Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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07. November 2022 – Predigt in Bischbrunn im Spessart

29/11/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Tadeln Sie andere Leute? Ich schon. Ich tadle, ich schimpfe, kritisiere, urteile. Aber meistens mache ich es falsch. Und Sie? Sie auch. Dieses Evangelium heute zeigt uns, was das richtige Tadeln ist: „Wenn dein Bruder sündigt, dann weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm.“

Jesus tadelt an anderen nur eines: mangelnden Glauben. Und wann tadeln wir andere? Wenn sie etwas machen, das uns stört. Wenn sie uns auf die Palme bringen. Aber wir tadeln sie nicht, weil sie sündigen. Wir regen uns auf wegen Dingen, die uns nicht gefallen. Uns. Wenn wir tadeln, geht es also um uns, nicht um Gott. Das ist der Fehler.

„Wenn dein Bruder sündigt, dann weise ihn zurecht.“ Nicht, wenn er zu langsam fährt.

Was ist das: Sünde? Nun, Sie kennen die Zehn Gebote, da haben Sie einen Anhaltspunkt (…) Sünde ist das, was die Beziehung zu den anderen und die Beziehung zu Gott zerstört (Lüge).

Bei der Sünde geht es um Gott. Beim Ärger geht es um uns.

Und warum ist die Sünde schlimm? Warum will Jesus, dass wir die Sünde tadeln? Überlegen Sie, wie das Leben ausgeht, wenn die Beziehung zu Gott zerstört ist. Zu Gott, in dem wir leben, in dem wir uns bewegen, zu Gott, in dem wir sind (Apg 17). Gott, an den wir im Alltag nicht denken, unter dem wir uns hier nicht viel vorstellen können, der aber einmal unser ganzes Glück, unsere Seligkeit sein wird.

Wenn wir aber von Gott getrennt sind, für immer, was bleibt dann noch? Einsamkeit und Kälte. Ewige Einsamkeit. Deswegen ist die Sünde schlimm.

Das Evangelium sagt uns also: Ärgert euch nicht über das, was vergeht. Lernt zu unterscheiden zwischen Wichtigem und Unwichtigem. Was einer anhat, ist nicht so wichtig. Eine lebendige Beziehung zu Gott, die ist wichtig.

„Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht.“ Hier wird uns Verantwortung für einander gegeben. Und so entsteht eine Gemeinschaft.

Wir sollen mit dem anderen reden statt über ihn.

Solange es nur um unsere Vorlieben geht, sollen wir schweigen. Wenn es aber um den anderen geht, um sein Heil, dann müssen wir reden.

Was Jesus da heute sagt, ist doch ein Appell an Aufmerksamkeit, Selbstdisziplin und Takt. Mit anderen Menschen braucht es die Unterscheidung zwischen wichtig und unwichtig; es braucht Zartgefühl ebenso wie Mut. Eine Zurechtweisung muss nicht einhergehen mit der Bloßstellung vor anderen.

Die hl. Katharina von Siena schreibt: „Tadelst du also, so tu es im Allgemeinen. Schließe dich selbst in Demut mit in den Tadel ein. Alle sollt ihr Mitleid füreinander haben. Und das Richten Gott überlassen.“

Solcher Tadel wird milde statt ärgerlich. Solcher Tadel erhebt sich nicht über den anderen. „Schließe dich in Demut in den Tadel ein.“

Der gute Tadel ist etwas anderes als eine Anklage. – Wissen Sie, wie die Hl. Schrift den Teufel nennt? Den Ankläger.

Der gute Tadel hat zu tun mit einer tiefen Ehrfurcht vor der Seele des anderen. Wer Jesus nachfolgt, lernt, alles sehen. Aber er muss nicht alles sagen. Er wird ein feiner und mutiger Mensch. Fein, wenn es um dies und das geht, mutig, wenn es um die Sünde geht.

„Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm.“ Das Ziel des Tadels ist das Gute. Das Ziel ist nicht, Recht zu haben oder sich abzureagieren. Das Ziel ist das Gute.

FÜRBITTEN

Heiliger Geist,
lehre uns, immer das Gute zu suchen.
Lehre uns, zu unterscheiden zwischen Wichtigem und Unwichtigem.
Lehre uns das richtige Tadeln.

Vater im Himmel!
Vergib uns unseren Ärger,
vergib uns unser unnützes Reden!

Christus,
bleibe bei den Christinnen und Christen in Bischbrunn.
Gib der Kirche gute Bischöfe.
Sei unseren Kranken nahe.
Lass unsere Verstorbenen deine herrliche Schönheit sehen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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