Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Glaube im Führen und Führung im Glauben

09/12/2022 


Glaube im Fuehren 02

Von Erik Johann Kühnelt-Leddihn

Was bedeutet Führung? Welche Dimensionen umfasst sie? Was macht gute Führung aus und welche Kraft kann dabei der Glaube entwickeln? Eine Einladung zur Reflexion.

Führender ist – frei nach Peter Drucker, einem Pionier der modernen Managementlehre – jeder Mensch, der durch sein Denken und Handeln zum Erfolg seines Unternehmens bzw. seines Teams beiträgt, und zwar unabhängig von Stand und Hierarchie. Führen findet dabei in verschiedenen Dimensionen statt.

Die rationale Dimension: Hier sind strukturelle Aspekte angesprochen, ausgedrückt in Zahlen, Fakten, Stellenbeschreibungen und Aufgaben. Von Aufgaben klar zu unterscheiden sind Ziele, die vier Kriterien erfüllen müssen: 1. ein Endergebnis definieren, 2. einen Termin fixieren, 3. realistisch und 4. messbar sein. Allein über das Zuteilen von Aufgaben führen zu wollen, kann langfristig zu Burnouts und Frustration führen, da echte Erfolgserlebnisse fehlen. Menschen brauchen aber dieses Erleben von Erfolg. Die Vorgabe unseres Ordensgründers, „das Leid geringer, das Elend erträglicher zu machen“, ist Aufgabe, nicht Ziel. In überschaubaren Zeiteinheiten müssen wir uns realistische Ziele zur Erfüllung unserer Aufgabe setzen.

Die soziale Dimension: Sie umfasst die Fragen: Wie gehen wir miteinander um? Wie nehmen wir unseren Nächsten, den Betreuten, den Malteser wahr, mit all seinen Stärken und Schwächen? Begegnen wir einander auf Augenhöhe?

Die emotionale Dimension: Sie wird oft unterschätzt. Hier geht es um äußere und innere Emotion. Im Kern steht die Frage: Was treibt mich an, was durchdringt mich?

Die Dimension der Intuition: Oft auch als Bauchgefühl bezeichnet, ist sie in der Führung mindestens genauso wichtig wie das Rationale, das Soziale und das Emotionale. Durch Erfahrung, Trainings und Weiterbildung sammelt sich im Unterbewusstsein ein Schatz an, der im entscheidenden Augenblick die richtige Handlung ermöglicht. Das wissen alle Sanitäter, Ärzte, Piloten und auch Kampfsportler nur allzu genau.

Die religiös-ethische Dimension: Der Glaubensaspekt kann in unserem Leben nicht außer Acht gelassen werden. Denn eine Ethik ohne Religion als tragenden Inhalt bricht in entscheidenen Situationen immer wieder zusammen.

Glaube im Fuehren 01

Die Basis: Führen mit allen Dimensionen

Alle genannten Dimensionen sind, jede für sich genommen, für eine gute Führung zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Erst das Zusammenwirken aller fünf Bereiche ist erfolgversprechend, wobei das Wirken der Dimension Religion/Ethik in alle anderen hineinspielt und diese erst wirklich stark macht. Man kann es mit einem Baum vergleichen: Bricht der Stamm zusammen, bleibt vom Baum nichts mehr übrig.Das Religiös-Ethische in Kombination mit dem Sozialen ergibt die Kultur eines Unternehmens. Das Emotionale gepaart mit dem Intuitiven ergibt die Dynamik und das Rationale die Struktur. Alle Dimensionen müssen in einem Führungsteam vertreten sein und zusammenwirken.

Die Königsklasse: Führen im Ehrenamt

Die Wichtigkeit des Glaubens verlangt natürlich auch die entsprechende Bildung und Pflege dieses hohen Gutes. Daher ist hier Führung vor allem als Konsequenz notwendig. Diese Führung ist sicherlich Aufgabe und Ziel besonders berufener Persönlichkeiten, und zwar nicht nur im Klerus.

Grundsätzlich kann die Menschenführung sowohl im Wirtschaftsleben mit bezahlten Mitarbeitenden als auch im Ehrenamt in diesen fünf Dimensionen erfolgen. Die Gewichtungen sind jedoch unterschiedlich, da im Ehrenamt die pekuniäre Motivation entweder durch eine religiöse oder durch eine ethische „Remuneration“ ersetzt ist. So gesehen ist erfolgreiches Führen im Ehrenamt wohl die Königsklasse.

Der Antrieb: Führen durch Motivation

Was immer der Mensch im Leben tut, bedarf eines Zieles, eines Motives, das ihn antreibt, seine Zeit mit Tätigkeiten zu füllen, die für ihn Sinn ergeben. „Lass die Treue zu unserem Orden mein Leben und Handeln durchdringen“, formuliert unser Ordensgebet den Weg zu einem sinnerfüllten Leben. Der Mensch braucht also Motivation. Diese führt fast zwangsläufig zu einer geistigen Bindung an eine „Branche“, an ein Berufsbild oder zu einer Berufung zu einem bestimmten Weg – nicht nur im spirituellen Sinn. Auch Beruf ist Berufung.

Lese-Impulse

Anregungen, in Zeiten wie diesen als Christ zu handeln, finden sich unter anderem in der Regel des Heiligen Benedikt, bei Peter Drucker im Buch „Die ideale Führungskraft. Die Hohe Schule des Managers“ oder bei Tom Peters „Kreatives Chaos“. Wertvolle Inspirationen geben auch die Schriften von Abtprimas em. Notker Wolf und Schwester Enrica Rosanna unter dem Titel „Die Kunst Menschen zu führen“ sowie Chris Lowneys „Franziskus – Führen und Entscheiden“.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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