Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Die Renaissance der Passionskrippen

30/03/2021 


Renaissance der Passionskrippen BB
Fastenkrippe, 1. Niederösterrreichisches Krippenmuseum in Vösendorf, Foto: Erzdiözese Wien, Stephan Schönlaub

Wenn man von Krippen spricht denkt man zunächst einmal an Weihnachten. Im Stimmungsbild dieser besonderen Zeit sind Krippen etwas mystisch- idyllisches und selbst in der Armut des Stalls in der das Christuskind zur Welt kommt überwiegt doch die Geborgenheit im Empfinden.

Ein besonderer Osterbrauch erlebt seit einigen Jahren eine nun immer deutlich sichtbarere Renaissance, die Passionskrippen. Die Passionskrippen haben ihren Ursprung in der Barockzeit und man findet ihre ältesten Spuren in Süditalien. Die figürliche Darstellung und die sich überschlagende künstlerische Ausfertigung ist ja ein Markenzeichen des Barock, doch die Leidensgeschichte figürlich dargestellt war damals neu. Man kann diese Krippen, Saison unabhängig, aber auch eine Art spiritueller Bildung für die Gläubigen verstehen, denn es waren nicht nur Kunstwerke der schönen Künste wegen, sondern zeigen den Menschen die Leidensgeschichte. Vergessen wir nicht, dass die wenigsten damals lesen und sich mit den Texten der Heiligen Schrift auseinandersetzen konnten. Vielleicht ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Leid & Tod in Passionskrippen der Grund, dass sie nicht die volkstümliche Popularität von Weihnachtskrippen bekommen haben, vielleicht liegt es auch an ihrer Größe, denn die meisten Passionskrippen findet man auch heute wieder wie damals, in Kirchen. In Wien sind in der Peterskirche einige prächtige Passionskrippen bis zu Ostern ausgestellt, oder auch in Maria Geburt am Rennweg.

Renaissance der Passionskrippen 1
Fastenkrippe, 1. Niederösterrreichisches Krippenmuseum in Vösendorf, Foto: Erzdiözese Wien, Stephan Schönlaub
Renaissance der Passionskrippen 3
Fastenkrippe, 1. Niederösterrreichisches Krippenmuseum in Vösendorf, Foto: Erzdiözese Wien, Stephan Schönlaub

Zwei Sonderformen haben sich aus dieser künstlerischen Tradition weiterentwickelt: die Jahreskrippe und die Heiligen Gräber. Beide sind besonders in alpenländischen Raum verbreitet. Jahreskrippen sind ein rarer Kunstschatz geworden, sie stellen das ganze Leben Jesu dar und begleiten einen durch das Kirchenjahr mit seinen Festen. Eine wirklich besondere Jahreskrippe kann man in der Pfarrkirche Altmünster im Salzkammergut betrachten, in einer eigens für sie geschaffenen Seitenkapelle hat die berühmte Schnitzerfamilie Schwanthaler das Leben Jesu in zahlreichen Stationen dargestellt.

Häufiger und immer öfter wieder findet man die kunstvollen Heiligen Gräber, die in der Karwoche zwischen Karfreitag und der Osternacht besonders betrachtet werden. Sie sind oft aufbauten die ganzen Altären ähneln und besonders bekannt sind die kleinen bunten Kugeln, die mit Wassergefüllt und einer dahinterstehenden Kerze beleuchtet ein einzigartiges Schauspiel von gebrochenem Licht bieten.

Den Ursprung hatte die figürliche Darstellung in Krippen um den gläubigen Menschen, die nicht lesen konnten, die Ereignisse dieser heiligen Zeiten näher zu bringen. Heute leben wir in einer Zeit, in der es großteils keinen Analphabetismus mehr gibt, mehr noch, in der wir einer unbewältigbaren Flut von Informationen und Texten ausgeliefert sind.

Vielleicht ist gerade dies auch der Grund, dass auch die Passionskrippen eine so starkes Comeback erleben, die Sehnsucht der Menschen in Kirchen zur Ruhe zu kommen und durch die Eindrücke, die uns die Kunst vermittelt die Seele und die Gedanken zu kalibrieren und bewusst ohne Beschallung sich Raum – und Zeit zu gönnen.

Renaissance der Passionskrippen 2
Fastenkrippe in Atzgersdorf, Foto: Erzdiözese Wien
Renaissance der Passionskrippen 4
Fastenkrippe in Atzgersdorf, Foto: Erzdiözese Wien

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X