Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Pfingsten 2024

19/05/2024 


Die Predigt zum Anhören

Pfingsten 2024
Predigt am 19. Mai 2024 in Lengfurt St.-Jakobus-d.-Ä.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Fünfzig Tage seit Ostern. Leute aus aller Herren Länder sind zum jüdischen Wochenfest [1] in Jerusalem. Mitten in diesem Gewirr der Sprachen fangen die verängstigten Jünger auf einmal an zu predigen. Diese einfachen Männer reden so, dass alle sie in ihrer eigenen Sprache verstehen. Jeder versteht jeden. Da ist eine Kraft, die ihnen die Angst nimmt. Sie verkriechen sich nicht mehr. Sie verkünden: eine neue Zukunft! Sie sind überglücklich. Pfingsten: Fest des Heiligen Geistes.

Aber Pfingsten funktioniert nicht. Oder spüren Sie Kraft? – Gewalt, ja, die gibt es überall. Aber nicht Kraft. Auch nicht Zukunft. Da ist kein Schwung mehr.

Wie kommt das? Kommt das vielleicht aus einer großen Weigerung? Pfingsten funktioniert nicht mehr, weil die Christen von heute sagen: „Bloß nicht!“ Und genauso kommt es: nichts. Es wird getan und gemacht, aber es entsteht nichts. Schade, oder? Es wissen doch alle, dass wir etwas wie heiligen Geist brauchen. Also Freimut, aber nicht Frechheit. Wahrheit nicht Ideologie. Gemeinschaft statt Konkurrenz. Verschiedenheit statt Uniform. Wärme statt Kälte und Härte. Leichtigkeit statt Erstarrung. So wäre das mit dem Heiligen Geist.

Stattdessen klagen und schimpfen alle, behaupten, es gebe keine Alternativen. Das bedeutet aber: kein Umdenken, keine Experimente, Entscheidungen werden aufgeschoben. Die Zukunft wird abgeschafft, weil alle Angst haben vor der Zukunft. Was ist los, wenn Christen Angst haben vor der Zukunft?

Pfingsten zeigt Ihnen: Die Zukunft ist offen. Die Zukunft ist nicht das, was man erdulden muss. Die Frage ist: Welche Zukunft wollen wir haben und wie arbeiten wir daraufhin? Nicht: Was kommt da auf uns zu? Sondern: Wohin wollen wir? Der Heilige Geist würde uns befähigen, etwas neu und anders zu machen, jenseits der ausgetretenen Pfade. Das wäre Kreativität. Gott ist schöpferisch! Haben Sie Sehnsucht nach dem Heiligen Geist?

Ich frage mich ganz oft: Was verhindert den Heiligen Geist? In mir, in den anderen? Ganz bestimmt die Konventionen; also das, was wir gewohnt sind, ohne uns viele Gedanken zu machen. Bei uns hier besteht der Glaube meistens aus alten Bräuchen und ein paar Bittgebeten. Aber überlegen Sie einmal: Wohin geht Ihre Bitte? Zu jemandem, dem Sie vertrauen? Oder schicken Sie Ihre Bitten irgendwie in den weiten Raum? Der gewohnte Glaube verhindert die Begegnung. Sie begegnen Gott nicht. Die Katholiken begnügen sich mit ein paar Regeln, ein wenig Lehre und viel Meinung. Aber wir zählen nicht auf die Begegnung mit dem Heiligen Geist. Wir leben, als müssten wir allein zurechtkommen – und sind ganz zufrieden dabei. Lieber Aktivität, Ablenkung, Vergnügen, Pläne, Bescheidwissen und falsches Selbstvertrauen. „Heiliger Geist? Bloß nicht!“

Noch etwas verhindert Pfingsten: Angst. Angst vor dem Ungeahnten, vor dem Abenteuer, Angst vor der Stille und der Leere. Aber wie soll Gott in eine vollgestopfte, laute Seele kommen? In unsere Nähe? Haben Sie Angst vor Nähe? Wer darf Ihnen nahekommen? Sehr nahe? M. a. W. ist Ihr Glaube etwas ganz Intimes? Etwas, das sie wirklich berührt?

Ganz bestimmt verhindert auch die Sünde den Heiligen Geist. Ich will hier nicht über die Sünde reden. Nur so viel: Jede Sünde erstickt etwas. Die Sünde ist immer ein Nein. Nein zu Wahrheit. Nein zum Vertrauen. Nein zum anderen. Nein zum Heiligen Geist.

Die Trägheit verhindert den Heiligen Geist. Natürlich helfen viele mit in den Pfarreien. Aber das ist nicht Pfingsten.

Der Heilige Geist kann nicht wirken, wo alle wollen, dass es bleibt, wie es ist. „Lieber das, was wir kennen, als noch mehr Veränderungen.“ Pfingsten ist aber die große Veränderung im Leben der Jünger.

Was haben diese Männer und Frauen getan, damit es Pfingsten werden konnte? Sie waren leer, innerlich arm. Jesus war nicht mehr zu sehen, die Aussicht auf Erfolg war dahin, die Auferstehung hatte alle Sicherheiten erschüttert. Und sie haben gebetet. Ich soll beten wie sie, aber lieber sitze ich da und glotze vor mich hin. Ich kenne alle diese Hindernisse gegen den Heiligen Geist in mir selbst.

Aber Pfingsten zeigt mir, dass Gemeinschaften nicht zerfallen müssen. Dass man seine Angst überwinden kann (vielleicht muss man sie nur ruhig anschauen). Pfingsten zeigt mir, dass man mit Fremden reden kann. Dass die Sprache wichtig ist. Dass nicht jedes Feuer dich verbrennt; es gibt auch Feuer, das dich entzündet und du wirst hell. Ich bin so froh, dass es das gibt: Geist! Ich bin glücklich, wenn ich erkenne, wie ein Mensch das Gewohnte verlässt, wahr wird, echt. Pfingsten macht glücklich.

Aber von selbst geschieht das nicht. Sie müssen schon aufmachen. Mit dem Heiligen Geist müssen Sie sein nicht wie „Lass uns mal treffen…!“, sondern: Ja. Ich. Will. Zukunft. Das aufstrahlende Licht aus der Höhe.

[1] Schawuot. „Wochenfest“ weil sieben Wochen nach Ostern / Pessach.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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