Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fünfter Sonntag der Osterzeit 2024

28/04/2024 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Manche Leute behaupten, – nein, sie rufen! –: „Wir sind Kirche!“ Dann denken die anderen: „Naja, wir sind schon auch Kirche, oder?“ Hm. Die fabelhaften Augustiner-Pater und die toughen Franziskaner-Frauen, die sind viel mehr Kirche als die Petrus-oder Pius- oder Benediktus-Brüder. Das ist jedem klar.

Ja, zefix, wer ist nun die Kirche?

Alte Antwort des uralten Evangeliums: Die Zweige, die Reben, der ganze Weinstock, Christus und die, die zu ihm gehören, das ist die Kirche. Übersetzt: Die Frauen und Männer, die „in“ Christus sind, sich von Gott „reinigen“ lassen und Frucht bringen, die sind die Kirche. Alles andere ist nur Behauptung und Bürokratie. Es gibt also nur eine einzige, heilige Kirche, nicht viele verschiedene. Die Kirche des Credo, das sind Christus und die, die in Ihm bleiben.

Woran erkennt man aber, wer in Jesus ist? Am Taufschein? Genügt es zu sagen: „Ich bin katholisch!“ und zack ist man bei Christus? Kann man sich von Jesus überhaupt trennen? Sind nicht alle irgendwie in Jesus?

Ich weiß nur: In vielen, vielen Momenten meines Lebens gehörte ich nicht zur Kirche, weil ich nicht zu Christus gehörte. Ich hatte mich von ihm getrennt.

Aus dem Evangelium vom Weinstock ergeben sich Fragen: Bleibe ich für mich oder bleibe ich bei Christus? Lasse ich mich reinigen, beschneiden, ausgeizen, läutern? Oder bleibe ich, wie ich bin? Wenn Gott, wie es gerne heißt, mich liebt, wie ich bin, dann brauche ich mich nicht zu ändern, logisch. – Logisch vielleicht, aber ganz sicher nicht Evangelium.

Und diese Frage noch: Welche Frucht bringe ich in meinem Leben?

Diese Fragen können Sie sich heute stellen; Sie müssen nicht, aber Sie können.

Ich für meinen Teil mag das: dass das Evangelium Antworten gibt, die den ganzen kranken Kirchenladen rauskegeln. Was dann noch bleibt, das sind Sie und Christus.

Es geht also erstens um das Kirche-Sein. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige.“ Der Weinstock mit seinen Zweigen ist die Kirche, Christus und die Gläubigen (!) sind die Kirche. Nicht die Gläubigen allein. Ohne Christus keine Kirche. Wer mit Christus bricht, in Worten oder Taten, verlässt die Kirche.

Zweitens geht es um Reinigung. „Jeden Rebzweig, der Frucht bringt, reinigt er (der Winzer, der Vater), damit er mehr Frucht bringen kann.“ So macht man das mit den Weinstöcken. Ein Weinstock braucht viel Zuwendung und Pflege, damit er trägt.

Wie geht die Reinigung? Durch das Wort Jesu. Wer wirklich hört, wer sich dem Evangelium aussetzt, wird gereinigt. Mit dem Wort Jesu versteht der Mensch, was das Überschüssige, das Sinnlose, das Falsche ist, das wegmuss. Weg mit längst Abgestorbenem, weg mit falschen Bindungen! Das ist ein echtes Sich-Trennen, das wehtut. Aber was keine Kraft hat, kann keine Frucht bringen.

Aber wir wollen, dass es bleibt, wie es ist. Dieser Beharrungswille muss gebrochen werden. Man muss sich zwingen, man muss tun, was man nicht tun will, verzichten auf das, was einem lieb ist, nicht fordern, sondern geben… So wird man stark. 

Ich frage mich natürlich: Haben Sie Zeit und Kraft für so etwas? Das ist ja ein Glaube, der wirklich Einsatz fordert. Innerlichen Einsatz. Das geht viel tiefer als der Einsatz beim Pfarrfest. Aber dann fällt mir ein: Die Leute sind so zielstrebig in ihrem Job oder beim Sport, – dann sollte das doch auch gehen. Man muss halt wollen. Es geht um Treue. Sind Sie treu? Sie wissen doch: Treue ist mehr als nebeneinander her leben.

Können Sie auf Jesus zugehen, immer wieder? Bleiben „in“ Jesus – wollen Sie das überhaupt? Fragen Sie sich: Was habe ich davon? Gute Frage! Die Welt hat eindeutig etwas davon, denn diese Treue zu Christus äußert sich in konkreten Taten. Christus sagt: Vergebt einander. Also vergibt der treue Gläubige. Und es entsteht Frieden.

Sie können als Eltern, Pfarrgemeinderät*innen, Team-Mitglieder, Priester brillant sein, charmant, beliebt, effizient – und dennoch eine taube Nuss. Die Menschen merken es, ob Sie zu Christus gehören oder nur Ihr eigenes Ding machen. Eltern verstehen, was ich meine: Sie können für Ihr Kind ein Vorbild sein, ein Versorger, eine Aufsichtsperson. Aber mit ihm verbunden zu sein, ist etwas völlig anderes.

Innerliche Verbundenheit mit Christus. Wie kommt man dazu? Auf ihn schauen. Wer auf Jesus blickt, wird verwandelt. Nicht bloß ein kurzes Hingucken: bleiben! Bleiben und anschauen und sich anschauen lassen. Den Blick des Herrn auf sich ruhen lassen. Die Seele in die Sonne halten und sich von der Sonne wärmen und mit Licht erfüllen lassen.

Aber halte ich das aus: zu bleiben und mich ansehen lassen?

Das Bleiben beim anderen bleiben ist ein großes Thema der Bibel. Gott bleibt bei seinem Volk. Das ist der Sinn des Tempels. Jesus bleibt bei der Kirche. Das ist der Sinn der Eucharistie. Jesus bleibt bei seinen Jüngern „alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Das ist der Trost der Kirche. Und ihr Anspruch.

Wir sind hier in der Welt der Beziehung. Also: Wieviel Nähe brauchen Sie? Wieviel Nähe halten Sie aus? Können Sie Christus sagen: Bleib bei mir! Können Sie das einem anderen Menschen sagen? – Bleiben, nicht um auszuruhen, sondern um Kraft zu schöpfen und dann Frucht zu bringen. Was ist die Frucht? Das Gute. Und was ist das Gute? Das Gute ist nicht identisch mit dem Audi oder Urlaub auf Malle. Beides geil, aber nicht notwendigerweise gut. Gut ist, die Gebote halten. Gut ist, lieben „in Tat und Wahrheit“, dem anderen gut sein, Gutes bewirken.

FÜRBITTEN

„Ich glaube an die eine, heilige Kirche.“
Heiliger Geist! Stärke unseren Glauben. – Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

Herr! Vermehre unsere Liebe zu deiner Kirche. – Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

Von der Taufe bis heute werden wir gestaltet zu Kindern Gottes.
Christus, führe uns zum Vater. Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

„Alles, um was wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten.“
Vater, lass uns deine Gebote verstehen und sie gerne erfüllen. Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

Wir beten für die Menschen in Gaza.
Für die Menschen in Israel.
Für die Ukraine.
Für die Christen in Russland. Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

Heute besucht zum ersten Mal ein Papst die große Schau moderner Kunst in Venedig.
Wir danken für Kunst, die uns zum Denken anregt. Wir beten darum, dass wir die Schönheit erkennen, die die Menschen bewegt und alles Hässliche aus den Kirchen vertreiben. Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

Wir beten gemeinsam für alle Kranken, die jeder Einzelne von uns kennt. Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen)

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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