Christi Himmelfahrt 2025
Christi Himmelfahrt 2025
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Der Mensch ist gut. Aber die Leut san a Gsindl.“ Sagt der Wiener und auch die Wienerin. Gott sagt das nicht. Doch dazu später. – „Der Mensch ist gut, aber die Leut san a Gsindl.“ Die Wiener Lebensweisheit hat mir schon oft geholfen. Etwas nüchtern auf den Punkt zu bringen, kann sehr beruhigend wirken. Die Gelegenheiten, wo man sich denken kann „was ein Gsindl!“, sind ja nicht gar so selten. Aber…! Nach solchen Weisheiten kann ich doch nicht mein Leben ausrichten. Ich muss doch versuchen, von Gott her zu denken. Von diesem Fest her. Christi Himmelfahrt. Der eigentliche Punkt ist doch: „Der Mensch ist gut.“ Das muss man behalten, unter allen Umständen. Gerade dann, wenn gestritten wird. Natürlich ist es leichter zu vertreten: „Der Mensch ist schlecht.“ Philosophen, Geschichtsbücher, Presse, Facebook (ich weiß, das ist veraltet) bringen dir diese Meinung nahe: Der Mensch ist schlecht. Womöglich gibt es sogar Gemeinden, wo die auf der linken Seite hinüberschauen zu denen auf der rechten Seite und sich denken „Was ein Gesindel!“ Und die rechts schauen nach links und denken genau das Gleiche. In der weiten Mitte dazwischen stehen dann viele und wissen nicht, was das alles soll. Viele stehen im Gewitter des Streites, wissen nicht, wie ihnen geschieht und werden verwirrt, traurig und unendlich müde. „Keine Lust mehr auf die ganze Kacke.“ Viele, viele Menschen haben einfach keine Lust mehr auf Kirche. Warum wohl? So ist das mit den Menschen. Gott hingegen… Gott schaut auf den zu seiner Rechten und denkt sich: „Meine Freude! Der Mensch ist meine Freude.“ Er sieht Jesus aus Nazareth, Seinen Sohn, der Mensch wurde und Mensch bleibt auch dort im Himmel. Der Mensch zur Rechten Gottes. Das ist natürlich sehr bildhaft gesprochen, beinahe kindlich, aber genauso spricht die Heilige Schrift von der Himmelfahrt. Ein Fest, das die Sprache an ihre Grenzen bringt, aber eine Wahrheit festhält, die für alle zu glauben ist: „Aufgefahren in den Himmel, er sitzet zur Rechten des Vaters.“ Das Bild verstehen auch wir Moderne. Es spricht von einem Abschied, vom Übergang in eine andere Welt, und von einem ehrenvollen Platz. Von einer Bestätigung. Vom guten Ende. Was mit Mariä Empfängnis begann, kommt an Himmelfahrt zum Abschluss: Der Mensch ist ausgesöhnt mit Gott und Gott mit dem Menschen. Für immer. Der Mensch bleibt zur Rechten Gottes, ganz gleich, was Menschen anfangen. Christi Himmelfahrt ist ein Fest der Versöhnung, ihr lieben Landsleute! Hier auf Erden geht der Kampf aber weiter. Menschen bekriegen sich, in Gaza und anderswo. Menschen brechen mit Gott (nicht Gott mit den Menschen). „Wir haben so viel gebetet, und Gott hat uns nicht erhört.“ Da kann man als Seelsorger mit viel Geduld erklären: Gott erhört uns nicht, wann und wie wir es wünschen. Ein paar Gebete (denn es sind ja auf unsere ganze Lebenszeit gesehen immer nur ein paar Gebete), ein paar Gebete geben uns kein Recht auf prompte Erhörung. Vielleicht war das Gebet ja falsch? Das Evangelium nennt Bedingungen des richtigen Gebetes, achten Sie einmal darauf. Gott hat auch das Gebet Jesu nicht erhört damals am Ölberg. Das Leiden zog nicht wieder ab. Gott hat Jesus erst drei Tage später erhört, dann aber auf absolut spektakuläre Weise: Der, der tot war, lebt! Doch das alles wollen die Leute gar nicht hören. Die Leute führen einen Machtkampf mit Gott. In diesem Machtkampf gibt es immer den Moment, in dem gefragt wird: Wie kann Gott das zulassen? Gute Frage, okay. Schwierige Frage, keine einfachen Antworten. Es gibt aber noch eine andere gute Frage. Die lautet: Wie können Menschen das zulassen? Es sind Menschen, die den Krieg in der Ukraine zulassen; es sind Menschen, die Verbrecher und Ganoven an die Spitze ihres Staates wählen; es sind Menschen, die im Netz andere vernichten; es sind Menschen, die sich mit aller Kraft gegen eine Aussöhnung wehren. Noch eine Volte des Machtkampfes mit Gott: Man ärgert sich über den Pfarrer. Reicht schon, dass der vergisst, zum Geburtstag zu gratulieren oder dass er auf die Wünsche der Braut nicht ganz so glatt eingeht, wie die Dame sich das dachte oder dass der Papst die falschen Schuhe trägt oder das Frauenpriestertum verbietet oder es erlaubt oder dass der Priester einfach einen Fehler macht. Irgendwas und Menschen, die jahrelang in die Messe gingen und miteinander froh gefeiert haben, gehen nun nicht mehr in die Messe. Ich dachte immer, in der Messe ginge es um das Evangelium und die Eucharistie, nicht um irgendeinen Popen. Christus wird abgestraft, weil in der Gemeinde irgendetwas nicht so lief wie gewünscht. Das ist sehr, sehr uncool. Und sicher kein lebensfähiges Zukunftsmodell, oder? Ein Weg zum Frieden wäre es, wenn alle dieses Fest neu entdecken würden. Christi Himmelfahrt lehrt: den Menschen. Es lehrt: Auch der Gegner ist ein Mensch und eben kein Gesindel. – Wenn der Konflikt einmal gekippt ist, wenn der andere nur noch Gesindel ist, also nicht bloß einer, dem man besser aus dem Weg geht, sondern einer, der nicht mehr dazugehört, den man nicht mehr grüßt, wenn es überall nur noch „Nein!“ heißt, wenn jede Veränderung (und Versöhnen ist eine Veränderung) ausgeschlossen ist, wenn es so ist, dann kann dieses Fest nicht mehr sinnvoll gefeiert werden. Büro-Menschen rufen dann nach Moderation. Nichts gegen Moderation und Moderator*innen, wirklich nicht, aber wenn es nur dabei bleibt, wird es nichts. Ohne den Heiligen Geist wird es nichts. Ohne das heilige Evangelium keine echte Kirche. Wie kann es Gott mit den Menschen aushalten? Jesu wegen. Ein einziger Mensch – Jesus – genügt, um die ganze Welt mit Gott auszusöhnen. Und dann geht es weiter. Christi Himmelfahrt ist doch kein statisches Fest! Es ist Dynamik, in die Zukunft! Christus ist – auch das bekennen wir Christen – auferstanden. Das bedeutet: Er ist dort wie hier. Seit seiner Himmelfahrt ist er uns näher als er es vorher war. Er ist im Himmel und hier. Wo hier? Dort, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Und in der Seele der Getauften. Der Himmel, die Gemeinschaft und Ihr Inneres sind Orte der Gegenwart Jesu. Nur wo Hass regiert, wo die dumpfe Verweigerung regiert, da kann Jesus nicht bleiben, da kann nichts Neues, Gutes entstehen. Das ist die bestürzendste Erfahrung überhaupt: Auf Katholiken zu treffen, die partout nichts von Glauben, Gebet, Christus hören wollen. Oder nur dann, wenn es eine Floskel bleibt, die nichts verändert. Es geht also darum, nicht „Nein!“ zu sagen, sondern diese Gegenwart Christi zu ergreifen. Man könnte es auch so beschreiben: In Vielem bin ich Gesindel, lichtscheu, hart, verroht, niedrig. Aber irgendwo bin ich auch ein guter Mensch. Der Heilige Geist verwandelt mich. Das braucht viel Zeit, Tränen, Scham, Demut, Geduld, Nüchternheit, Wachsamkeit. Aber am Ende steht das Kind Gottes. Die Gemeinschaft der Kinder Gottes. FÜRBITTEN „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“, fragt der herrliche Engel. – Lenke unseren Blick auf das Innere. Sie, die Kirche, „ist sein Leib und wird von ihm erfüllt“. – Heiliger Geist, gib uns hier treue Liebe zur Kirche Christi. Christus, wir bitten: Gib, dass wir alle in Freude deine Wiederkunft erwarten. Vor deiner Himmelfahrt hast du deine Jünger ausgesandt: Sende auch heute Arbeiter in deine Ernte. Wir beten um Berufungen. Wir beten für den Glauben der Firmlinge und ihrer Eltern. Wir beten um einen Friedenspapst. Beschütze alle Väter, die heute unterwegs sind: Bewahre sie vor Peinlichkeiten, Kater und allem anderen Übel. Wir legen unsere Toten in die Hand des Vaters im Himmel. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.
Die Predigt zum Download finden Sie hier!
Die Predigt zum Anhören
Predigt am 29. Mai 2025 in Marktheidenfeld St.-Joseph
Wir haben so irdisch gedacht! Heiliger Geist, ändere unserem Blick. – Wir beten einen Moment in Stille.