfe. Weil er trägt und das Leben gut macht. Ich behaupte zweitens: Wenn es an Weihnachten nicht auch um IHN geht, ist es schief. Es geht vielleicht irgendwie, mit einigem Glück, aber es ist brüchig (Familienstreit und Vergebung).
Weihnachten feiert zuallererst einmal: eine Geburt. Geburt heißt doch: Ich bin da. Von jetzt an bin ich da. Für immer (wirklich ausgelöscht wird keiner mehr). Einem, der da ist, kann man nicht so einfach sagen: Es gibt dich nicht; du interessierst mich nicht. Man muss sich mit ihm auseinandersetzen – oder sich richtig Mühe geben, ihn zu ignorieren.
Weihnachten, Bethlehem, Maria und Josef, Familienfest und Geschenke: Das alles ist nicht wirklich wichtig. Es geht um Ihn. Wir feiern einen Geburtstag. Nicht das Datum ist wichtig, nicht die Bräuche, sondern der Mensch, der da geboren wird. Jesus aus Nazareth. – Wie stehst du zu ihm?
Im Zeitalter der Vernunft erscheint der Gottesglaube unvernünftig und naiv. Sich heute auf die Kirche einzulassen, ist beinahe seltsam, so verknöchert oder verkommen, wie sie mancherorts ist.
Andererseits: Ist die Vernunft alles in Ihrem Leben? Hat der Glaube nicht nach wie vor Kraft? Der Glaube eignet sich, um Probleme mit einer Klarheit zu benennen, zu der die Politik nicht mehr fähig ist. Etwa die europäischen Flüchtlingsgesetze infrage zu stellen und eine weltweite Debatte über soziale Gerechtigkeit auszulösen. Der neue Papst hat das getan. Weil er an Christus glaubt.
Christus steht für die andere Welt. Die uns Hoffnung macht. Es geht gar nicht um ein hilfloses Kind; es geht um einen Mann (der auch den Männern in Mailberg etwas zu geben hat). Dieser Mann, Jesus aus Nazareth, ist kein Frömmler, aber er ist eins mit Gott. Er schafft es, gerecht und barmherzig zu sein (Kinder, Untergebene). Christus stürzt ungerechte Systeme. Er lehrt uns, dass alle Menschen gleich viel wert sind. Ein Mann soviel wie eine Frau. Ein Armer soviel wie ein Reicher. Jesus zeigt, dass die Wahrheit wichtig ist und die Lüge Beziehungen zerstört; dass Rache nicht Stärke ist, sondern Schwäche. Dass es Werte im Leben gibt, um die man streiten kann und für die man sein Leben einsetzen kann. Mit Jesus aus Nazareth, der jeden Menschen achtet, hat eine neue Welt begonnen. Deswegen ist Weihnachten das Fest der „Freude und Zuversicht“.
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