Fest des Hl. Josaphat Kunzewitsch
„So sollen wir alle zur Einheit im Glauben… gelangen…“ – „Ein Leib und ein Geist… eine gemeinsame Hoffnung…“ Wie sollen wir die schönen Ideen unseres Glaubens verbinden mit der schaurigen Realität des Christentums? Vor dieser Frage bleibt schmerzhafte Ratlosigkeit. Wir verstehen die Menschen nicht – und wir verstehen oft nicht, auf welchen Wegen Gott seine Kirche führt. Aber wir ahnen: Gott handelt in Menschenleben. Vom kleinen Buben Josaphat wird berichtet: „Sein Lieblingsaufenthalt war das Gotteshaus.“ Wie friedlich dieses Bild ist. In der Liturgie und der Spiritualität war (und blieb) Josaphat ganz ostkirchlich. Aber da kam hinzu die Sehnsucht nach der Einheit mit Rom. Eine Art Instinkt der Wahrheit, der über alles Fremde und Empörende in der Kirche hinwegträgt. Wie fremd muss das damals den meisten gewesen sein. Wie schwer für die Eltern, als ihr Sohn von der orthodoxen zur fremden römischen Kirche übertrat. Welche Zumutung für den Klerus, als der junge Geistliche beginnt, das Klosterleben zu reformieren. Zwischen welche Mahlsteine gerät dieser Mann, als die Hardliner (sie haben zu allen Zeiten Menschen das Leben schwer gemacht), fordern, er müsse auch den slawischen Ritus aufgeben, „Union mit Rom“ allein, das genüge ja nicht. Schließlich wird ihn der Konflikt das Leben kosten. Aber der Mord rüttelt die Gewissen auf, beim Volk und beim Klerus. Entsteht das Gute aus dem Grauen? Wieso sind Christen so? Wieso ist die Kirche so? Die Menschen verschwendet, die den Einzelnen oft nicht achtet, die ihre Heiligen misshandelt, solange sie leben (Johanna von Orléans, Johannes vom Kreuz…) und sie dann eines Tages erhebt „zur Ehre der Altäre“. Wie oft sind Heiligsprechungen auch ein Eingeständnis von bitterer Schuld! Wir hier beschäftigen uns in der Kirche mit Struktur-Problemen und hoffen, draußen, im Staat, in der Politik hätten wir sicheren Frieden. Wir vertrauen auf geschickte Kompromisse, Traditionen, Absprachen, gemeinsame Interessen. Und dann kommt ein Festtag wie der des hl. Josaphat, der uns den Traum von Heiligkeit zeigt – und die Realität der Heiligkeit. Denn Heiligkeit ist eben nicht unrealistisch. Christus „in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ ist ein Ziel. Der Weg dahin ist schlicht: „Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren…“
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin