Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag der 30. Woche im Jahreskreis, 29. Oktober 2018 – Promesse und Ordensaufnahme

29/10/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Diese Tochter Abrahams aber…!“ – Das ist nicht Völkerkunde, das ist ein Titel. Der Herr erinnert die Frau und alle anderen, – die dumm herumstehen oder ärgerlich oder voll Hoffnung –, er erinnert sie alle an die Würde dieser Frau: Sie gehört zum königlichen Volk Gottes. Gott hat einen Bund geschlossen, auch mit ihr. Nicht nur mit einer Gemeinschaft, sondern mit jedem Einzelnen. Die Kirche, das ist nicht eine diffuse Versammlung, hinter der der Einzelne verschwindet. Die Kirche ist ein Ganzes, – aus Frauen und Männern, die Entscheidungen treffen, die beten (oft allein), die Taten setzen. Taten wie den Eintritt in einen Orden oder die Promesse.

„Diese Tochter Abrahams aber…“ Jesus ist keiner, der nur redet. Zum Wort setzt er die Tat. Die gewaltigste aller Taten: das Wunder. „Und im gleichen Augenblick richtete sie sich auf“ („she was made straight“, sagt die King-James-Bibel. Wie schön!). Diese Frau, die so lange, 18 lange Jahre!, nur gebückt gehen konnte, keinem in die Augen sehen konnte, sie wird gerade gemacht. Gerade und aufrecht: Jesus macht Menschen aufrecht.

„Das ganze Volk aber freute sich.“

Die Kirche freut sich über Sie beide, über Sie, Hochwürdiger Herr Professor, und noch eine Idee mehr (wenn ich so sagen darf), über Sie, verehrte, sehr liebe Schwester im Orden. Es freut sich diese Gemeinschaft hier; die, die sich jeden Montag zur 12-Uhr-Messe in der Malteserkirche zusammenfinden. Es freuen sich Klöster und Pfarren in Ihrer Heimat. Was aber viel wichtiger ist: Es freut sich die Gemeinschaft der Heiligen.

Der Kirche in … Wuppertal etwa mag es gleich sein, was heute hier geschieht. Nicht aber der Kirche der Heiligen.

Was sieht die wahre Kirche hier? Die Kirche, die wir im Credo ausrufen? Sieht sie Capes und Kukullen? Was hört sie? Fragen und Versprechen? Sie sieht Menschen, die hörbar und sichtbar, vor Zeugen!, einen Schritt auf ihre Taufe zu machen. Sie sieht: Herrlichkeit. Herrlichkeit kündigt sich an.

Ihre Taufe ist nicht in den Dokumenten. Schon gar nicht in Erinnerungen aus zweiter Hand, Fotografien oder alten Geschenken. Die Taufe ist in Ihrem Innersten.

Für jede getaufte Frau, jeden getauften Mann ist dies die Aufgabe: immer weiter in die Taufe hineinzugehen. Oder, wenn Ihnen dieses Bild nicht gefällt: die Taufe zu realisieren, zu verwirklichen, was in der Taufe möglich wurde. Die Fähigkeiten sollen Taten werden.

Sehen Sie, wir feiern hier zusammen die Eucharistie. Das ist dem Empfinden näher als Ihre Taufe. Sie werden die Hostie sehen. Das ist schon viel, aber nicht alles. Sie werden die Hostie empfangen. Das ist eine Bedingung, aber nicht das Ziel. Das Ziel ist: Sie werden dem Herrn begegnen. Und es wird geschehen: der Austausch von Leben. Teilhabe an der Gottheit Christi. Das ist für Sie bereitet. Sie realisieren es, wenn Ihr Herz die Eucharistie empfängt.

Jetzt, in der Promesse, realisieren Sie Ihre Taufe. „Und im gleichen Augenblick richtete sie sich auf.“ Das ist die Beschreibung dessen, was in der Taufe geschieht. Aufrichtung. Befreiung von Schuld, Einzug Christi in Ihre Seele, Aufnahme in seine Kirche. Und Gnade. Alle Gnade, die Sie zum Heil brauchen und die Gnaden, die Sie brauchen für Ihren Dienst an allen Menschen.

In Ihrer Taufe haben Sie Anteil erhalten am Priestertum Christi, an seinem Prophetenamt, an seinem Königtum.

Sie nehmen sich heute vor, die Armen zu schützen: die Aufgabe des Königs wie der Königin.

Sie nehmen sich vor, den Glauben zu verteidigen: Aufgabe der Propheten.

Sie machen sich selbst zu einer Gabe, sie „opfern“, d. h. Sie verschenken sich: den Armen, der Kirche. Sie schenken sich Gott. Der liebevolle Gehorsam Jesu, sein Opfer wird zum Tun der priesterlichen Frau wie des priesterlichen Mannes.

„Er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf.“ Der aufrechte Mensch des Evangeliums, das ist Fülle. Eine solche Fülle an Möglichkeiten und Fähigkeiten! In dieser Welt mit ihrer verschwenderischen Schönheit; in der Zeit mit ihren Tagen und Stunden ohne Zahl. Überfülle: Das ist das Leben. Der aufgerichtete Mensch sieht sie vor sich ausgebreitet, entdeckt sie in sich selbst: Fülle. Nie können wir alles ergreifen, alles tun, alles nutzen. Wir verschenken und vertun immer; es geht gar nicht anders.

Es gibt eine Fülle an Berufungen. Berufung zum Glanz und Berufung zur Verborgenheit, Berufung zur Angst und Berufung zur Heiterkeit. Alles Geschaffene kann geheiligt werden.  Aus der Fülle greifen Sie heute eines heraus. Sie wählen heute aus dem Reichtum der Kirche: den Souveränen Malteser-Ritter-Orden. Sie wählen genau dies, um Ihre Taufe zu realisieren.

Konventualkaplan, Oboedienz-Dame, das ist schon allerhand… Aber es geht noch mehr: „Denn einst wart ihr Finsternis“, in euch hinein gebeugt, „jetzt aber“, – jetzt aber! – „seid ihr durch den Herrn Licht geworden.

Lebt als Kinder des Lichtes!“ (Eph 5,8: Lesung). Und „dankt dem Vater mit Freude. Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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