25. Sonntag im Jahreskreis (C), 22. September 2013
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Sie spüren es selbst: Wir haben inzwischen eine lebendige Pfarre; viele unserer Aktivitäten sind schöne Erfolge. Trotzdem ist die Lage sehr ernst. Die große Mehrheit der Mailberger Christen besucht so gut wie nie einen Gottesdienst; die Jugend fehlt ganz; viele meinen immer noch, Kirche zu Taufe, Kommunion und Beerdigung, das genüge. Dabei liegt es auf der Hand, dass das Christentum in Mailberg sterben wird, wenn die treue, regelmäßige Feier des Gottesdienstes fehlt. Was ist zu tun? – Wenn wir als Christen in Mailberg eine Zukunft haben wollen, müssen wir eine echte Beziehung zu Christus aufbauen: jeder für sich und die Pfarre insgesamt. Wir müssen Christus kennenlernen. Wir müssen glauben.
Wo kann man Jesus kennenlernen? Im Evangelium der Sonntagsmesse; hoffentlich in der Predigt; ganz sicher beim Gebet, also beim Nachdenken über ihn und Sprechen mit ihm. In diesem Sinn eine Frage: Was meinen Sie, wie steht Jesus zum Leben? Wenn Sie auch nur einen Moment über diesen Mann nachdenken, wissen Sie: Er ist nicht unglücklich und nicht bitter. Jesus ist bestimmt nicht lebensfeindlich. Und uns will er das Leben nicht schwer machen, sondern er will, dass wir glücklich sind. Aber der Weg zum Glück, den er vorschlägt, geht anders, als es sich die meisten Leute denken. Die meisten denken, gerade heute: Je mehr ich habe, desto glücklicher bin ich („geiles Auto, geile Frau“).
Jesus hingegen behauptet: Nicht das Haben ist der Weg zum Glück, sondern das Verschenken. Diesem Weg gehört die Zukunft (geschenkte Zeit in der Pfarre). Die Welt des Raffens und Habens, wie wir sie derzeit erleben, kann nicht bestehen.
Seine Lehre kann denen nicht passen, die vor allem haben. Den Reichen. Kein Christ, – keiner, der zu Christus gehört –, kann ein problemloses Verhältnis zum Reichtum haben. Solange Menschen sterben, nur weil sie arm sind, hat niemand ein Recht auf Überfluss – es sei denn, man kündigt die Gemeinschaft der Menschen auf und sagt: alle gegen alle, jeder für sich. Es gibt heute eine Menge Leute, die so denken. Vielleicht gibt es sie immer: Vor fast 3000 Jahre schon hat der Prophet Amos durchschaut, was läuft, wenn die Leute fragen: Wann ist das Neumondsfest vorbei? Wann ist der Sabbat aus? (oder der Sonntag? Oder die Weihnachtsfeiertage?). So fragen die, die vor allen an Profit denken. Es interessiert sie nicht, ob die Menschen Ruhe brauchen oder ob Familien zusammen feiern können: Das Geschäft muss weitergehen. Wachstum! Sie wollen, wie es in der Lesung heißt, „die Hilflosen kaufen“: die, die jeden Job annehmen müssen. Sie wollen sogar den „Abfall des Getreides“ zu Geld machen, obwohl es doch ein Vorrecht der Armen war, auf den Äckern zu sammeln, was beim Ernten daneben fiel.
Aber es kommt für jeden von uns die Stunde, wo er „nichts mehr hat“ (Lk 16,9). Auch für die Reichen. „Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen!“, ruft Gott. Uns allen steht das Gericht bevor, das über unser ewiges Leben entscheidet. Das zu wissen und danach zu handeln, ist klug. Der Verwalter, von dem Jesus im Evangelium erzählt, ist klug: Wenigstens im letzten Moment erfasst er seine kritische Situation und zieht sich geschickt aus der Affäre.
Er hätte längst merken können, dass das Geld ihn versklavt. Das Geld ist ein strenger Herr. Es verlangt, dass man sich Tag und Nacht sorgt; es fordert Knauserigkeit und Geiz.
Jesus sieht aber eine Chance zu Befreiung und zur Veränderung der Welt: dann, wenn die Herrschaft des Geldes gebrochen wird, der kalte Kreislauf von Arbeit und Lohn. Wer sich für alles bezahlen lässt, denkt rein diesseitig und kann kein Jünger Jesu sein.
Kein Wunder, dass viele mit der eigentlichen Lehre Jesu nichts anfangen können. Wie widersinnig, das Leben zu verschenken, wenn man doch gewinnen und genießen will!, denken sie. Aber ist verschenkte Zeit, Zeit, die wir anderen widmen, verloren? Oder ist sie schlussendlich nicht doppelt und dreifach gewonnene Zeit? Weil wir in der Zeit, die wir verschenken, Freunde gewinnen. Das Evangelium heute sagt etwas Überraschendes: Wenn wir in den Himmel gelangen wollen, sind wir angewiesen auf Freunde: „Macht euch Freunde, damit man euch, wenn ihr nichts mehr habt, in die ewigen Häuser aufnimmt.“ Freunde gewinnt man nicht mit Geld…
Wer den Kreislauf von Geben und Nehmen in dieser Welt durchbricht, wer einfach schenkt, der wird Gott ähnlich. Gott hat keinen Besitz; er schenkt alles her. Weil er liebt. Genauso hat Jesus gelebt.
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