Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest der Kreuzerhöhung 2025

14/09/2025 


Die Predigt zum Anhören

Fest der Kreuzerhöhung
Predigt in Windheim am 14. September 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

In Marktheidenfeld gab es kürzlich eine Ausstellung über die Bildstöcke unserer Heimat. Ich bin ein Gegner der Bildstöcke. Jedenfalls dann, wenn sie den Gekreuzigten zeigen. So was sollen sich die Kinder ansehen? Die Kindergärtner*innen und die Kommunionhelfer*innen haben Recht, wenn sie nur solche Kreuze wollen, an denen statt des Gekreuzigten ein Regenbogen zu sehen ist oder eine Taube [1]. Ich bin also dafür, dass man solche Bildstöcke umlegt und wegräumt, die mit der Schmerzensmutter gleich mit. Das Christentum ist doch keine Drohbotschaft mehr! Unser Gott ist superfreundlich, unsere Gottesdienste sind voll nett. Nur das Leben… das ist manchmal schmerzhaft.

Hoffentlich sind jetzt alle wach und besorgt! „Der Hochwürden Martin will die Bildstöcke wegräumen!“ So kann eine Predigt gut werden.

Fangen wir noch einmal anders an: Heute ist das Fest Kreuzerhöhung. Das Fest? Kann man das Kreuz feiern, wenn man es noch nicht einmal anschauen kann? Wieso haben Christ*innen ein Problem mit Christus am Kreuz? Eine echte Rolle spielt das Kreuz offenbar nur noch in der Politik, wenn die einen den anderen zeigen wollen, wo ’s lang geht. „Hier ist Bayern! Hier ist das christliche Abendland! Die müssen sich anpassen!“ Ich stehe vor dem Kreuz, das der Söder an die Wand genagelt hat, und überlege: Was fragt dich so ein Politiker-Kreuz? Es fragt: Stehst du auf der richtigen Seite? Das Kreuz der Politiker fragt nicht: Bist du dankbar? Glaubst du?

Wie weit ist das Kreuz der Leserbriefe und Presse-Kommentare weg vom Kreuz des Karfreitags! Wie weit weg ist das alles von der hl. Helena, jener römischen Kaiserin, die sich aufmachte, das wahre Kreuz zu suchen und es, als sie es gefunden hatte, aufrichten ließ, erhöhen. Diese Frau wusste noch, was die Geschichte von der Schlange aus Kupfer – Sie erinnern sich an die erste Lesung – was diese Geschichte aus dem Alten Testament vorausgesehen hatte: Wer hinaufblickt, wird gerettet. Diese Frau wusste auch, was Jesus einst gesagt hatte: „Wenn ich erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“ Wollen Sie, dass Jesus Sie an sich zieht?

Machen wir uns nichts vor: Das christliche Abendland, unsere „Kultur“ rettet man nicht, indem man Kreuze in öffentliche Gebäude hängt, sondern indem man jeden Sonntag in die Kirche geht, das Credo mit Andacht und Verstand betet und dann anderen Menschen Gutes tut. Allen Menschen, nicht nur denen, die einem passen.

Vielleicht ist die Idee der „Kultur“ sowieso überholt, weil es heute einfach zu viele verschiedene Kulturen gibt. Vielleicht müssen wir zurück hinter die Einteilungen, Definitionen und Behauptungen. Vielleicht müssen wir einfach hinschauen. Und dann handeln. Richtig handeln. Dazu braucht es keine Kultur, sondern nur das Gewissen: die Stimme Gottes in uns. „CSU“, „Linke“, „Ausländer“, „AFD“, das sind alles bunte Bildchen, nachträglich aufgeklebt. Davor ist einfach: „der Mensch.“ Der Mensch im Leid und Gott, der rettet: Das ist Glaube. Der eigentliche Glaubensakt – „Ich glaube an Gott!“ – ist weit vor der Kultur und noch weit nach ihr.

Das Fest Kreuzerhöhung könnte machen, dass wir wieder hinsehen, statt zu verdrängen. Einfach das Kreuz ansehen. Still hinschauen. Gemütlich ist es vor dem Kreuz nie. Aber es klärt den Alltag. Vor dem Kreuz wird so vieles komplett unwichtig.

Das Kreuz klärt den Blick und die Stellung: Wir unten, Er oben. Oder wollen Sie bessere Plätze als die, die Maria und der Apostel Johannes hatten? Jene beiden Menschen unter dem Kreuz, deren Bilder man jetzt in Marktheidenfeld zerschlagen hat. Vor dem Kreuz können Sie sagen: „Du hast gelitten. Nun leide ich.“ Unter dem Kreuz ist Nähe, nicht Einsamkeit.

Wenn Ihnen vor dem Kreuz Fragen kommen und Zweifel, dann beweist das nur, dass Sie wirklich hingeschaut haben. Welche Frage stellt ein Regenbogen? Man kann die Lebensfragen angehen, indem man zwei Glas zu viel trinkt und sich Beethoven auflegt oder Blasmusik auf ganz laut, damit man nicht denken muss. Man kann aber auch das Kreuz anschauen und spüren: Das ist kein totes Bild.

Natürlich fragt sich die Frau / der Mann / das Kind vor dem Kreuz: warum? Vielleicht weil Jesus ohne das Kreuz auch nur ein Plauderer gewesen wäre, ein Sprüche-Macher wie andere Religionsstifter. Am Kreuz hat Jesus jedes seiner Worte eingelöst. Das Kreuz sagt: Dem kannst du vertrauen. Er hat sich hingegeben, seine Schmerzen zeigen dir, wie weit die Liebe gehen kann. Muss. Der springende Punkt am Kreuz ist nicht das Leiden; es geht nicht um die Schmerzen. So wenig wie Jesus ein Religionsstifter ist wie die anderen, so wenig ist er ein Folter-Opfer wie die Millionen anderen. Am Kreuz geht es nicht um das Leiden, sondern um Hingabe aus Liebe. Die geschah am Kreuz, damit es auch der letzte kapiert (wenn er nur will): Die Welt wird durch Hingabe gerettet.

So wurde Jesus der Erlöser. Ihr Erlöser. Wir verstehen nur, wenn wir sehen.

Vielleicht kommt in der Stille vor dem Kreuz die Dankbarkeit für all das. Hingabe und Dankbarkeit: Das würde die Welt besser machen.

Wenn die Bildstöcke und Kreuzbilder an den Wegen nur noch die Heimatpfleger und die Fotografinnen von Tourismus-Broschüren interessieren, dann ist es nicht schade um sie. Solange die Kreuze am Weg aber noch Menschen zu einem Gebet anregen, solange gestandenen Männern die Tränen kommen, wenn so ein Bild zerstört wird, solange können wir das Kreuz feiern.

[1] Auf www.christliche-geschenke.de und auf www.religioese-geschenke.de findet sich kein einziges Kreuz mit dem Gekreuzigten!

FÜRBITTEN

Vater, gib allen in Windheim Sehnsucht nach Erlösung. – Wir beten in Stille.

„Nicht mein Wille geschehe…“ Jesus war gehorsam. Weil er dem Vater vertraute. Heiliger Geist, stärke unser Vertrauen. – Wir beten in Stille.

„Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach.“
Wir beten für die vielen Menschen, die ein Kreuz tragen: eine gescheiterte Ehe, Kriegsnot, schwere Krankheit, die Einsamkeit des Alters, die Ratlosigkeit der Jugend… Wir wollen sie nicht allein lassen.

Wir beten für die Überheblichen und allzu Mächtigen: um ein Kreuz, das sie niederdrückt.

Heute ist der „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel“.
Wir beten für die Unternehmen, die an den sozialen Medien verdienen. Gib den Machern Ehrfurcht vor der Wahrheit.

„Einer trage des anderen Kreuz.“ – Menschen, denen etwas Schlimmes passiert ist, lösen in anderen Unbehagen aus; das macht sie auch noch einsam. Gib uns den Mut, auf solche Menschen zuzugehen.

Wir beten für die Kinder in Windheim.
Für unsere Kranken
Für die Bekehrung der Ungläubigen
Für die Politiker*innen. Mache sie zu Friedenstiftern.
Wir beten für unsere Toten.

Heiliger Cyriakus, du Helfer in Anfechtungen des bösen Feindes – Bitte für uns!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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