Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel

15/08/2023 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel
Predigt in Esselbach, St. Margaretha am 15. August 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich will mehr. Und ärgere mich über meine Lahmarschigkeit. Wenn ich noch meine Schwarzseherei dazu nehme und das Alter, das die Kraft schwinden lässt und meine Faulheit, dann bin ich am Ende: grantig. Dann helfen der freie Tag und die Kräuterbuschen auch nicht. Ich mag die alten Bräuche (schon, weil sie das Land zusammenhalten) und freue mich auf das Festtagsfrühstück nach der Messe. Schinkensemmerl! Aber das reicht nicht. Ich will mehr. Ich will Leib und Seele. Ich will die Erde und den Himmel. Ich will Fetzenrausch und klarste Klarheit. Eigentlich will ich alles – und bekomme heute das Fest Mariä Himmelfahrt.

Übrigens: Der Name ist falsch. Richtig heißt es: „Hochfest der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel.“ Aufnahme, nicht Auffahrt. Das ist wichtig. Auffahrt, das klingt nach eigener Kraft, nach selbstständiger Tat. Aufnahme hingegen besagt: Maria geschah etwas, ohne dass sie selbst etwas dazutat. Sie wurde aufgenommen und erhoben. Von ihrem Sohn Jesus Christus. Seinetwegen. – Können Sie damit umgehen, dass etwas nicht Ihretwegen geschieht, sondern um des anderen willen?

Von den einfachsten Anfängen durch größten Schmerz (sie sieht ihr Kind sterben) gelangt Maria zur herrlichen Erfüllung. Leib und Seele. Ganz. Alles. – Das ist wichtig. Denn auf allen Kanälen sagt man uns: Nimm dir! Setze dich durch! Forme dich! Du kannst alles, wenn du nur willst! Und dann laufen 17-jährige Mädchen zum Schönheitschirurgen und Burschen haben einen Traum: Ferrari.

Aber vielleicht ist das bloß das übliche Kirchengemaule gegen den Zeitgeist und die Jugend. Sind Sie misstrauisch, wenn Sie mich hören? Ein wenig Misstrauen wird kein Schaden sein. Aber vielleicht sind Sie ja längst untergegangen in den Wogen des Misstrauens? Vielleicht gehören Sie schon zu denen, die den Politikern misstrauen und den Behörden und den Experten und den Medien. Vielleicht misstrauen Sie allen Würden und Privilegien. Und der Kirche. So zerbröselt Ihnen dieses Fest wie vertrocknete Küchenkräuter. Denn sehen Sie: Laurenzi geht auch ohne Kirche, Mariä Himmelfahrt nicht. Deswegen müssen Sie heute die Frage klären: Vertraue ich der Kirche?

Ich kann der Kirche vertrauen, weil ich weiß: Die Kirche, das ist nicht ein einzelner Papst oder Bischof, das sind nicht nur die Priester und Diakone, die Sie erleben. Auch nicht die Ehrenamtlichen. Die Kirche ist auch nicht der fromme Volksglaube. Auch nicht die Theolog*innen, gleich ob konservativ oder progressiv. Die Kirche, das ist die Zeit. Das sind die Jahrhunderte des Glaubens. Das Nachsinnen über die Heilige Schrift und über Gott. Die Sakramente. Die Kirche, das ist die Mühe des Betens und die Sorge für die Kleinen und die Kranken. Das sind die heiligen Frauen und die heiligen Männer. Die Kirche, das ist nicht Leistung oder Begabung. Nur Gnade. Und in der Mitte all dessen Jesus Christus. Und deswegen bin ich überzeugt, dass die Kirche das Beste ist, was der Welt passieren kann.

Manchmal, nach langem Schweigen, steht diese Kirche auf und beginnt zu reden. „Es ist eine von Gott geoffenbarte Wahrheit, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel erhoben wurde.“ Wort der Kirche. Dieses Fest kommt aus dem Glauben. Keiner hat die Aufnahme Marias in den Himmel beobachtet; keiner kennt den Tag und die Stunde; es steht auch nicht ausdrücklich in der Heiligen Schrift. Aber es geht ganz still hervor aus dem, was wir von Christus glauben.

Die Auferstehung und Himmelfahrt Christi, die Verheißung unserer Auferstehung, Marias Würde als Jungfrau und Mutter, ihre Freiheit von jeder Sünde: Das ganze Glaubensbekenntnis spricht für dieses Fest. Das Dogma fügt sich in die Heilige Schrift ein und in die Überlieferung. Es passt. Gott kann es. Gott tut es. – Würde mir eine Theologin das sagen, ich glaubte es nicht. Würde mir ein Kardinal das sagen, ich glaubte es nicht. Aber weil es die Kirche sagt, glaube ich. Und sehe, dass dieses Fest unserer Welt guttut. Ich lebe ja wie Sie in einer Welt, die die Schöpfung zugrunde richtet. Die Erde wie der Körper werden nur benutzt. Als Werkzeug zu mehr Lust, zu Manipulation und Optimierung. Um zu siegen. Um jung zu bleiben. Um Profit zu machen. Diese Welt hat die wahre Schönheit und Würde des Körpers vergessen und plappert Zeug wie: „Die Kirche unterdrückt den Körper!“ So dumm! Das Einzige, was die Kirche vielleicht „unterdrückt“, ist verantwortungsloser, egoistischer Sex.

Die Erlösung betrifft auch den Leib. Leib und Seele werden durchglüht von der Herrlichkeit Gottes. Maria wird in die Auferstehung und Himmelfahrt ihres Sohnes hineingezogen. Wir alle werden das erleben. Aber bei Maria ist die Verbundenheit mit Christus so mächtig wie nie zuvor und nie nachher. „Denn vor allen Frauen erwählte dich, Einzige…“ (Hymnus). – Haben Sie ein Problem mit dem Privileg dieser Frau? Ich nicht. Mich interessiert viel mehr dies: Heute wird meine Hoffnung auf meine eigene Auferstehung und Verklärung neu belebt. An Maria sehen wir, dass die Verheißungen Christi keine leeren Worte sind.

Dieses Fest fragt uns alle: Was ist wichtig? Was hat Macht? Was ist die Realität? Glaubst du an die Auferstehung? Glaubst du an Glanz und Fülle?

Ich erhoffe sie. Für mich und für alle, die mir lieb sind.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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