Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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3. Fastensonntag, 20. März 2022

20/03/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich muss Ihnen von einem Gott reden, den Sie nicht wollen. Den auch diese Kinder nicht wollen. – Wir haben den Kindern gesagt: „Du bist ein Ton in Gottes Melodie!“ Mose hingegen fürchtete sich vor Gott. Wir hören beides und wissen nicht, in welche Richtung wir nun gehen sollen. Dorthin, wo wir uns wohlfühlen, wo es aber vielleicht falsch ist? Oder dorthin, wo es uns unbehaglich ist, wo aber vielleicht die Wahrheit ist? – Glauben Sie, dass es eine Wahrheit gibt? Ist Ihnen die Wahrheit wichtig? Bei Ihrem Partner doch sicher… Kann man den Krieg so sehen, aber auch ganz anders? Was ist die Wahrheit in den Kellern von Kiew? Dass Putin irgendwie auch Recht hat?

Da draußen werden wir gerade nicht gefragt, wohin wir gehen wollen. Es ist Krieg, ziemlich in der Nähe, und wir müssen damit fertig werden, irgendwie.

Sie dachten, Sie könnten sich entscheiden: glauben oder halt nicht glauben; an einen lieben Gott oder an einen strengen Gott, heute oder irgendwann später; zusammen mit Ihren Kindern oder ohne sie. Ich denke, lange Zeit ist es wirklich so. Das Leben lässt uns Zeit, in der Regel. Aber irgendwann gilt: Game over. Es wird Ernst. Seit dem 24. Februar verstehen Sie besser, was ich meine. Taufe und Erstkommunion sind am Ende für Menschen, die das Leben ernst nehmen. Der Spielplatz drunten am Pfarrhof hat sein Recht. Ich bin froh, wenn ich die Kinder dort sehe. Aber so langsam wird es ernst. Und diesmal kommt der Ernst nicht von einem Pfarrer, sondern aus Bahnsteigen und Bussen, aus Kellern und zerbombten Krankenhäusern.

Irgendwann geht es um alles. – Man hört heute oft: „Ich werde alles geben!“ Bei GNTM finden das alle toll; in einem Startup auch oder beim Ironman. Aber nicht beim Glauben. Das ist, mit Verlaub, krank.

Was soll ich Ihnen reden von einem Gott, der die Fehler bestrafen wird? Alle drei Lesungen dieses Sonntags tun das ja schon. Und ich bemerke, dass viele Menschen jetzt sogar hoffen, dass Schuld bestraft wird. Dass Lüge und Gewalt irgendwann vergolten werden. Ich muss Ihnen das nicht mehr extra sagen. Ich darf Sie stattdessen auf etwas aufmerksam machen, was in der berühmten Geschichte vom Brennenden Dornbusch auch steht. Das steht nämlich, wie das geht zwischen Mensch und Gott. Und Sie sind doch Menschen, nicht wahr? Und diese Kinder sind Menschen, nicht wahr? Deswegen gelten für Sie, für die Kinder, für mich die Menschen-Gesetze. So wie die Naturgesetze gelten.

Das Erste Gesetz lautet: Es braucht Aufmerksamkeit. „Er schaute hin“, heißt es von Mose. Hin auf den Busch, der brennt, aber nicht verbrennt. Wenn Sie nie hinschauen, sich nie Fragen stellen, nie etwas bemerken, dann wird auch nie etwas geschehen. Die Jahre werden vergehen, mehr nicht. Diese Kinder sollen nicht nur spielen, sondern etwas bemerken. Stutzig werden, Fragen stellen.

Das Zweite Gesetz: Wer auf Gott trifft, wird erschrecken. Weil Gott zu groß ist, zu heilig, zu anders. Gott ist eben kein Helene-Fischer-Song und kein Mc-Donald’s-Besuch. Schauen Sie auf den Ozean oder aufs Matterhorn, rufen Sie sich in Erinnerung, was Sie über das Weltall wissen oder lauschen Sie einer Melodie: Wo immer Sie etwas entdecken, das Sie nicht verstehen, das größer ist als Sie selbst, – dort ist eine Ahnung von dem, wie Gott ist.

Das bedeutet: Wenn Sie überall die coolen Checker sind, wird das nichts mit Gott und Ihnen. Es gibt einen Schauder, der uns weiterbringt, uns erwachsen macht. Anders gesagt: Es ist richtig, gelegentlich Furcht vor Gott zu spüren.

Drittes Gesetz: Nach Aufmerksamkeit und Erschrecken kommen das Vertrauen und der Auftrag. So ist es bei Mose, so ist es immer.

Mose: ein erwachsener Mann, der etwas kann, der eine Frau hat, der schwere Zeiten bestanden hat, sich geschlagen hat, ein Mann, der sein Leben lang gläubig war, trifft auf Gott. Und zwar auf ganz neue Weise. Auf eine Weise, die ihn überfordert. Was soll dieser Gottesname? „Ich bin, der ich bin.“ – „Ich bin der Ich-bin-da.“ Das versteht man nicht, wie man den neuen Traktor versteht: „Aha, so geht das!“ Das versteht man, wenn überhaupt, dann ungefähr so wie man einen Menschen versteht: nach und nach, nie ganz.

So viel aber versteht Mose von Gott: Gott ist verlässlich. „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, bedeutet: „Ich bin immer, der ich bin.“ Zu allen Zeiten.

Gott ist aber auch unverfügbar und unbegreiflich. „Ich bin, der ich bin, auch wenn du versuchst, mich zu verändern.“ Mose versteht: Gott ist in der Geschichte. Gott ist in der Gegenwart. Gott ist also Treue.

Und ein Letztes: Was wir mit Gott tun oder nicht tun, hat Konsequenzen. Der Baum wird umgehauen, wenn er keine Frucht bringt. Wenn er aber „gute Früchte“ bringt, bleibt er stehen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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