Fest des Heiligen Kajetan
Fest des Heiligen Kajetan Predigt in Bischbrunn am 07. August 2023 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Wenn diese Priester die Kinder gefürchtet hätten, wäre es nicht so weit gekommen. Wenn die mächtigen Männer die Frauen fürchten würden, könnten alle zu Rammstein gehen. Wenn die Konzerne die Eingeborenen fürchten würden, würde der Urwald nicht abgeholzt werden. „Ihr, die ihr den Herrn fürchtet…“ Dreimal steht das in dem kurzen Text der Lesung zum Fest des hl. Kajetan. An der Furcht muss also etwas Richtiges sein. Offenkundig ist die Furcht etwas Gutes. Furcht ist nicht dasselbe wie Angst. Ein Kind fürchtet seine Eltern und es hat Angst vor dem Monster unterm Bett. Ein Kind gruselt sich nicht vor seinen Eltern, es respektiert sie. Das ist mit Furcht gemeint: Achtung. Die Gottesfurcht, wozu ist die gut? Ich persönlich frage nicht gern nach dem Zweck und dem Nutzen. Mir reicht es, dass etwas richtig ist. Die Gottesfurcht ist richtig. Sie passt zu Gott und zum Menschen. Das reicht. Wenn Sie mehr Gründe wollen, bitte: Wir sind uns alle einig, dass es eine Reform der Kirche braucht. Ich bin überzeugt: Ohne die Gottesfurcht wird die Reform der Kirche nicht gelingen. Und damit sind wir beim hl. Kajetan von Thiene. „Kajetan“ – einer meiner Lieblingsnamen! Und in der „Hofkirche von St. Cajetan und St. Adelheid“, der Theatinerkirche in München wurde ich zum Priester geweiht. Der hl. Kajetan ist der Schutzpatron Bayerns. Der Gründer des Theatinerordens starb am 7. August 1547. Er lebte in der Zeit, als unsere Kirche nach schlimmen Jahren wieder zu großer Lebenskraft gelangte. Sein Weg führte durch die Städte Vicenza und Padua, Rom, Venedig und Neapel. Es ging vom Jus-Studium zu den Armen und den unheilbar Kranken. Kajetan ist der Patron gegen die Pest und für Brot und Arbeit. Es ging in seinem Leben von Karriere und Wohlstand hin zu Armut und Buße. Zur Heiligkeit. Wieso schreckt Sie dieses Wort so? Wie soll einer heilig werden ohne Gottesfurcht? Eine Reform, in der es nicht um Heiligkeit geht, nicht um Gott, sondern nur um Menschen, eine solche Reform geht zum Teufel. Kajetan ist einer der großen Heiligen der sogenannten Gegenreformation. Diese Bewegung wird in jedem Geschichte-Special auf arte, 3-Sat oder ZDF verschrien als Machtkampf, als geschickte Manipulation, Einsatz von Gewalt. Ich halte gegen die Journalisten: Die katholische Reform damals, das war Elan. Begeisterung. Austausch und Aufbruch. Begegnung der Kulturen. Schöpferkraft. Glanz. Und vor allem Heiligkeit. So geht Erneuerung. „Ihr, die ihr den Herrn fürchtet…“ Da sind auch die Frauen und Männer der Kirchen-Erneuerung angesprochen. Die damals hatten keine Angst vor Gott. Das wäre ja ein Widerspruch zu allem, was Jesus von Gott gezeigt hat. Aber diese Frauen und Männer, unter ihnen Kajetan, fürchteten Gott. Sie waren gottesfürchtig. Und die Reformer*innen heute? Gottesfürchtig sein, heißt: Gott anerkennen. Mit Gott rechnen. Mit seiner Erhabenheit, seiner Macht, seinem Recht. Denn Gott hat Rechte. Die Gottesfurcht führt dazu, dass der Mensch die Gebote Gottes befolgt. Und dazu, dass er sich vor den Menschen nicht fürchtet. Gottesfurcht geht nicht zusammen mit Menschenfurcht. – Was ist Menschenfurcht? Wenn sich die Kinder auf Tiktok tagelang mit anderen vergleichen. Wer ist schöner, reicher, witziger…? Das ist moderne Menschenfurcht. Wer dem Großen, unbekannten Gott begegnet, muss eine Schrecksekunde erleben; so wie die Frauen am Grab, als sie die Engel, die Boten Gottes erblicken. Der Mensch fühlt Schrecken und Ungenügen, das ist sein Teil. Gottes Sache ist es, dem Menschen das Gottvertrauen zu schenken. Wer sich das Gottvertrauen selbst nimmt, als Erstes, der ist einfach nur frech. Wer es sich schenken lässt, ist demütig. Und das prägt dann auch den Umgang miteinander: Bescheidenheit, Respekt, gerade im Umgang mit Geringeren kommen aus der rechten Gottesfurcht. Maria ruft Abend für Abend in die Kirche hinein: „Meine Seele preist die Größe des Herrn!“ Das ist die Zusammenfassung der Gottesfurcht. „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“, heißt es im Evangelium des Festtages. Fürchtet den Herrn, aber fürchtet euch nicht! Hofft! Weicht nicht ab! Vertraut! Erneuert euch! Wie? So wie der hl. Kajetan: durch Gebet, Buße, Armut und Hilfsbereitschaft. Aus den einem Brief des hl. Kajetan: „Die Tür zu jeder Vollkommenheit besteht darin, sich der göttlichen Wohltaten für unwürdig zu halten; überzeugt zu sein, dass das Gute, das Gott für uns wirkt, keinen Grund in uns selbst hat: vielmehr entspringt es der unendlichen Güte Gottes. Das aktive Leben besteht in der Annahme von Leiden und Armut sowie in der Verachtung von Ruhm und weltlicher Ehre und im Verbergen der eigenen Weisheit. Das geistliche Leben begründen drei Dinge: die innere Reinheit der Seele, das In-Zucht-Nehmen der Sinne, der Gehorsam gegenüber den inneren Antrieben des Heiligen Geistes.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören