Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Karfreitag 2025

18/04/2025 


Die Predigt zum Anhören

Karfreitag 2025
Predigt am 18. April 2025 in Trennfeld

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.

Alle Menschen leiden, irgendwann. Wenn Netanjahu oder Trump oder Putin, einer halt von denen, die den Menschen das Leben schwer machen, wenn so einer eines Tages leidet, können Sie sagen: „G‘schieht ihm recht!“ Oder: „Halt auch ein armer Mensch.“ Wir werden geboren unter Schmerzen, und so ungefähr geht es weiter… Ja, wunderschöne Zeiten gibt es auch!

Die allermeisten, die ich höre, kennen nur einen Weg, mit dem Leiden umzugehen: „Man muss es nehmen, wie es ist.“ Annehmen, ertragen, dulden. Das ist vielleicht tapfer oder lebensklug, aber es ist auch unfruchtbar. Wer so leidet, leidet allein und ohne Sinn. Wir Christen wissen den anderen Weg.

Kein Trick der Welt macht das Leiden glatt und stimmig. Leiden ist immer schwer. Aber man kann dem Leiden einen Sinn geben. Vielleicht durch den Zusammenhalt? „Leide mit mir!“, könnte man sagen. Wenn man nicht so verdammt stolz wäre. „Leide mit mir!“ Diese Bitte wäre schon etwas anderes als „man muss es nehmen wie es ist“. Christen sind doch keine Einzelkämpfer!

Auf dem „Kreuzweg“ bekommen die Soldaten Angst, dass ihnen Jesus vor der Zeit wegstirbt, also zwingen sie einen gewissen Simon aus Zyrene, das Kreuz Jesu ein Stück weit zu tragen. „Einer trage des anderen Last.“ Das stammt vom Apostel Paulus (Gal 6,2). Gibt es einen Vater hier, der die Last seines Sohnes trägt? Sie wissen, dass schon ein Bub mit elf richtig leiden kann. Tragen wir Priester Ihre Lasten? Was Paulus sagt, ist richtig, aber hilft es auch? Wer etwas verändern will in dieser Welt, der muss gute Gründe liefern.

Wir können fromm schauen und rufen: „Einer trage des anderen Last!“ Aber was, wenn einer zurückfragt: „Warum sollte ich? Warum sollte ich die Last eines anderen tragen?“ Ja, warum? Gute Frage.

Im Brief an die Christen in Kolossä heißt es: „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Kol 1,26). Höchst erstaunlicher Satz! – WW –

Christus leidet, klar. Wozu? Nicht sinnlos! Er leidet, um die Menschheit zu retten und alle zum Vater zu führen. Das ist unser Weg: zum Vater!

Es liegt doch auf der Hand, dass diese Menschheit Rettung braucht! Wieso durch Leiden? Weil es keine größere Liebe gibt, „als wenn einer sein Leben herschenkt für seine Freunde“ (Joh 15,13). Leuchtet ein. Das eigene Leben herzugeben, tut immer weh. Aber indem Er das Leiden annimmt, zeigt Jesus Gott sein Vertrauen. Das versöhnt Gott mit den Menschen. Wenn der Vater die Liebe und das Vertrauen des Sohnes sieht, ist Versöhnung. Gott versöhnt sich mit den Menschen, weil dieser eine Mensch, Jesus, ihm ganz und gar vertraut hat, sogar im dunkelsten Leiden.

Wir könnten also mit dem Leiden anders umgehen als bisher: Leiden als Aufgabe. Als Dienst an den anderen. Ich muss leiden: Liebeskummer, Bankrott, Krebs, Krieg… Könnte es sein, dass Gott mich damit in die Pflicht nimmt? Dass ich wie Jesus für andere, an der Stelle anderer leiden soll? Um die zu erlösen? „Was gehen mich die anderen an?“ Kann man fragen. Tun viele. Aber kann ein Christ so fragen? Kann ein Christ fragen: „Was gehen mich die anderen an?“

Die Schuld der anderen geht mich etwas an. Das Leiden der anderen geht mich etwas an. Denn es gibt eine Ur-Solidarität unter den Menschen. Im Alten Testament heißt es von Jesus: „Wir meinten, er sei von Gott geschlagen… Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen“ (Jes 53).

Es gibt einen Zusammenhang in der Schuld, einen Zusammenhang in der Erlösung und einen Zusammenhang im Leiden. Es gibt Gemeinschaft.

Früher hörte man öfter: „Ich opfere es auf!“ Das Zahnweh z. B. Oder das mühevolle Alter. Übersetzt bedeutet das: Indem ich leide, wirke ich am Großen Werk Jesu mit. Ihr Leiden kann mithelfen, die Welt zu erlösen. Das ist schon eine ganz andere Nummer als „Man muss es nehmen wie es ist“. Eine Mutter kann sagen: Meine ewig schlaflosen Nächte helfen mit, irgendwann einmal meinen Sohn zu erlösen. Ein alter Mann kann sagen: Meine Schmerzen haben einen Sinn, denn sie erlösen einmal die Kinder meines Dorfes. Da wird eine ganz neue Verbindung unter Menschen möglich!

Brauchen Sie noch einen guten Grund, mit Ihrem Leiden anders umzugehen? Schauen Sie hinauf! Zum Kreuz. ER ist der Grund. Sie können doch Ihr Leiden mit seinem Leiden zusammenbringen. Funktioniert aber nicht. Nicht gleich. – Droben auf der Höhe vor Remlingen, am Husarenberg steht ein großes steinernes Kruzifix. Ich sehe es so oft, fahre vorbei und ändere mein Leben nicht. Das ist unsere Kälte. Wenn wir Glück haben, haut der Karfreitag da hinein wie ein linker Haken. Der Schmerz dieses Nachmittags kann uns aufwecken. Wenn wir Pech haben, sehen wir das Kreuz und fragen: Was geht Der mich an? Dann sehen wir die Nachrichten und fragen: Was geht der Schmerz dieser Leute mich an? – Ich weiß: Es sind zu viele Bilder von Schmerz. Ich weiß auch, dass in den Schmerzen wie im Sterben jeder allein ist. Aber können Sie vor dem Kreuz stehen und fragen: Was geht Der mich an? Natürlich können Sie das. Wir alle tun es ja, immer wieder. Und trotzdem bleiben die Worte der Heiligen Schrift : „Er hat unsere Schmerzen auf sich geladen.“ – „Der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.“ Am Felsen dieser Worte wird unser hartes Herz eines Tages zerbrechen.

Ihre Lebensfrage ist, früher oder später: Wie soll ich mit meinem Leiden umgehen? Der Karfreitag hat eine neue Antwort auf diese Frage.

Sie können das Leiden annehmen und tragen. Das ist tapfer.

Sie können andere bitten: Leide mit mir. Das ist Zusammenhalt.

Sie können durch Ihr Leiden mitwirken an der ewigen Erlösung Ihrer Lieben. Das ist die wahre Kirche.

Sie können das Leiden Jesu und das Leiden Ihrer Lieben in Ihr Herz lassen. Das ist Liebe.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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