Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des Apostels Andreas, 30. November 2020 – Die Boten

30/11/2020 


Die Predigt zum Anhören

Fest des Apostels Andreas, 30. November 2020 – Die Boten –

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Um was geht es? Geht es hier um gute Gedanken? Um die Erfahrung innerer Stimmigkeit? Um Ästhetik? Um gesellschaftliche Wertschätzung? Wenn ich gut katholisch bin, werde ich in einen Ritter-Orden aufgenommen? Das alles hat mit Christus nichts zu tun. Und wenn Sie ehrlich sind, wissen Sie das auch.

Um was geht es also? Um Rettung. Man ist Christ, weil man weiß: Ohne Christus gehe ich kaputt. Das ist also die Frage aller Fragen: Wie wäre mein Leben ohne Christus? Wäre es ganz gleich? Macht Christus gar keinen Unterschied? Wäre es leichter? Oder wäre mein Leben ohne Christus ein einziger Mist?

Haben Sie nie das Gefühl, Ihr Leben könne komplett misslingen, auch jetzt noch, wo wir alle längst unseren Platz im Leben haben? Spüren Sie nie, dass Sie sich selbst zu Fall bringen würden, wenn da nicht etwas wäre, ein Halt? Meinen Sie wirklich, Ihr Leben würde gelingen, einfach so, sicher, auch ohne die anderen oder einen anderen?

„Wer an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen.“ Das ist eine unerhörte Behauptung. Sie findet sich in der Lesung des heutigen Festes. 30. November, Fest des Apostels Andreas. Paulus behauptet: Wir gehen unter. Alle. Nur der Glaube rettet uns. Zum Glauben aber brauchen wir die anderen. Wir gehen also verloren, wenn wir allein auf uns gestellt bleiben. Denn allein bedeutet: kein Glaube. Wir brauchen andere, zum Leben und zum Glauben. Eltern, Lehrer, Meister, Freunde, Gegner, Mitstreiter. Einen Erlöser.

Aber der Glaube ist doch, meinen die Leute, etwas ganz Innerliches, ganz Individuelles. Etwas zwischen Gott und dem Menschen allein. Etwas also, das die anderen nicht wirklich braucht. Und das auch die anderen nicht wirklich brauchen: Sie brauchen meinen Glauben nicht und ich Ihren nicht, und das Kind soll einmal selbst entscheiden. Das ist die Behauptung dieser Welt.

Aber dann heißt es bei Paulus: „Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt?“

Ohne Verkündigung kein Glaube. Der Glaube entsteht nicht von selbst. Der Glaube kommt durch andere, immer. Der Glaube, der doch allein die Sache Gottes zu sein scheint, ist in die Hände von Boten gegeben. Gott gibt den Glauben und also die Rettung in Menschenhände. Hier treffen Sie auf eine der großen Irritationen des katholischen Glaubens: Die Rettung hängt an einem anderen Menschen. Der Glaube der Menschen braucht andere Menschen. – Das wird heute gefeiert: Der Mensch Andreas, der anderen Menschen den Glauben bringt.

Gott hätte andere Wege gehabt, „denn für Gott ist nichts unmöglich.“ Aber so hat es Gott gewollt. „Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach!“

Nur das. Nicht mehr. „Folgt mir nach.“ Das ist das Einzige, was Jesus fordert. Keine andere Qualifikation als diese: bereit sein zu folgen. Man muss kein beeindruckender Mensch sein, kein feiner Kerl, kein helles Licht, nicht aus gutem Stall. Man muss nur eines: nachfolgen. – Das können Sie. Auch Sie sind Botinnen und Boten: Das ist der Erkenntnis dieses Festes. Das ist die Erkenntnis der neuen, modernen Kirche. Früher hätten Sie sagen können: Boten, das sind die Missionare, die Priester. Das geht nicht mehr. Sie sind Boten.

Gott wagt es, – und Sie müssen die Spannung aushalten zwischen dem ungeheuren Auftrag und der schäbigen Wirklichkeit. Ihrer Wirklichkeit. Keine Wirklichkeit hier in dieser Kirche ist glorios, meine gewiss nicht, Ihre auch nicht. Aber in dieser Spannung liegt die Lebenskraft unserer Kirche.

Der Glaube des einen Menschen braucht den Glauben eines anderen Menschen. Es braucht Boten. Boten werden die, die nachfolgen. Wer aber Jesus nachfolgt, der muss irgendwann sprechen. Sein ganzes Wesen, jede Geste, wird zum Wort von Christus.

So geht es immer weiter, vom Apostel Andreas „bis an die Enden der Erde“.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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