Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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20. Dezember 2021

20/12/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ – Na, ohne Mann halt!

Es soll hier gar nicht um Maria gehen. Aber meine flapsige Formulierung bringt das Wesentliche auf den Punkt: Das Kind in Maria entsteht ohne Mann. Das ist die Lehre der Kirche. Uralt. Denn (das ist wichtig, um den Stammtisch aus den katholischen Hirnen zu vertreiben), denn der Gott der Bibel ist nicht ein besserer Zeus, der begattet, was ihm taugt. Gott ist kein Mann. Gott ist auch keine Frau. Gott ist auch kein Neutrum. Gott ist über all diesen Begriffen. Gott ist außerhalb. Anders.

Das Kind in Maria wird erschaffen. Nicht gezeugt. – Ja, aber es heißt doch: „Gezeugt, nicht geschaffen.“ Im Credo! Richtig, aber das bezieht sich auf die zweite Person der Dreifaltigkeit, den Sohn. Der Mensch wird durch den Heiligen Geist. Der Heilige Geist aber ist kein Mann.

So viel dazu, in der Hoffnung, die Reden über Maria, den Heiligen Geist, die Geburt Jesu mögen an Achtung gewinnen. Denn dies genau, Achtung, Respekt, Takt, fehlt in den schmuddeligen Bemerkungen fröhlicher Runden genauso wie in den Reden der Katholiken, die sagen: „Das kann man doch heute nicht mehr glauben.“ Beides ist bloß billig.

Doch, wie gesagt, darum soll es heute gar nicht gehen. Es soll vielmehr gehen um die Art, wie ein Mensch auf Gott trifft.

„Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ – Früher brachte diese Stelle die Theologen in Bedrängnis. Die Idee, eine junge Frau – eine Frau! – wage es, mit einem Engel zu diskutieren, genierte sie. Uns heute gefällt sie.

Zacharias, der Vater des Täufers, trifft ebenfalls auf einen Engel; auch er stellt eine Frage – und wird vom Hieb des Engels getroffen. Er muss verstummen. Warum er, aber nicht Maria? Was ist der Unterschied? Der Unterschied ist: Zacharias zweifelt und wird bockig. Maria will nur verstehen. In jedem Augenblick bleibt sie disponibel.

Das ist die große Lehre dieses Tages: Für Gott disponibel bleiben. Verfügbar. Ihm vertrauen. Hört sich gut an, – aber wer tut das wirklich? Dabei leben wir doch wirklich in Zeiten, wo man das üben könnte: verfügbar bleiben für Gott. Offen. Vertrauen.

Aber Sie werden sagen: „Ich bin doch viel zu weit weg von den Engeln. Und von Maria erst recht. Das ist nichts für mich. Für mich ist doch nur mein einfacher Glaube und mein Einsatz in den Hilfswerken.“ Sie kennen das Argument. Es stimmt: Wir sind sehr weit weg von den Engeln und von der Gottesmutter. Wir sind keine Wesen aus Feuer und Geist und wir sind nicht ohne Schuld. Stimmt. Und stimmt gleichzeitig nicht. Die Engel sind uns nahe. Haben Sie nicht einen Schutzengel? Unsere Art zu glauben ist nicht total anders als die Marias. Rücken Sie Maria nicht so hoch hinauf, dass sie mit Ihrem Leben nichts mehr zu tun hat!

Maria sitzt da.
Sie hört.
Sie erschrickt.
Sie überlegt.
Sie fragt.
Sie willigt ein.
Das alles tun Sie auch, oder?

Und die Engel? Sind überall. Mit Flügel, ohne Flügel. Gott hat seine Boten in klugen Büchern und in törichten Schwätzern, in der Hl. Schrift und in den Lautsprecherboxen des Nachtclubs. Und in der Stille sowieso.

Nehmen Sie das wörtlich: Gott ist allgegenwärtig.

Und rechnen Sie damit: Manchmal ist Gott in der Stille still.

*

Seltsame Tage derzeit, nicht wahr? Irgendwie scheint sich ein Netz um uns zuzuziehen. Das Netz aus Sorgen. Aus dem Vielen, was wir nicht verstehen. Und so kommen wir hinein ins „Geht nicht!“. Ins „Kann nicht sein!“ In chancenlose Zeiten. Das Fest am Ende dieser Woche hat da keine Chance mehr. Der Glaube hat keine Chance mehr. Es bleiben wirklich nur noch Geschenke, Essen, Besuche und unter all dem der pausenlos murmelnde Fluss der Sorgen.

Und da kommt dieser 20. Dezember mit dem Wort: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ – Na, ohne Mann halt!

Es geht. Das Unmögliche geht. Es ist ganz einfach. – Sie kennen das Wort: „‘Es geht nicht!‘, sagten die Leute. Der Narr wusste nichts davon – und machte es einfach.“

Vertrauen wie die Narren? Oder wie die Kinder? – „Da sagte Maria, „Ich bin die Magd des Herrn.“ Das ist Vertrauen. Vertrauen, das teuer bezahlt werden wird, Sie wissen es.

Danach verließ sie der Engel. Maria ist wieder allein. Nein, nicht allein… Keiner ist wirklich allein.

Wir meinen, wir seien allein. Wir meinen, es sei unmöglich. Aber in Wahrheit sind wir in Gott. In Wahrheit ist alles möglich. Sogar die Erlösung dieser Welt.

*

Weihnachtsgruß:

Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu denen gehören, die glücklich sind, weil Christus geboren wird.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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