6. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) 2025
6. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) 2025 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Hochwürdiger Herr Diakon! Mit Höflichkeiten halte ich mich jetzt nicht auf. Ich muss Ihnen doch nicht lange erklären, dass ich mich freue, hier zu sein („hier sein zu dürfen“, sagt man heute). Ich muss nicht extra ausführen, dass ich dem Spielmannszug und überhaupt allen hier alles Gute wünsche. Und Sie könnten ahnen, dass ich den Spielmannszug Esselbach schon seit meiner frühesten Kindheit bewundere. Die Paraden zur jährlichen Eröffnung der Marktheidenfelder Laurenzi-Messe: Höhepunkte meiner Kindertage! Klingendes Spiel, Bayerischer Defiliermarsch, die fabelhafte Ordnung des Zuges, all das Blau und Weiß und Silber und der prachtvolle Schellenbaum: So stellte ich mir als Bub eine gute Welt vor. Die kreischenden Kellnerinnen auf dem Bierwagen und ihre großen Busen waren mir eher unheimlich. Also, wie gesagt, keine weiteren Höflichkeiten. Denn die Zeit drängt. Nicht, weil ich schon beinahe scheintot bin, auch nicht, weil die Welt offenkundig auf unglücklichem Kurs ist. Für Christen drängt die Zeit immer. Christen sind Menschen, die warten. „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, –– bis du kommst in Herrlichkeit!“ Damit ist die Position der Christen in der Welt / und in der Politik / und im Dorf / und in jedem Verein beschrieben: Frauen und Männer, die auf das Reich Gottes warten. Sie beten doch: „Dein Reich komme!“ Diese Erwartung muss uns nicht hektisch machen, panisch schon gar nicht. Eher nüchtern. Die Überzeugung, dass die Zeit drängt, hilft, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Also: Wie haben Sie es geschafft, 70 Jahre beisammen zu bleiben? Was hält Ihr Dorf seit Jahrhunderten zusammen? Doch wohl die Fähigkeit, Krisen zu meistern. – Das gibt mir jetzt die Gelegenheit zu tun, was jeder Prediger in der Hl. Messe tun soll, wenn er die Regeln der Kirche achtet: Er soll die Texte der Bibel erklären und sie in die Welt von heute bringen. Was haben wir da also, heute, am sechsten Sonntag der Osterzeit? „Nach großer Aufregung und heftigen Auseinandersetzungen“, hieß es in der Lesung. Aufregung und Auseinandersetzungen kennen Sie. In der Pfarrei, im Dorf, in Ihrer Familie und bestimmt auch in der Geschichte des Spielmannszuges. In der Gesellschaft von heute sowieso. Die wird fast zerrissen vom Streit. Von mit Absicht geschürtem Streit. Konflikte also – in der Welt von heute und bei den ersten Christen. Es geht an mit Fremden, die Unruhe stiften, die drohen. „Wenn ihr nicht, dann…!“ Viele meinen, so habe die Kirche jahrhundertelang gewirkt: durch Drohungen. Jetzt lehren viele Priester und WoGo-Leiter*innen: Gott stellt keine Bedingungen. Da bin ich skeptisch. „Wenn ihr mich wirklich liebt, dann…“, sagt Jesus im Evangelium. Fremde also, die Unruhe stiften. Damit sind keineswegs dunkelhäutige Flüchtlinge gemeint, sondern Leute in der Gemeinde, die anfangen und es besser wissen. Besser als alle anderen, besser als die Apostel in Jerusalem, besser als der Papst in Rom. So kommt es zum Konflikt. Auf der einen Seite die strengen, engen Neuerer, auf der anderen die offeneren: die Apostel. Das Muster wiederholt sich bis heute; die Drohenden, die Strengen, das können mal die Progressiven sein, mal die Konservativen. Und wer entscheidet dann? Letztlich die Apostel in Jerusalem. Sie sind die Autorität. Nicht bloß von Rechts wegen. Sie können die Auferstehung Jesu bezeugen; sie sind die Zeugen. Sie haben „ihr Leben eingesetzt“; mit anderen Worten, sie waren mutig, sie haben gelitten, sie haben gekämpft, sie waren treu. Wem? Dem Evangelium, der Überlieferung. Das alles braucht es für eine echte, umfassende, klärende, Frieden stiftende Autorität: Einsatz, Treue, Mut, Leiden, Kampf. Jeder Vater, jede Mutter hier weiß das, denn auch Eltern haben ihre Autorität nicht einfach so. Wir haben bei den ersten Christen also: den Konflikt. Dann die Anerkennung des Konflikts. (Warum sprechen Kirchenleute immer so, als sei Friede überall? „Siaseln“, heißt das in Österreich. Wer braucht eine Kirche, die säuselt?) Die Apostelgeschichte erzählt davon, wie gesagt wird, was ist – Streit nämlich – und dann die Entscheidung gesucht wird. Es geht nicht um den Machtkampf, nicht um den Sieg einer Partei, sondern um die gute Entscheidung. In der Kirche, im Verein, in der Familie und wolle Gott auch in der Politik: die gute Entscheidung. Um die richtige Entscheidung zu treffen, sprechen die ersten Christen mit einander. Kaum etwas regelt sich von selbst; zu sagen “Vertragt’s euch halt!“, hilft selten. Diese Männer und Frauen reden. Mit einander! Und dann gehorchen sie. Wem? Zuallererst dem Evangelium, der Lehre, dem Heiligen Geist. Der in der Kirche durch die Apostel spricht, auch und vielleicht zuerst. „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“, heißt es in der Lesung. Erstaunliche Formulierung, erstaunlicher Anspruch (WW). Aber Sie bemerken: Der Heilige Geist ist das Erste. Mit dem Anspruch allein ist die Gefahr aber noch nicht gebannt. Denn da ist die ewige Versuchung, den Heiligen Geist für sich zu pachten und ihn den anderen abzusprechen. Also fragen! Jeder muss sich fragen: Will ich das oder der Heilige Geist? Es könnte doch sein, dass die Frauen von Maria 2.0 im Heiligen Geist sind; es könnte sein, dass die Anhänger der Alten Messe im Heiligen Geist sind. – Wenn Sie es nicht ertragen, dass etwas anderes geschieht als das, was Sie wollen, können Sie sicher sein: Es geht nicht um den Heiligen Geist, sondern nur um Sie selbst. „Der Friede sei mit euch!“ Das waren die allerersten Worte des neuen Papstes. Erwartbar, oder? Eine Papst-Floskel, Gerede: So denken viele. – Kein einziges Wort Jesu ist für mich Gerede. „Der Friede sei mit euch“, das hat als Erster Jesus gesagt, am Ostertag. Das nehme ich absolut ernst. Nur so werde ich fertig mit dieser Welt, die ja keinen Frieden hat. Nicht einmal die Kinder haben Frieden in ihren Whatsapp-Gruppen. Der Krieg ist überall, nicht nur in Gaza. Deswegen ist es so wichtig, Wege zum Frieden zu finden. 70 Jahre Spielmannszug, 200 Jahre diese Kirche, fast eintausend Jahre dieses Dorf, an die 1500 Jahre Christentum in dieser Gegend, 2000 Jahre seit dem Konflikt in Antiochia: Da haben Menschen immer wieder den Weg zum Frieden gefunden. Die gute Entscheidung suchen. Dazu braucht es guten Willen, also Disziplin, und Verstand. Wir können etwas tun. Wenn wir aber alleine handeln, scheitern wir. Ohne den Heiligen Geist scheitern wir. „Heiliger Geist“, – aber was genau soll das sein? Der Heilige Geist ist nicht zu fassen, nicht zu verstehen, nicht zu sehen; also denken viele, die Rede vom Heiligen Geist bedeute letztlich: nichts. Nur eine Floskel. Denen sage ich: Wenn ein Festtag sich von allen Vorbereitungen, aller Organisation löst, wenn da mit einem Mal mehr ist als eine Anzahl von Einzelnen, wenn da mit einem Mal Freude ist und Gemeinschaft, oder wenn die Musik sich löst von den Instrumenten und den Noten, wenn da plötzlich mehr ist als nur Töne, dann ahnen Sie, was der Heilige Geist ist. Dann leuchtet für einen Moment die Herrlichkeit Gottes. Der Friede. FÜRBITTEN Heilige Margaretha, Patronin der Pfarrei von Esselbach – Bitte für uns! Wir sind zu einem Land geworden, das nicht mehr verzeiht. Die Menschen geben einander oft keine zweite Chance mehr. – Heiliger Geist, wir bitten um den Sinn und die Kraft für die Vergebung. Die Art, miteinander und übereinander zu reden, ist hässlich geworden. – Heiliger Geist, hilf uns zu Worten des Friedens. Wir beten um die Einheit der Kirche. Denn eine geeinte Kirche wird zum Katalysator des Friedens in der Welt. Der Spielmannszug Esselbach legt seit vielen Jahren immer wieder Freude und Entzücken in die Herzen der Menschen. Und er hilft, die Esselbacher Generationen und das Dorf zusammenzuhalten. – Vater im Himmel, vergilt dem Spielmannszug das Gute, das er tut. Wir beten um eine gute Ernte, Wir beten um gerechte, kluge und menschenfreundliche Frauen und Männer in der Politik. Wir beten für die Jugendlichen und die Kinder in Esselbach und in unseren Familien. Wir beten für die Kommunionkinder und die Firmlinge: dass sie treu bleiben. Wir beten für die in Esselbach, die noch älter sind als der Spielmannzug. Viele Mütter und Väter sind in Sorge, wenn der Spielmannszug auf Reisen geht. Wir beten um eine immer sichere und gesunde Rückkehr der Musiker des Spielsmannszuges von ihren vielen Auftritten. Wir beten um den wahren Glauben an Jesus Christus Wir beten für Papst Leo XIV. Wir erinnern uns an die verstorbenen Musiker und Mitglieder unseres Jubiläumsvereines und geben Sie in die Hand Gottes. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt beim Festgottesdienst zum 70-jährigen Bestehen des Spielmannszuges Esselbach am 25. Mai 2025
Durchlaucht!
Herr Abgeordneter!
Hochgeschätzte Jubilar-Musiker des Spielmannszuges, von den Vorständen und Autoritäten bis hin zum jüngsten Trommler!
Herr Bürgermeister!
Sehr verehrte Esselbacherinnen, liebe Esselbacher! Und ihr Kinder!
Heilige Cäcilia, Patronin der Musiker – Bitte für uns!
Heiliger Kilian, heiliger Kolonat und heiliger Totnan, Patrone von Franken – Bittet für uns!
um sichere Arbeit,
um kluge Gesetze
und um ausreichend Regen.