Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fünfte Woche der Fastenzeit: Donnerstag

21/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Fünfte Woche der Fastenzeit: Donnerstag (Joh 8, 51-59)
Predigt in Marktheidenfeld St.-Laurentius am 21. März 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Diese verdammten Juden. Bombardieren Krankenhäuser! Schleudern Steine auf unseren Jesus!“ So der eine. Der andere: „Naja, er hat sie auch bis zur Weißglut gereizt mit seinen Reden… Und die Hamas hat viele von ihnen umgebracht. Man kann die Juden schon verstehen.“

Ihnen ist hoffentlich klar, dass das Evangelium dieses Abends einen heftigen Streit wiedergibt. Jesus greift an! Auf die Idee kommt man gar nicht, wenn man ständig das Bild vom blonden Barmherzigen-Lichtstrahlen-Jesus vor Augen hat… Gottlob gibt es Streit in der Kirche von heute gar nicht mehr. Da betet man für die Ausgegrenzten, da geht man aufeinander zu und bleibt im Gespräch, da nimmt man jeden an, wie er ist.

Der Streit in dem alten Evangelium ist so heftig, dass die einen schließlich Steine aufheben, um sie auf den anderen zu schmeißen; so heftig, dass der sie stehen lässt und die Türe zuwirft. „Jesus aber… verließ den Tempel.“

Der, den Gott „ehrt“, der, der Gott kennt – „ich aber kenne ihn!“ –, der verlässt den Tempel. Damit ist der Tempel erledigt. Dort stehen jetzt nur noch „Lügner“, Leute, die keine Ahnung haben von Gott, Steinewerfer, Mörder.

Wie schön, dass wir über so etwas hinaus sind.

Worum geht es in dem Streit? Um die Frage: „Wer bist du?“ Wer ist Jesus?

In den Dokumenten des Synodalen Weges z. B. geht es um eine ganz andere Frage. Die Frauen und Männer dort fragen: Was machen wir mit der katholischen Kirche? Jesus Christus ist kein Thema mehr. Warum?

Ist zu Jesus Christus alles gesagt? Ist er nur noch fromme Privatsache Einzelner? Ist die Kirche längst über ihn hinaus? Ist die Kirche von heute weiter, besser als Jesus Christus? Viele sind dieser Meinung. Dann stört er also nur noch, dieser unfassbare Mann?

Warum hören wir uns Evangelien wie dieses eigentlich noch an? Haben wir mit den Menschen, von denen es erzählt, noch irgendetwas gemeinsam?

Ja. Weil jeder Mensch – die Juden im Tempel damals, Sie hier, ich – jeder es hasst, wenn Ideen kommen, die sein gewohntes Denken erschüttern. Wenn Sie auch nur ein klein wenig Aufmerksamkeit für sich selbst haben, Aufmerksamkeit und Ehrlichkeit, dann kennen Sie den Bereich, wo es bei Ihnen kritisch wird. Ich kann lange cool tun, lange etwas weglächeln, aber ich habe Ideen, Vorlieben, Erinnerungen, Sichtweisen, an die keiner rühren darf. Ihnen wird es ähnlich gehen.

Warum werfen die Leute Steine genau jetzt? Weil Jesus sie an den Punkt gebracht hat, wo sie entweder sich Ihm ergeben müssen, sagen müssen: wir glauben, oder ihn loswerden müssen. Jesus führt einen Frontalangriff auf diese Menschen, auf ihre Erfahrung, auf ihre Religion, auf das Dogma und auf den gesunden Menschenverstand. Er scheint den Tod zu leugnen; er scheint sich selbst in die Nähe Gottes zu stellen. Das kann sie nicht ruhig lassen.

Was tun wir, wenn von anderen etwas kommt, das genau auf unseren wunden Punkt zielt? Rechnen wir mit der Möglichkeit, dass durch die anderen, die Kritiker, die Unsympathen, die Fremden, dass ausgerechnet durch die Gott zu uns kommt? Kann es sein, darf es sein, dass Gott uns in Frage stellt?

Die Leute im Evangelium bemühen sich mit aller Kraft, Gott abzuschmettern. Dazu bieten sie die Logik auf, den Verstand, Anklagen, Argumente. Steine.

Jesus ruft: „Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“ Da können sie nur dagegen rufen: „Abraham ist gestorben, und die Propheten sind gestorben.“ Das sind Tatsachen.

Nun stehen Erfahrung und Tatsachen gegen das Wort Jesu.

Immer wieder verkündet Jesus Menschen, die ihm begegnen das „ewige Leben“ (Joh 3,16; 4,14; 5,24; 6,40).

„Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“ Das ist Quatsch. Oder eine Wahrheit, die alles, was wir kennen über den Haufen wirft.

„Wenn jemand an meinem Wort festhält…“ Überlegen Sie: Vielleicht ist „Wort“ hier nicht gleich „Wörterbuch“, nicht Gehörtes oder Gelesenes, nicht Erinnerung oder Bekenntnis. So wie Jesus redet, muss „sein Wort“ etwas sein, das Leben enthält, das lebendig ist nicht nur im übertragenen Sinn. Das lebende Wort Jesu macht Tote lebendig. Auch tote Seelen und steinerne Herzen. Das ist die Behauptung. „Ich befehle dir, junger Mann, steh auf!“, sagt Jesus zu dem toten Jüngling in Nain (Lk 7). Zu Lazarus, der verwesenden Leiche im Grab, sagt er: „Lazarus, komm heraus!“ – „Da kam der Verstorbene heraus“ (Joh11, 43-33).

Wo ist nun das Leben? Bei den Bekenntnissen, Erfahrungen, Prinzipien der Juden im Tempel und aller frommen Leute? Oder bei Jesus Christus?

Sie ahnen es: Das Nachdenken über Jesus ist ganz und gar nicht zum Ende gekommen. Und mit einer Kirche, die Jesus Christus für überholt hält, will ich nichts zu tun haben.

FÜRBITTEN

„Gott redete mit Abraham und sprach.“
Vater, verhindere, dass wir deine Stimme überhören.

Gott schließt einen Bund mit den Menschen.
Wir beten Treue.

Heiliger Geist, lass uns Christus erkennen.

„Jesus aber verließ den Tempel.“
Herr, bleibe bei uns.

Wir beten für die Kirche.

Wir beten für unsere Kinder und ihre Freunde.

Herr Putin und Herr Netanjahu können den Krieg beenden.
Wir beten für sie.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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