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29. April – Gedenktag von Katharina von Siena

28/04/2024 


Katharina von Siena, eine unglaublich faszinierende Frau aus dem Hochmittelalter, die mit Päpsten und Fürsten stritt und gegen alle Widerstände ihren Weg ging. Am 29. April ist ihr Festtag.

Katharina von Siena, eine junge Frau aus dem Hochmittelalter, die bis heute fasziniert und inspiriert. Sie gilt als Patronin Sienas, Roms, Italiens, ja ganz Europas vor allem aber als Kirchenlehrerin. In den letzten Jahren beziehen sich auch zunehmend engagierte Frauen in der Kirche auf sie, besonders in der Diskussion um das (geweihte) Amt für Frauen.

Catarina Benicasa, wird als 24. Kind einer mittelständigen Händlerfamilie in Siena am 25. März 1347 geboren. Ab ihrem 6. Lebensjahr hat sie Christusvisionen, die ihr weiteres Leben wesentlich bestimmen. Im Alter von 12 Jahren wiedersetzt sie sich erfolgreich den Heiratsplänen ihrer Eltern und wählt eine unkonventionelle Lebensform, in der sie ein tiefes spirituelles Leben mit sozialem und politischem Engagement verbindet. Ihrer Ausstrahlung können sich weder Päpste noch Fürsten entziehen. Sie stirbt, nach einem bewegten und spannungsreichen Leben, im Alter von 33 Jahren in Rom.

Ein so kurzes Leben, mit einer derart gewaltigen Strahlkraft, kann kaum hinreichend dargestellt werden. Drei große Themen ihres Lebens machen ihre bleibende Aktualität aus.

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Katharina von Siena und die Freiheit

Der Maßstab für Catarina ist in allem das Leben Jesu. Sie ist fest entschlossen, Christus radikal ähnlich zu werden. Was sie selbst und ihre Biographen als Visionen bezeichnen, ist wohl in erster Linie eine unmittelbare und persönliche Beziehung zu Christus. Auf Basis dieser Unmittelbarkeit entschließt sie sich schon als Zehnjährige, ehelos zu leben und widersetzt sich zwei Jahre später mutig den Heiratsplänen ihrer Eltern. Den jahrelangen Konflikt mit ihrer Mutter und die daraus folgenden Demütigungen erträgt sie nicht einfach passiv. Sie führt in dieser Zeit allen Widerständen zum Trotz ein intensives spirituelles und asketisches Leben.

Als ihre Eltern schließlich nachgeben, wählt Katharina keinen, wie es zu erwarten gewesen wäre, traditionellen Orden, sondern sieht ihre Berufung in einer neuen Lebensform. Mit Hartnäckigkeit erreicht sie nach einigen Jahren Widerstand als 16-Jährige die Aufnahme in eine Gemeinschaft, die dem dritten Orden der Dominikaner angehört und es ihr ermöglicht, ein intensives geistliches Leben, mit sozialem und (kirchen-)politischem Engagement zu verbinden. Bald bildet sich um sie eine kleine, lose Gemeinschaft, der auch Männer angehören und die sie einfach als „famiglia“ (Familie) bezeichnet.

Katharina von Siena und die Kontemplation

Katharinas zahlreiche Schriften, die uns erhalten sind, sind uns heute nicht so ohne weiteres zugänglich. Es erfordert durchaus Mühe, sich auf sie einzulassen. Wie andere Mystiker auch, kreist Katharina in ihren Betrachtungen häufig um für sie zentrale Themen: die Dreifaltigkeit, die Eucharistie, das Leiden Jesu. Einige Begriffe ihrer Spiritualität stoßen heute ab. Etwa, wenn sie viele ihrer Briefe  “im Blut Jesu“, „durch das Blut“ oder gar „mit dem Blut Jesu“ schreibt.

Die Betrachtung des Leidens Jesu ist für höchster Ausdruck seiner Liebegerade auch im Kontext einer von blutigen Fehden, Kriegen und verheerenden Seuchen gekennzeichneten Epoche.

Heute ist uns allerdings gerade wegen der ungeheuren Opfer der großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts und der globalen Gewalt die „Blutmystik“ Katharinas spontan schwer nahvollziehbar. Wenn man allerdings an die biblische Bedeutung des Blutes als Träger des Lebens denkt, hat man zumindest einen Schlüssel dazu.

Ein anderes Motiv in der Spiritualität Katharinas ist der „Herzenstausch“ mit Jesus, der auch häufig von Künstlern dargestellt wurde. Katharinas Ideal der völligen Christusförmigkeit, das an den Satz von Paulus anknüpft („nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“), hat direkte Auswirkung auf das Engagement von Katharina. 

Katharina von Siena und die Politik

Katharinas Spiritualität ist alles andere als weltflüchtig. Sie wird, ohne dass sie danah strebt zu Ratgeberin für viele Menschen, selbst für Fürsten und Bischöfe und vermittelt in kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen italienischen Städten.

Sie lernt zwar zu lesen, um die Heilige Schrift zu lesen und das Stundengebet feiern zu können, ihre Briefe und Schriften diktiert sie allerdings mehreren „Sekretären“ in ihrer Umgebung. Auffällig ist in ihren zahlreichen Briefen an Päpste, Fürsten und Bischöfe, die selbstbewusste Einleitung „Io Catarina“ (Ich Katharina…). Mit ihrem vielfältigen Einsatz erregt sie durchaus auch Kritik und Verdacht und muss sich einer Art Gericht durch den Dominikanerorden stellen, aus dem sie aber unbescholten hervorgeht.

Bezeugt ist auch ihr persönliches Engagement für die Menschen an den Rändern der Gesellschaft, vor allem die zahlreichen, unversorgten Kranken.

Bleibenden Eindruck auf die Nachwelt macht ihr entschlossener Einsatz um die Rückkehr des Papstes aus Avignon nach Rom. Bei all ihrem Leiden an der und durch die Kirche bleibt sie fest in ihrer Liebe zu dieser Kirche, selbst dann, wenn sie auf oft erbitterten Widerspruch und Verleumdungen stößt und am Ende ihres Lebens das Scheitern ihres Einsatzes erleben muss.

Dass sie gerade im Zustand innerer und äußerer Erschöpfung und Enttäuschung am 29.April 1380 33-jährig stirbt, ist der stimmige Abschluss der Christusähnlichkeit, die sie anstrebte. Ihre ungebrochene Wirkungsgeschichte, die hier nur in Fragmenten angedeutet werden konnte, ist ein Hinweis dafür, was Auferstehung und ewiges Leben bedeuten können.

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