Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag, 21. Woche im Jahreskreis, 26. August 2013

02/10/2013 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was ist das, ein Christ? Wenn Sie da hinaus gehen, in die Straßen einer europäischen Großstadt des 21. Jahrhunderts und die Leute fragen: Was ist ein Christ?, werden sie unterschiedliche Antworten bekommen. Eines wird in allen fehlen: Die Liebe. Im doppelten Sinn. Die Leute lieben Christen nicht – und sie nehmen ihnen die Liebe, die sie bekennen, nicht ab. Eine Bankrotterklärung.

Die Christen sind, in den Augen der Leute, Mitglieder einer weltweiten Gemeinschaft. Einer Weltreligion. Und damit verdächtig. Denn es setzt sich immer mehr die Meinung durch, die Welt sei ohne Religionen besser daran. Es sind die Religionen, die den Frieden stören. Vor allem die Geistlichen. Ihnen traut man alle dunklen Ränke zu. Es steht für alle fest, dass sie nicht leben, was sie predigen. Wer so denkt, kann sich sogar auf das Evangelium von heute berufen. Eine Bankrotterklärung der Religion also.

Die Christen seien, meinen die Leute, eine uralte, immer noch mächtige Gemeinschaft. Mit Moral-Regeln, die aus der Zeit sind. Christen haben einmal große Kunstwerke hervorgebracht; heute leisten sie zur Kultur keinen Beitrag mehr. Christen sind wie ein Mittelaltermarkt: pittoresk bis seltsam. Nichts für dieses Leben hier.

Die Christen, die heute leben, sind die bestaunte oder verdächtige Ausnahme. Geliebt werden sie nicht.

Machen wir ein Gedankenspiel. Lassen wir diese Aktualität einmal beiseite. Vergessen wir die 2000 Jahre Geschichte. Gehen wir zurück auf Anfang. Dieser Vorschlag ist nicht so kurios, wie er zuerst scheint. In der Liturgie tun wir das immer: Wir gehen zurück zum Anfang. Warum sonst würden wir immer noch hören, was Paulus an die ersten Christen schreibt?

Was tun die ersten Christen? Was glauben sie? „Unablässig erinnern wir uns“, schreibt Paulus, „an das Werk eures Glaubens.“ Diese Frauen und Männern handeln also. Sie tun etwas – weil sie glauben. Wenn Christen von heute gefragt werden: Was tust du nur deswegen, weil du an Christus glaubst? Wo ist es dein Glaube – und nicht die Erwartungen der anderen, nicht die Konventionen, nicht deine eigenen Pläne – wo ist es dein Glaube, der dich zum Handeln bewegt?

Dann spricht Paulus von der „Opferbereitschaft“ der Liebe und der „Standhaftigkeit der Hoffnung“. Liebe ist für die ersten Christen also kein freundliches Gefühl, keine Sentimentalität, sondern eine Haltung, die etwas einsetzt. Es ist ihnen klar, dass echte Liebe kostet.

Und sie hoffen standhaft. Was ein Urteil über die Frustration in der österreichischen Kirche heute! Über das Aufgeben und Resignieren. Über das Nischen- und Nestbauen. Spirituelle oder liturgische Nischen, in denen man vor dem Sturm geschützt hocken kann und keine Hoffnung mehr zu leisten braucht. Nichts mehr von „Opferbereitschaft“ der Liebe und „Standhaftigkeit der Hoffnung“.

Was glauben Christen? Paulus fasst den Glauben der ersten Christen zusammen. Das allererste Credo, das Wesentliche: Christen sind Frauen und Männer, die sich „von den Götzen zu Gott bekehrt“ haben. Die also etwas aufgeben und sich Neuem zuwenden: dem „lebendigen und wahren Gott“. Was geben Christen heute auf? Setzen sie sich dem lebendigen Gott aus?

Götzen sind, sagt der Psalm, leblose, wirkungslose, risikolose Bilder. Die „Ohren haben und nicht hören, Nasen und nicht riechen“. Gott ist der, der lebt. Christen begegnen dem Leben. Sie glauben an die Auferstehung Jesu von den Toten und sie erwarten seine Wiederkunft. Bei uns ist die Erwartung der Wiederkunft Christi zur liturgischen Floskel geronnen, die nach der Wandlung gemurmelt wird. Oder sie ist zum Gegenstand der Angst geworden. Wer freut sich auf das Ende dieser Welt und die Wiederkunft des Herrn?

 

Die Liturgie des Wortes beleuchtet heute den Unterschied zwischen dem Anfang der Kirche und ihrer Dekadenz. Das Evangelium zeigt einen Klerus, der sich mit Geschick und Umsicht eingerichtet hat. Der auf gar nichts mehr wartet, sich nur noch behauptet – und kein Klerus ohne Gläubige, die ihm folgen, wenn nicht sogar auf seinen Weg drängen…

Dekadenz: Das ist die Zusammenfassung aller Vorwürfe, die den Christen gemacht werden. An die Gestalt des echten Christen, des guten Christen rührt aber kein Vorwurf. Der „gute Christ“ hört nie auf, die Herzen zu bewegen.

Es bleibt also gar nichts anderes als neu anzufangen. Das ist nicht eine Option, die wir ergreifen können oder auch nicht. Es ist unsere Bestimmung. „Wir wissen“, schreibt Paulus, „dass ihr erwählt seid.“

Gerade wo Christen eine Minderheit werden, ist es wichtig zu erkennen: Wir sind erwählt. Ausgesucht. Berufen.

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