Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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33. Sonntag im Jahreskreis (B)

18/11/2012 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.„Eine Zeit der Drangsal…“, heißt es in der Lesung. „Drangsal“ ist das alte Wort für Not. Eine Zeit der Drangsal, das ist doch, was derzeit alle fürchten: Dass es so schnell nicht wieder gut wird; vielleicht noch schlimmer. Und wenn Sie selbst diese Furcht nicht haben, dann kennen Sie Leute, die genau das fürchten: dass uns Zeiten von Not und Unruhen bevorstehen. Jeder, der Kinder hat, jeder, der mit Verstand die Zeitung liest, denkt daran. Was tun Christen in Zeiten der Drangsal? Denn solche Zeiten gibt es ja. Für sehr viele Menschen auf der Welt ist die Zeit der Drangsal jetzt, in diesem Moment. Christen laufen nicht weg; sie schauen hin, bleiben nüchtern. Sie kennen Angst, aber sie verlieren nicht den Kopf. Was gibt ihnen die Kraft? Der Glaube.
Dazu sind die Texte dieses Sonntags da: Nicht um uns zu erschrecken oder zu ängstigen, sondern um uns zu sagen: So ist das Leben. Christen machen sich nichts vor: Es gibt im Leben Zeiten der Drangsal. Zeiten, in denen alles wankt und zerbricht. Das Ende einer Beziehung, eine Krankheit, ein gescheiterter Zukunftstraum, alles Mögliche kann den Boden unter uns zum Wanken bringen. „In jenen Tagen wird die Sonne sich verfinstern und der Mond nicht mehr scheinen“, heißt es im Evangelium. Es gibt Momente im Leben, die so heftig sind, dass wir wirklich meinen, die Sonne scheine nicht mehr und jede Nacht sei schwarz. Das sind Endzeit-Erfahrungen. Die gibt es, mitten im Leben – und am Ende der Zeit. Denn diese Zeit wird ein Ende haben. Alles hier hat ein Ende. Leben heißt vorausschauen und planen – aber auch damit umgehen können, dass nicht alle Pläne gelingen; dass das, was wir uns von ganzem Herzen wünschen, nicht in Erfüllung geht. Leben ist offen und gefährdet, unplanbar und unberechenbar. Also ist es einfach klug, wenn wir lernen, unser Pläne und das, was wir gebaut haben, auch wieder loszulassen. Zu wissen: Gott kann uns im Gelingen begegnen, aber auch im Scheitern. Gott genügt.
Die letzte Zeit der Drangsal, die uns allen bevorsteht, ist das Sterben. Wir werden die sein, „die im Land des Staubes schlafen“ (Daniel). Es gibt den Tod; wir wissen nicht, wann und wie er kommt. „Jenen Tag aber und die Stunde kennt niemand…“ (Mk 13). Wir wissen nur: Der Tod gehört dazu. Denn in dieser Welt hat alles hat ein Ende. Es ist einfach vernünftig, das zu erkennen. Dabei ist der Tod nicht einfach das Gegenteil von Leben. Das ist er höchstens auf der Ebene der Biologie. Aber für uns Christen ist der Tod Teil des Lebens. Die beiden sind keine gleichen Gegner: Der Tod ist nur eine Etappe innerhalb des Lebens. „Denn deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen“, heißt es in der Präfation der Messe. Der Tod ist nicht das Lieblingsthema der Kirche (auch nicht Leiden oder Verzicht, wie viele meinen). Das Leben ist das große Thema der Kirche. Das Leben – und alles, was dazu gehört. Der Tod ist ganz natürlich. Deswegen heißt es am Aschermittwoch: „Gedenke, o Mensch, dass du vom Staub“ – von der Erde – „genommen bist und zum Staub zurückkehrst.“ Und heute in der Lesung: „Von denen, die im Land des Staubes schlafen …“ Schmerzen können uns Angst machen, ein Verlust kann uns schier umbringen, aber der Tod selbst ist, recht besehen, kein Grund zur Aufregung. Erst recht nicht für den Christen, der glaubt: Nachher geht es weiter; drüben steht einer, der sich freut, mich zu sehen. Gott. Der Christ weiß, dass den letzten Schritt jeder ganz allein macht. Aber er weiß auch, dass die Kirche da ist, die Gemeinschaft der Gläubigen, um ihm zu helfen (Sterbegebete, Totenwache, Rosenkranz, Weg zum Grab). Geschwisterlich, lebenserfahren, ernst, voller Poesie, voller Gnaden ist die Hilfe der Kirche. All diese Hilfe soll dem Menschen sagen: Jesus verkündet nicht das nahe Ende, sondern den Gott, der auch im Ende nahe ist.
„Du bist ’s, der, was wir bauen, mit milder Hand zerbricht, dass wir den Himmel schauen, darum, so klag ich nicht.“ (Eichendorff)
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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