Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest der Apostel Simon und Judas, 28. Okt. 2013

31/10/2013 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein paar Feste, viel Alltag: Das ist das Leben. Ein paar große Momente, unzählige, unscheinbare Entscheidungen: Das ist das Leben der Heiligen.

„In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.“ (Lk 6) Der Berg ist in der Bibel immer Entscheidungsort. Schon so kündigt sich ein feierlicher Moment an. Was es aber erst bedeutet, dass Jesus im Gebet auf Gott seinen Vater, trifft, das können wir nicht ausdenken. Wir ahnen nur: Es muss eine der großen, besonderen Stunden sein. Die Berufung der Zwölf Apostel. – Wenn ihre Namen im Hochgebet der Messe, kurz vor der Heiligen Wandlung genannt werden, ist das ein Echo jenes Momentes auf dem Berg.

Zwölf Namen nennt der Herr. Darunter die beiden, deren Fest wir feiern: Simon und Judas Thaddäus. Das Bild des letzteren schmückt unsere Kirche. Seit dem 18. Jahrhundert wird der hl. Judas Thaddäus verehrt als Helfer der schwer bedrängten und von der Welt verlassenen.

 

Was in der Bibel über die beiden Apostel steht, ist kaum mehr als ihr Name. Der Rest ist widersprüchlich und unsicher. Vielleicht waren beide zuerst radikale nationalistische Juden, die die Römer mit Gewalt vertreiben wollten (Fernsehbilder von heute). Die verschiedenen Überlieferungen sind sich einig darin, dass die beiden Apostel als Märtyrer endeten: Judas erschlagen mit der Keule, Simon zersägt. Aber wo das war? In Armenien? In Babylonien? In Persien? Keine Klarheit. Der Introitus-Vers der heutigen Messe sagt alles, was feststeht: „Diese Heiligen hat der Herr in Liebe erwählt, er gab ihnen seine Herrlichkeit.“ Enttäuschend für die Wissbegierigen; aber genug für den, der glaubt und sich sehnt nach Gott. Wir sind erwählt und Christus wird uns seine Herrlichkeit geben: Wir wollen oft so viel mehr… aber mehr brauchen wir nicht.

Wir versuchen, die beiden Apostel zu feiern und finden uns in einer ganz fremden Situation: Wir wissen nichts. In einer Zeit, wo allen alles über alle bekannt ist; wo das Private, Intime für obsolet erklärt wird; wo Firmen keinen einstellen wollen, der im Internet nicht auftritt, da feiern wir zwei Männer, von denen wir nichts wissen. Die Lesung sagt uns, warum wir das tun. Weil wir „auf das Fundament der Apostel gebaut“ sind.

Dort droben auf dem Berg gibt Jesus zwölf Männern ein Amt. Das Amt der Apostel ist es, das neue Israel darzustellen. Sie sind das Bild der zwölf neuen Stämme. Das Bild Kirche. Die Kirche ist mehr als die zwölf Apostel, aber sie ist nie ohne sie. Deswegen bekennen wir im Credo die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.

Von Anfang an gibt es den Unterschied zwischen den vielen Jüngern (und Jüngerinnen!) und den Aposteln. Die Zwölf sind das Fundament. Anerkannt vom ersten Anfang der Kirche an. Paulus beruft sich nicht nur auf seine Erwählung durch Gott; er sucht zusätzlich die Anerkennung durch die Zwölf. Warum? Weil sie von Jesus erwählt wurden.

Warum sie? Wir werden es nie wissen. Nach allem, was uns die Evangelien erzählen, nicht wegen ihrer herausragenden Fähigkeiten, nicht wegen ihrer Heiligkeit. Das bleibt ja das bestürzende Geheimnis der Kirche. Warum wird ein Solcher Bischof? Warum gibt es unheilige Bischöfe? Unfähige Priester? Und warum gibt es verkommene Getaufte? Warum hat Gott die Juden auserwählt? Warum ist Christus ein Jude und kein Grieche, schon gar kein Germane? Warum der Sohn eines Zimmermanns? Warum sind wir durch die Taufe aufgenommen ins heilige Volk Gottes – und so viele andere nicht? Keine Antwort.

Jesus hat seinen Auftrag von Gott. Er ist der Sohn. Und er gibt den Auftrag weiter. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Jo 20,21). Keiner gibt sich selbst ein Amt, keiner beruft sich selbst, keiner kann sich selbst zum Apostel machen. Der Herr tut es.

 

Die Apostel sind Bilder. Und Zeugen. Zeugen der Worte, die Jesus sprach. Weiter und immer weiter… Tagesgebet: „Durch die Botschaft der Apostel hast du uns zur Erkenntnis deines Namens geführt. Mehre auf die Fürsprache der Heiligen Simon und Judas die Zahl der Gläubigen.“

Die Zahl der Gläubigen wird gemehrt durch die Zeugen. Durch die, die das Wort weitersagen. Das Wort, das sie von den Aposteln herauf empfangen haben. Der Zeuge ist nur dann Zeuge, wenn er dem Wort gehorsam ist. Zum „Wort“ gehört Hören – Gehören – Gehorsam. Das Amt in der Kirche ist Gehorsam dem gegenüber, der selbst „das Wort“ ist: Christus. Der Amtsträger ist nie Herr des Wortes, sondern Diener. Wann werden Sie Ihre Priester daran messen? Wann werden Sie sich selbst daran messen? Auch Sie haben das Amt der Zeugen. Denn wir sind alle getauft.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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