Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierte Woche der Fastenzeit, Montag, 28. März 2022

28/03/2022 


Die Predigt zum Anhören

Vierte Woche der Fastenzeit, Montag, 28. März 2022
(Texte vom Donnerstag derselben Woche)

Aus technischen Gründen leider kein Audio-File der Predigt.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Altes Testament: „Ich habe dieses Volk durchschaut.“ – Neues Testament: „Ich habe erkannt, dass ihr die Liebe zu Gott nicht in euch habt.“

Werden wir durchschaut? Ruht die ganze Zeit über ein Blick auf uns?

Was durchschauen Sie? Ihre Kinder? Ihren Partner? Die Politiker, die Bischöfe, die Medien? Ich durchschaue meine Pfarre, denke ich. Ich mache mir keine Illusionen. Aber vielleicht täusche ich mich über mich selbst?

Eines jedenfalls weiß ich sicher: Dass Sie nur sehen, was Sie sehen wollen, nur hören, was Sie hören wollen. Wo Offenheit ein Staunen auslöst, beinahe Bestürzung, da kann die Wahrheit kein unbedingter Wert sein.

Gott durchschaut sein Volk, Jesus durchschaut die Juden um ihn herum.

Und Gott sagt: „Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt.“ Das ist die eine Möglichkeit. Eine sehr verlockende, Sie wissen das, wenn Sie jemals betrogen wurden.

Durchschauen ist nicht schwer. Schwierig wird es dann, nach dem Durchschauen. Was tun Sie, wenn Sie den anderen durchschaut haben? Vernichten Sie ihn? Sie müssen ihn ja nicht umbringen, es genügt, seine Spuren in Ihrem Leben auszulöschen. Abbruch der Beziehung, Wortlosigkeit, gewolltes Vergessen: Das sind alles Manöver der Vernichtung, die auf das Durchschauen folgt.

Was tun Sie, wenn Sie den anderen durchschaut haben? Ihn verachten? Ihm nie mehr vertrauen? Sie könnten sich auch damit begnügen zu wissen. Einfach wissen: Ist das nicht das Los des erwachsenen Menschen?

Aber wie gelingt das Kunststück zu wissen und dennoch zu lieben? Vom Fehltritt wissen und den Verräter dennoch lieben: Ist das jämmerliche Dummheit? Oder Klugheit? Oder die wahre Liebe?

Gott durchschaut sein Volk. Das ist nicht schwer; das goldene Kalb ist nicht zu übersehen. Und Gott sagt: „Jetzt lass mich, damit mein Zorn sie verzehrt.“ Hier ist es ein Dritter, von dem die Lösung kommt. Mose redet, und Gott, der doch alles weiß, schließt Frieden. Ist das der Weg? Der neue Versuch, die zweite Chance? Und dann? Noch ein neuer Versuch? Und dann? Wieder neuer Versuch? Und dann nochmal? Und da wundern Sie sich, dass Sie am Ende eines Lebens müde sind?

Aber wissen Sie, dass das die Zusammenfassung der Heiligen Schrift ist: die Geschichte eines Gottes, der es immer und immer wieder versucht?

Beide Lesungen heute erzählen vom ewigen Ringen um den Glauben. Und merken Sie wohl: Gott ist es, der um den Glauben ringt. Nicht das Volk ist es, Jesus ist es. Das ewige Ringen um Glauben, – von dem die Kirche nichts mehr zu wissen scheint. Gott ringt um die Menschen, Priester ringen um Seelen, Eltern ringen um ihre Kinder, – nur die Kirche scheint von diesem Ringen nichts mehr zu wissen. Sie finden Bischöfe und Priester, die kindlichen Optimismus für eine Berufspflicht halten. Sie finden andere, die traurig geworden sind und versuchen, es sich nicht anmerken zu lassen. Aber finden Sie noch die alten Priester, die echten Oberen, die alles wissen und dennoch ringen? So still, so gerade, dass es kaum einer merkt. „Ich habe meine Leute durchschaut“, das kann man zynisch sagen oder jämmerlich. Oder aber mit jener nüchternen Liebe, die vielleicht nur der haben kann, der wirklich glaubt. Vielleicht wissen alte Ehepaare darum.

Wege. Die Hl. Schrift ist voller Wege heraus. Das Alte Testament lehrt uns heute Nachgeben, Nachsicht, Versöhnung, in dieser Reihenfolge. Ich muss Ihnen das nicht erklären.

Das Evangelium lehrt uns einen anderen Weg: den Glauben. Glaube ich Jesus, ja oder nein? Darum allein geht es hier. Es gibt keine andere Lösung als diese.

Nachgeben, Nachsicht, Versöhnung, das ist klug, allgemein, menschlich. „Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an.“ Das ist das Wort eines Königs. Nein, besser: des Sohnes. Jesus ist der Sohn des Vaters. Das ist seine Autorität. Jesus kann auf Johannes verweisen, auf die Schrift, auf seine Werke, sprich: seine Wunder, aber letztlich ist es immer die gleiche Frage: „Und ihr, für wen haltet ihr mich?“ Jene Frage, auf die es nur eine einzige Antwort geben darf: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“

Dieser Glaube ist der Hammer, der die Klugheit zertrümmert, die wir mit den Jahren angesammelt haben. Was hilft es, dass wir die anderen durchschauen? Oder, noch größeres Kunststück, uns selbst? Nichts. Dass Gott uns durchschaut hat, bedeutet gar nichts.

Jesus steht gegen die Leute. Die wollen Handfesteres als diesen Glauben: goldene Kälber. Die Leute wollen nicht sehen, nicht wissen und vor allem: nicht glauben. „Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt?“

Es geht um den Glauben an Jesus Christus, jene Tat, die beides gleichzeitig bedeutet: Unterwerfung und Vertrauen.

„Ich habe erkannt, dass ihr die Liebe zu Gott nicht in euch habt.“ Wir sind durchschaut. Wir durchschauen. Aber werden wir glauben?

Das ist der Grund, auf dem die Kirche steht. Wo wir durchschaut sind und alles am Glauben hängt, bleibt die Lage prekär.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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