Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag der Karwoche 2019

15/04/2019 


„Lass sie!“

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Hat Judas Recht? ist Maria aus Betanien verrückt? Ist Jesus tolerant? An diesem Tisch gerät es ins Gleiten.

Wir denken: „Eh alles klar.“ Wir sind erwachsen und wissen Bescheid. Aber mit einem Mal ist es gar nicht mehr so klar. Die, die es klar halten wollen um jeden Preis, kommen weiter durchs Leben, – aber Jesus geht nicht in ihre Richtung. Seine Wege und ihre Wege trennen sich. „Lass sie!“ Wie hinreißend, wie königlich dieses Wort aus seinem Mund! „Lass sie!“

In ein paar Augenblicken verschwendet die Frau, wofür ein Arbeiter ein Jahr lang schuften muss. Parfum im Wert von 300 Denaren. Judas hat Recht: Mit dem Geld, das das Öl wert war, hätte man viel Gutes tun können. Jesus sieht all die korrekten Leute um sich, er sieht die Frau und sagt: „Lasst sie!“ Er lässt nicht einfach etwas durchgehen; er drückt nicht eben mal ein Auge zu. „Lasst sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue.“ Da wird es wird mit einem Mal sehr still am Tisch. Die Geste der Frau ist kein Spiel mehr. Sie ist genau das, was jetzt getan werden musste. Wer meinte zu wissen, was sich gehört, ist verwirrt. Und Maria, die meinte zu wissen, was sie tat, hat mehr getan, als sie verstehen konnte. Schon bald wird der Hohepriester Kajaphas mehr sagen wird, als er weiß: „Es ist besser für euch, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht“ (Joh 11,49-50). Das Kalkül zur Prophezeiung. Gott spielt auf allen Ebenen, wir haben keine Ahnung.

„Lass sie!“ Das Wort steht für die Tage dieser Woche. Alles gerät in Bewegung. Und ist dennoch nicht ohne Ziel. So könnte auch die Kirche sein, so könnten auch Sie sein: in Bewegung, manchmal ratlos, manchmal überrascht. Doch das Ziel wird erreicht, unfehlbar.

Wir sehen Jesus in Jerusalem einziehen – ein König, aber so anders als die Könige, die man kennt. Wir sehen einen Herrn – so anders als die Herren, die wir sonst erleben. “Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so, denn ich bin es.“ So sagt Jesus seinen Jüngern, nachdem er ihnen die Füße gewaschen hatte. Ein Herr, die dient. Der Sklaven-Arbeit tut.

Die Fußwaschung bereitet die Eucharistie vor, jenen Akt, in dem unsere Denkgewohnheiten endgültig gesprengt werden, mit einer einfachen Geste, mit Brot und Wein. „Das ist mein Blut.“ Dieser letzte, höchste Dienst wird nicht einfach abgeleistet, er kommt aus der Hingabe. „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Da gibt sich einer hin wie keiner zuvor und keiner nach ihm. Alles, was in dieser Woche geschieht, überfordert uns – und bringt gerade so unser Leben in Bewegung.

„Lass sie!“ Mit diesem Wort preist Jesus die Hingabe dieser Frau (und sagt den Männern: Seid wie diese Frau! Genauso mutig, genauso selbstvergessen!). Diese Tage sind Bewegung und Hingabe. Bis zum Schluss: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ Das ist wirklich Vertrauen. Diese Welt wird gerettet, indem einer sich hingibt. Sich, nicht andere. Einer, der sagen kann: „Lass sie!“ – Was eine grandiose, beinahe lächelnde Absage an alle Systeme der Geschichte.

Die Hingabe zeitigt die Folgen, die ihr innewohnen: Der, der sich hingibt, wird fixiert. Jesus am Kreuz. Wer sich hingibt, hat keine Gewalt mehr über sich selbst. Er wird der Mutter in den Schoß zurückgelegt; er wird in ein Grab gelegt; er wird uns in die Hände oder in den Mund gelegt bei der Kommunion, er wird ausgesetzt in der Monstranz. Aber die Hingabe wird zur Macht. „Wenn ich erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“ Diese Hingabe entfesselt schöpferische Kraft. Die Kraft der Taufe.

Aber die Leute machen eng und klein, was Jesus weit macht.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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