Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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29. Sonntag im Jahreskreis 2025

19/10/2025 


Die Predigt zum Anhören

29. Sonntag im Jahreskreis 2025 (Lesejahr C: 2 Tim 13,14-4,2)
Predigt in Marktheidenfeld St.-Laurentius am 19. Oktober 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Als ob Sie davon nicht schon genug hätten. Von was? Von den Aufgaben. Sie gehen doch früh am Sonntagmorgen (Danke fürs Aufstehen!) nicht in die Kirche, um noch mehr Anforderungen zu begegnen. Ihr Leben ist sowieso voll davon; Sie sind eher im Zuviel als im Zuwenig. Kein Wunder, dass viele Menschen sich für Religionen interessieren, die keine Forderungen zu stellen scheinen, für den Buddhismus etwa. Oder dass sich viele ihre Religion gleich selber machen: streng oder weniger streng oder gar nicht streng, wie man’s halt mag.

Ich kann Ihnen da leider nicht helfen. Jesus selbst hat gefordert, er war ein Mann, der die Dinge nicht lassen wollte, wie sie sind. Was für ein Priester wäre ich, wenn ich mich selbst und Sie nicht fordern würde? Sie kennen den berühmten Spruch: „Wer die Hitze nicht aushalten kann, soll raus aus der Küche.“ Und tatsächlich bleiben ja viele draußen. Im Bett z. B.

Im Evangelium heute die Forderung: beten! Und zwar hartnäckig. D. h. ungeachtet der Lust und der Wirkung. Wer nur schaut, ob sein Gebet sofort wirkt, hat es nicht verstanden; wer nur schaut, ob er Lust hat zu beten, hat keine Ahnung. Ich habe fast immer Lust auf Jägerschnitzel mit Pommes und nur selten Lust zu beten. Aber ich bete. Weil es sein muss. Weil Menschen darauf zählen, dass ich bete. Weil Gott ein Recht auf das Gebet hat.

In der Lesung heute die Forderung: die Hl. Schrift kennen! Wenn Sie sie noch nicht kennen: sie kennenlernen. Und dann mit ihr arbeiten. Wirken.

Man kann die Bibel lesen als Freund schöner Literatur, wie irgendein Buch eben. Man kann sie lesen als Wissenschaftler. Man kann sie lesen als Politiker. Damit meine ich solche, die sich aus der Bibel aussuchen, was in ihr Programm passt.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ganz beliebt, im Nachbarn-Streit und in der Staatspolitik. „Auge um Auge“, steht in der Bibel, stimmt. Aber Christus sagt etwas ganz anderes. Das Alte Testament, woher das „Zahn um Zahn“ stammt, ist für Christen nicht mehr relevant. Wenn Jesus etwas anderes sagt als das Alte Testament, dann zählt Jesus. Christen halten sich an Christus. Punkt.

Sie hier können die Bibel nicht lesen wie Bücherleser, Wissenschaftlerinnen oder Politikerinnen, denn Sie sind Gläubige. Sie können die Bibel also nur lesen als Wort Gottes. Sie können die Bibel auch nicht „allein“ lesen, d. h. nur nach eigenem Gusto, ohne Blick auf die anderen. Christ ist man immer zusammen mit anderen. M. a. W. Sie können die Bibel nur in der Kirche lesen (damit meine ich natürlich nicht den Ort, sondern die Gemeinschaft). Was ist die Kirche Jesu Christi? Das sind die Menschen, die in Christus sind; das ist Christus in Frauen und Männern. „Alle Getauften gehören zur Kirche Jesu Christi [1]“, sagt der Katechismus (…). Was ist die katholische Kirche? „Zur vollen Gemeinschaft der Katholischen Kirche gehört, wer sich in Einheit mit Papst und Bischöfen / durch das Bekenntnis des katholischen Glaubens / und den Empfang der Sakramente / an Jesus Christus bindet [2].“

Am Ende der Lesung ruft die Lektorin Ihnen zu: „Wort des lebendigen Gottes.“ Das ist Grundlage Ihrer Arbeit mit der Bibel. Sie hören Gott. Sie hören. Sie reden nicht zuerst selbst, Sie suchen nicht aus, was Ihnen gefällt, Sie bleiben nicht kleben an Ihren Standpunkten, sondern Sie sind aufmerksam für Gott, der in der Bibel auf menschliche Weise, also in den Grenzen der Sprache zu Ihnen spricht. Sie sind also – sorry – gehorsam. Wir sind nicht Herrinnen und Herren der Bibel.

Wir begegnen nicht einem Buch. Schon deshalb nicht, weil die Bibel aus vielen höchst verschiedenen Büchern besteht. Von langweiligen Statistiken über verstörende Geschichtsbücher bis hin zu erotischen Liebesgedichten finden Sie dort alles.

Sie begegnen in der Bibel keinem durchdachten System, sondern etwas Lebendigen. Die Zeugen Jehovas und alle anderen, die sich so gut in der Bibel auskennen als seien sie Besitzer der Bibel, die machen aus ihren Kenntnissen ein geschlossenes System. Alles passt, für alles gibt es ein Argument samt Bibelstelle. Wie aber kann das Wort des Lebendigen Gottes ein System sein? Mich beruhigen die Widersprüche der Bibel, ihre rätselhaften oder unlogischen Seiten, denn sie beweisen mir: Das ist nicht das Werk einer Expertenkommission. Die hätte darauf geachtet, dass es keine Widersprüche gibt.

In der Bibel begegnen wir auch nicht oder nur ganz am Rand unseren modernen Idealen: Menschenrechte, Selbstverwirklichung, Toleranz usw. In der Bibel geht um das Ende der Welt, um den Kontakt zum unsichtbaren Reich Gottes und vor allem um Gott selbst. Also um das Unfassbare und Geheimnisvolle. Wie viel wahrer und kräftiger ist das als die frommen Broschüren, in den Quatschkitsch steht wie „Gott ist das Kissen, auf dem du ausruhst“. Werfen Sie’s weg!

Wie also die Bibel lesen? Erstens: Lesen Sie die Bibel mit einer offenen, loyalen Treue. – Zweitens: Lesen Sie die Bibel mit dem Blick auf die Tradition. Schon vor Ihnen haben welche die Bibel gelesen, Heilige, wirklich große Geister, von denen wir lernen können. – Drittens: Lesen Sie mit Sachverstand. Den Unterschied zwischen einem Lied der Bibel und einem Geschichtsbuch der Bibel kann jeder hier erkennen. Ein Lied versteht man anders als eine Chronik. – Und viertens: Lesen Sie die Bibel mit einem Sinn für die Wirkung. Wohin führt Sie Ihre Auslegung der Bibel? Weiter in die Kirche Jesu Christi hinein? Zu tieferem Glauben? – „Wenn aber der Menschensohn kommt, wird er dann auf der Erde noch Glauben finden?“

[1] Siehe Youcat, Nº 130.

[2] Youcat, Nº 134.

FÜRBITTEN

Wird der Herr noch Glauben finden, wenn Er wiederkommt?
Ja, wenn wir beharrlich beten.
Herr, lehre uns richtig und treu zu beten.

In der ersten Lesung verstehen wir: Gebet ist auch Kampf und nicht leicht. Es braucht die Hilfe der anderen: Aaron und Hur stützen den betenden Mose.
Herr, lehre uns richtig und treu zu beten.

In der zweiten Lesung heißt es: „Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!“
Heiliger Geist, gib uns Menschen, die uns klug und wohlwollend kritisieren. Halte uns die vom Leib, die sich nur auskotzen wollen.

Unsere Pfarrei sucht Männer / Frauen / junge Leute, die mithelfen, für die schöne alte St.-Laurentius-Kirche zu sorgen.
Heiliger Laurentius, heiliger Joseph und heiliger Tharcisius, – bittet für uns!

Wir beten für die jungen Leute in Marktheidenfeld…
… für unsere Kranken
… für die Regierung und für die Opposition
… für unsere Toten

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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