Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest des Leibes und Blutes Christi, Fronleichnam

30/05/2024 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest des Leibes und Blutes Christi, Fronleichnam
Predigt in Bischbrunn Allerheiligste-Dreifaltigkeit am 30. Mai 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Viele Priester und Kirchenfrauen denken, Fronleichnam sei überholt. Man macht’s halt noch für die Leute. – Im Dorf sagen viele: „Fronleichnam ist mir Wurst.“ Und freuen sich über den freien Tag. Man kann ja gegen das Christentum sein und die Feiertage, die von dem Christentum kommen, dennoch sehr genießen. – Wieder andere sagen: Fronleichnam ist ein schöner alter Brauch, der das Dorf zusammenhält. Noch andere sagen: Recht besehen, ist das eine katholische Demo. Ich für meinen Teil bin immer noch am Nachdenken. So viel steht fest: Die Bräuche sind wichtig. Natürlich könnte man Feiertage, Maiandachten und Glockenläuten abschaffen. Daran hängt das Christentum nicht. Aber dann soll man nicht jammern, wenn Kultur, Identität, Heimat usw. den Bach hinuntergehen. Ich finde also Bräuche wichtig, aber misstrauisch bin ich auch: Was wird aus Bräuchen, die keiner mehr versteht? Was, wenn das Äußere zwar noch da ist, aber das Innere verschwindet? Innerlichkeit? Echtheit? Kinder merken, ob ihr Vater glaubt oder nicht; Kinder spüren, ob ihre Mutter betet. Es ist eigentlich ganz einfach: Wer wirklich glaubt: Christus ist in der Hostie gegenwärtig, der gibt ihm z. B. heute die Ehre bis zur Rückkehr in die Kirche. Wer das nicht glaubt, kann vor der Kirche abbiegen an den Herd oder ins Wirtshaus, so es noch eines gibt im Dorf (ich spreche nicht von denen, die vor Schmerzen kaum gehen können).

Natürlich ist Fronleichnam auch eine Demonstration. Ich kann dem etwas abgewinnen, dem Auftreten, Bekennen und Zeigen.

Aber dabei geht es mir nicht darum, Recht zu haben oder Protestanten, Muslime und Atheisten zu ärgern. Ich habe einfach Freude am Schauen und am Schenken. Gott Zeit schenken, es so schön wie nur irgend möglich zu machen, das gefällt mir. Die Prozession ist auch ein prächtiges Spiel, ein Fest. Je mehr, desto besser! Ich mag Großzügigkeit. Im Moralischen großzügig – „soll jeder machen wie er will“ –, aber im Schenken und im Feiern geizig sein: Das ist nicht meine Welt.

Jahre über war für mich der Gedanke wichtig: ER ist da. Christus ist da, in der Hostie. Damit war alles klar, die Messe, die Kommunion, Fronleichnam. Und jetzt verstehe ich: Das war zu wenig, ich habe noch eine Chance verpasst. Es genügt ja nicht, dass der geliebte Mensch da ist. Man muss auch mit ihm leben. Fragen, hören, reden, schweigen… So wie einer seine Beziehung in der Welt lebt, so wird er auch seine Beziehung mit Gott leben. Was ist Ihr Beziehungsmodell? Schmücken Sie sich mit Ihrem Partner? Oder brauchen Sie ihn, weil Sie nicht allein sein können? Geht es um den Unterleib? Oder ist Ihre Partnerschaft eine Art Geschäftsbeziehung, ich gebe dir, du gibst mir?

Fronleichnam macht mir klar, wie die Beziehung zu Christus sein muss. Die Apostel haben beim Letztem Abendmahl vermutlich nichts kapiert. Ich muss Gott nicht immer verstehen. Ich muss auch nicht rufen: „Die Messe ist Gemeinschaft, offen für alle!“ Das ist wirklich zu billig. Die Eucharistie ist auch nicht leicht zu erleben. Ein Stück weißes Brot, das ist alles, was von Christus sichtbar geblieben ist. Und schließlich ist die Eucharistie eine Herausforderung. Sie fordert ein bestimmtes Leben von uns. Sie fordert Liebe von uns. Sie öffnet eine unfassbare Perspektive: Die Messe zielt auf jene Welt, in der einer nichts anderes mehr sieht als den dreifaltigen Gott.

Ausgerechnet die trockene weiße Hostie steht für ein lebendiges Gegenüber: Christus, den ich nicht immer verstehen kann, den ich nicht erleben kann, der mich fordert und mich ausspannt bis in die Welt Gottes hinüber. Das ist nichts für die Leute, die immer wissen, was Jesus will, was er tun würde, wo er ist und wo nicht. – Fragen die, die heute so genau wissen, wie die Kirche zu sein hat, fragen die, ob es anders sein könnte als sie es sich wünschen? Fragen die: Herr, was willst DU? Wenn die Antwort schon feststeht, ist es ein Selbstgespräch.

Es geht aber um Liebe. Die Liebe zu einem Hund ist leicht, die Liebe zu einem erwachsenen Mann oder einer erwachsenen Frau ist nicht leicht. Die Liebe zu Gott ist… auch nicht leicht. Ich halte in der Kirche Ausschau nach Menschen, die von der Liebe gezeichnet sind, nicht nach solchen, die Bescheid wissen. Die Eucharistie macht es uns nicht leicht. Warum? Damit wir lernen, wirklich zu glauben. Jesus ist kein System, sondern lebendig; er ist unsichtbar, ungreifbar. Aber er ist da, voller Liebe. Dafür steht die erbärmliche Hostie. Ist das bloß eine Behauptung, habe ich Beweise, woran erkennt man die Wahrheit der Eucharistie? Daran, dass sich um sie herum die Welt verändert. Deswegen ist es so wichtig, dass die Dörfer an diesem Festtag ganz verwandelt sind. Bischbrunn schafft das. Bischbrunn ist anders heute, viel schöner. Für die Augen. Und innerlich? Werden Sie anders heute?

Bleibe bei uns, Herr, denn es wird Abend in dieser Welt. Begleite uns auf dem Weg. Mache, dass unser Herz brennt!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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