Die Menschenwürde im Zentrum unseres Handelns
Bei der 46. Sitzung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen im Februar 2021 in Genf betonte MALTESER Großkanzler Albrecht Boeselager die vielfältigen Herausforderungen, denen sich die humanitären Akteure im Zuge der COVID-Notlage stellen müssen. „Die COVID-19-Pandemie mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit und die Wirtschaft vieler Nationen gesellt sich zu den globalen Spannungen und Konflikten, den wachsenden Problemen des Hungers, der Umweltzerstörung, der Frage der Flüchtlinge und der vor Krieg, Terrorismus und Hunger Fliehenden sowie den vielen Formen der Gewalt, die die Menschenwürde demütigen und verletzen“, so der Großkanzler in seiner Ansprache. Er plädierte für „eine schnelle und flächendeckende globale Verteilung der Impfstoffe“. Dies sei nicht nur ein ethischer, sondern auch ein wissenschaftlicher und klinischer Imperativ und der beste Weg ist, die Pandemie zu stoppen. Beschämende Misshandlung von Migranten Darüber hinaus äußerte der Großkanzler seine tiefe Besorgnis über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in vielen Teilen der Welt, vom Horn von Afrika über die Kaukasusregion bis hin zum kriegsgebeutelten Syrien: „Der Schutz der Rechte von Minderheiten, die oft Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt sind, bleibt ein Gebot in einer Zeit, in der die Logik der Macht, des Nationalismus und des Populismus auf Kosten der Logik des Dialogs wächst.“ Weiters verwies Boeselager auf die Notlage vieler Migranten in Südosteuropa, die „in beklagenswerten, heruntergekommenen Lagern“ untergebracht würden, „um die Ankunft anderer Migranten zu verhindern.“ Im Schatten der globalen Corona-Pandemie beobachten wir eine dramatische Zunahme des weltweiten Menschenhandels. Es gilt, diese moderne Form der Sklaverei entschieden zu bekämpfen. Menschenhandel bedeutet physische und psychische Ausbeutung sowie Ausübung von Gewalt, somit Zerstörung der Würde des Menschen, einem gerade für uns Christen, aber auch für alle anderen Menschen und Religionen so hohem Wert. Menschenhandel umfasst Zwangsarbeit, die Rekrutierung von Kindern als Soldaten und Arbeitssklaven, Zwangsprostitution, den Kauf und Diebstahl von Kindern für Adoption oder Missbrauch, Kinderpornographie für die Verbreitung im Internet, Organdieb-stahl, Zwangskriminalität und Straßenbettelei. Die Vereinten Nationen gehen weltweit von rund 40 Millionen Betroffenen aus und vermuten in 13 europäischen Ländern etwa 800.000 Fälle. Allein in Österreich geht man von 15.000 bis 25.000 Fällen aus. Der Umsatz, der weltweit durch diese Form der Ausbeutung von Menschen erzielt wird, liegt bei etwa 150 bis 200 Milliarden Euro und damit an zweiter Stelle in der internationalen Kriminalitätsstatistik. Nach offiziellen Berichten ist Österreich ein Ziel- und Transitland, ein Tor für viele Osteuropäer und Menschen aus Afrika und Asien. Die häufigste Form des Menschenhandels ist die sexuelle Ausbeutung gefolgt von häuslicher Leibeigenschaft und erzwungener Bettelei. War Sklaverei früher meist lokal organisiert, ist die moderne Form der Sklaverei globaler Natur. Menschen können um den Erdball im Darknet gehandelt werden, kriminelle Organisationen sind global vernetzt. Früher stellten Sklaven für ihre Herren einen hohen Eigentumswert dar. Heute gehen offizielle Stellen von durchschnittlichen Preisen um 100 Euro pro Person aus. Der Mensch ist „wertlos“. Was können wir dagegen tun? Wir müssen größeres Bewusstsein für dieses Thema schaffen und für die Würde der Betroffenen kämpfen. Best-Practice-Lösungen aus anderen Ländern sollten schnellstmöglich übernommen sowie Präventions-, Schutz- und Rehabilitationsmaßnahmen für Opfer verstärkt werden. Wir alle tragen eine Mitverantwortung für unsere Mitmenschen. Mehr dazu lesen Sie bitte online in unserer Zeitung! Haben Sie Interesse an unserem kostenlosen Zeitungs-Abo? Gleich hier anmelden. Vielen DankKampf gegen den Menschenhandel
Menschen um 100 Euro