Fest der heiligen Könige Knud von Dänemark, Erich von Schweden und Olaf von Norwegen
Fest der heiligen Könige Knud von Dänemark, Erich von Schweden und Olaf von Norwegen Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Erstaunlich, wie grob es plötzlich werden kann. Da denken alle: Wir verstehen uns super, läuft. Leute wie wir streiten doch nicht! Wir sind die Guten. Und dann kippt es; es fehlt nicht viel, dass sie mit dem Messer aufeinander losgehen. Ich bin keine Therapeutin und kein Konfliktforscher, aber immerhin den Verdacht habe ich: Wäre man ehrlicher und realistischer gewesen, / hätte man es eingeübt, die eigene Seele kritisch zu befragen, / hätte man nicht so viel Angst vor Streit, würde stattdessen mit Streit rechnen und streiten können, dann wäre nicht so viel zerschlagen worden. Das ist eine der Lehren dieses Tages: 10. Juli, Fest der heiligen Könige von Dänemark, Schweden und Norwegen. Diese Heiligen hatten keine Angst vor Streit, wirklich nicht. Sie waren Kämpfer, haben sich die Hände schmutzig gemacht, sie konnten ihren Gegnern in die Augen schauen; mancher Pastoralassistent kann das nicht. Der heilige Olaf, ein Wikinger bekam mit zwölf sein erstes eigenes Kriegsschiff. Mit zwölf! Seine Raubfahrten führten ihn über Dänemark, Holland, England bis vor Gibraltar. Dort hatte er eine Vision: Ihm wurde ein Königsthron verheißen. Er zog hinauf in die Normandie, wurde getauft, kehrte in seine Heimat zurück, einte das Land, zerschlug die Heiligtümer der Heiden, vertrieb die Dänen und wurde König von ganz Norwegen. Im Jahr 1030 fiel er in der Schlacht, in die er gezogen war mit dem Kriegsruf: „Vorwärts, Christmänner, Kreuzmänner, Königsmänner!“ – Der zweite heilige König, Knut IV. von Dänemark wurde am 10. Juli 1086 in der Kirche von Odense erschlagen. Der dritte heilige König des Nordens, Erich IX. von Schweden wurde 1160 bei der Feier der Heiligen Messe von Verschwörern ermordet. Diese Männer haben Macht ausgeübt, sie kannten den Morgen vor der Schlacht, alle drei bekehrten Völker mit Gewalt zum Christentum, alle drei handelten für ihren Glaubens, und die Kirche feiert sie als Heilige. Könige, Krieg und Mord, Kolonisierung fremder Völker, Bekehrung mit Feuer und Schwert: Da ist alles beisammen, was viele Katholik*innen heute aus der Geschichte streichen wollen. Indem sie verurteilen. Das Gericht der modischen Meinung soll die Geschichte säubern. Wieder einmal. Ich muss an die Statuen der heiligen Könige des Alten Bundes denken, die einst vor Notre-Dame in Paris standen, die man dann herabstürzte und ihnen die Gesichter abschlug. Schon die Revolution wollte die Säuberung der Geschichte. Alles neu! So weit reinigen, bis nichts mehr übrig ist, dann werde alles gut, sagen sie uns immer wieder. Nur wird der Neubeginn halt nicht von neuen Menschen gemacht, sondern von alten. Von Infizierten und Zombies. Keiner beginnt bei null, jeder hat Eltern und Großeltern, keiner lebt in einem neuen Land. Eine reine Geschichte ist nicht möglich: Auch die neuen Gestalterinnen werden sich diesem Gesetz beugen müssen. Man reformiert die Kirche nicht, indem man verurteilt und vernichtet, was war. Man muss es tragen und weiterziehen. „Männer, die über die Erde als Könige herrschten… Sie alle waren geehrt zu ihrer Zeit, und ihr Ruhm blühte in ihren Tagen.“ So hieß es in der Lesung. „Sie waren geehrt zu ihrer Zeit.“ Das scheint mir die Lösung anzudeuten: damals. Jede Epoche hat ihre eigene Last. Damals schien es allen (!) eine heilige Pflicht, gegen den Unglauben auch mit dem Schwert zu kämpfen, heute nicht mehr. Damals sah keiner den Glauben als Privatsache an, heute ist der Glaube nur noch privat. Man sagt einfach: „Muss jeder selbst wissen.“ Weder können wir uns auf die alte Zeit berufen, noch können wir sie verurteilen; je ferner sie ist, um so weniger. Wir können sie nur lassen wie sie war und es selbst anders machen. Die heiligen Könige sind vor uns, ihre Entscheidungen wirken noch immer, aber wir werden nicht mehr zurückgehen. Wir können nicht urteilen. Warum? Nicht weil es kein Richtig und kein Falsch gibt, sondern weil wir nichts wissen. Was wissen Sie von Ihren Urgroßeltern? Wir wissen kaum mehr als dies: keine Familie ohne Unrecht; je weiter man zurückgeht, um so wahrer wird das. Keine Pyramiden und keine Kathedralen ohne Unrecht, keine Wissenschaft ohne scheppernden Irrtum, kein Glaube ohne dümmlichen Hochmut. Es gibt keine reine Welt. Sie können Ihre Sympathien verteilen, wenn Sie das brauchen. Aber urteilen? Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Großeltern beurteilen dürfen? Wenn schon die nicht, wie dann jene fernen Könige? Wäre die Welt besser, wenn sie das Christentum nicht verbreitet hätten, wenn es die alten Götter der Germanen noch immer gäbe und nicht die Lehre Jesu? Manche sagen das. Ich freue mich am Sturz der Götter. „Ich bin nicht gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert.“ Hilft es der Kirche, so zu tun, als habe Jesus dies nie gesagt? Christus stellt uns in die Zeit, wie er sich selbst in sie gestellt hat. Wie Jesus stehen wir in der Entzweiung, im Scheitern, in der Gewalt, in Kommen und Gehen. Sind nicht alle nordischen Länder gegangen, abgefallen vom katholischen Glauben? Immer werde ich sagen: So ist es. Nie, niemals werde ich sagen: So war es gut. Wir stehen im Kampf. Wie Christus. Sind die Kämpfe in den Büros wirklich weniger schlimm, weil es nicht mehr um Glaubensfragen geht, sondern um Geld? Ist diese Welt besser als jene der heiligen Könige? Was können wir tun? Aushalten wie es ist. Uns zurückhalten im Urteil. Streiten. Wir können all die Jahrhunderte, allen Irrtum und alle Wahrheit der Kirche auflegen. Sie trägt alles, jene Könige und uns. Uns, über die man irgendwann auch den Kopf schütteln wird wie wir heute über die des Mittelalters. Wie können wir es wagen? Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt am 10. Juli 2025 in Marktheidenfeld St.-Laurentius