Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christtag 2018 – Geist

25/12/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Hat der Stall eine Tür? Kann man ihn abschließen? Wie auch immer: Es geht hinaus, bald. Die Geborgenheit der Heiligen Nacht ist nur eine Hoffnung. Eine Illusion, Sie wissen das. Sie wollen es aber nicht wissen müssen, zwei Tage lang wenigstens. Schon okay, – wir Menschen haben Sehnsucht nach warmen Höhlen, die Schutz bieten. Nicht zu weit schauen, nichts Mühsames sehen. Die Wahrheit nicht. Nicht einmal die Schönheit. Lieber den Kitsch, denn der macht keine Angst.

Und da kommt der Christtag. Da kommt dieses Evangelium. Hell. Mit weitem Blick. Weit bis zu Gott. Gott aber ist Geist. – Das, was in uns ist. Der Text ist lang, nicht leicht zu verstehen, weltberühmt und kapital für das Christentum. Eines spüren Sie vielleicht alle, wenn Sie ihn hören: Eine große Bewegung. Man müsste das Herz schon sehr schwer machen, mit Weinfässern und Hypotheken, mit Sorgen und Säcken voller Geld, damit einen dieses Evangelium nicht heben kann. Hinauf, ganz sanft. Lassen Sie die Worte aus dem Johannesevangelium auf sich wirken. Sie werden sehen, dass es stimmt: Diese Worte heben. Die große Bewegung, der Strom geht von Gott zu allen Menschen. Und wieder zurück zu Gott. Sie merken auch, dass es um die Grund-Alternative geht: Wird Christus angenommen oder wird er abgelehnt? Und Sie sehen vielleicht auch noch dies: Da ist eine Gemeinschaft, die staunt über den Reichtum des Glaubens. Die es kaum fassen kann, wie der Glaube das Leben verändert. Und alles das – sprechen, hören, merken, verstehen, glauben – sind Geistes-Dinge.

Viele vergessen das Geistige oder trauen es sich nicht zu oder finden es unwichtig. Dabei braucht schon ein Weinberg Sinn und Verstand. Die Ehe braucht Einsehen und Verstehen und die Erziehung der Kinder auch. In fast allem, was wir tun und ganz sicher allem, das wichtig ist im Leben, reicht das Körperliche, Materielle, Sinnliche nicht aus. Es ist nichts Schlechtes, aber es ist nicht alles. Sie sind mehr! Sie sind auch Geist. – Und wer außer Ihrer Kirche sagt Ihnen das? Die Kirche traut Ihnen das Geistige zu. Die Werbung nicht, die Parteien nicht. Überlegen Sie: Wann ist unsere Pfarre wirklich gelungen? Wenn da mehr war. Wenn da Geist war. Die, die nie hierherkommen, haben nur Informationen, Kenntnisse, Gefühle. Geist ist aber mehr. Gott ist Geist, und die Kirche ist es, die Ihnen Worte, Texte, Zeichen, Melodien, Bilder, Fragen, Argumente, Einsichten gibt: das Geistige.

„Und das Wort“ – das Geistige. Worte sind geistig – „und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Gott, der Geist ist, tritt in diese Welt ein. Körper und Geist, Materie und Geist verbinden sich neu. Dieses Evangelium zeigt uns: An Weihnachten geht es nicht um eine rührende Familie. Es geht um das Innere.

Ich erfinde das nicht. Gehen Sie einfach die Wege dieser Familie nach und malen sich aus, was diese Menschen innerlich, geistig erlebten, worauf sie sich einließen. Maria handelt, aber sie bewegt auch in ihrem Herzen. Oder Joseph. Oder die Weisen aus dem Morgenland: Glauben Sie, ihre Wege durch die Stille waren nicht auch geistige Wege? Und das Kind selbst? Jesus ist nicht sinnlich-statisch, schon gar nicht vergänglich oder begrenzt! Dieses Kind ist erfüllt vom Geist Gottes. Wie kann einer Christ sein, Mensch werden, wenn er immer nur beim Körperlichen bleibt, immer nur im begrenzten Raum, immer nur in der Zeit?

„Nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott.“ Gott aber ist Geist, und wir haben das Geistige in uns. Schauen, Denken, Spielen, Austauschen…  Weihnachten ist auch das Fest einer großen Erhebung. Bewegung nach oben. Unser Weihnachten, das christliche, will nicht einlullen, nicht bloß rühren: Es will uns heben. – „Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn. Herz, Seel und Mut, nimm alles hin… O dass mein Sinn ein Abgrund wär‘ und meine Seel‘ ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.“

Geistig leben heißt: nach oben leben und nach innen leben. Es heißt auch, sich selbst verlassen. Geist bricht auf, Körper hockt. Geistig leben heißt auch sich abgrenzen. Nicht alles ist geistig; so vieles könnte geistiger sein; manches ist einfach Blödsinn und darin sollen Christen nicht zu finden sein. Das Geistige macht Sie unabhängig vom Äußeren, frei. Sie sind, auch wenn Sie den Leuten nichts zu sein scheinen.

Deswegen sagt Weihnachten denen, die andere die „einfachen Leute“ nennen: Denkt selbst, fühlt, fragt – und überlasst das nicht den Mächtigen. Weihnachten sagt den Jungen: Habt keine Angst vor dem Geist. Geist ist mehr als Schulaufgaben… Weihnachten sagt den Kindern: Fragt! Erzählt! Weihnachten sagt Ihnen: Hören Sie! Schauen Sie! „Die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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