Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest Pfingsten, 20. Mai 2018

20/05/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Gibt es den Heiligen Geist überhaupt?

Aber da steht es doch! „Nach diesen Worten hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“ – Sie zweifeln? Sie sagen: „Den Heiligen Geist, – das gibt es nicht!“? Sie misstrauen dem Evangelium? Sie verwerfen das Evangelium? Sie glauben nicht, dass Jesus das wirklich gesagt hat oder Sie glauben ihm selbst nicht? Warum? Geben Sie sich Rechenschaft über Ihren Glauben wie über Ihren Unglauben: Das ist der erste Schritt zu einer authentischen, überzeugenden, pfingstlichen Pfarre.

Der Heilige Geist. Es gibt ihn. Er wirkt. Er wirkt Erstaunliches: Viel mehr sagt die Apostelgeschichte nicht. Sie gibt keine exakte Beschreibung (weil das doch ganz unmöglich ist: den Heiligen Geist definieren). Eines ist klar: Die ersten Christen müssen eine besondere Erfahrung gemacht haben. Die Erfahrung einer Kraft. Diese Kraft kam offenbar nicht von ihnen selbst; das waren nicht sie selbst – und doch war die Kraft in ihnen, in ihrem Innersten, in ihrem Leben. Können Sie da mitgehen? Können Sie sich darauf einlassen?

Das Johannesevangelium ist es, das besonders oft vom Heiligen Geist spricht. Genauer gesagt: Jesus spricht von ihm, als sein Leben hier zu Ende geht. Aus dem, was Jesus sagt, wird klar: Der Heilige Geist, das ist Freude – mitten in einer bitteren Welt. Der Heilige Geist, das ist Gemeinschaft – mitten in vieler Einsamkeit. Und das Wichtigste: Der Heilige Geist, das ist Verbindung. Sie wissen, wie wichtig das ist: Verbindung (Eltern – Kinder, Freunde, Dorf, Kirche, Weltkirche). Wie wichtig ist die Verbindung in unserem Leben! Und wie brüchig, wenn wir es alleine versuchen… Der Heilige Geist verbindet. Und noch mehr. Er macht lebendig. Er überträgt Leben. Er gibt uns „Anteil am göttlichen Leben“ (Präfation Christi Himmelfahrt II).

Spätestens hier wird klar: Der Heilige Geist, das ist eine ganz neue, ganz andere Dimension. Nicht messbar, nicht zu halten, nie zu verstehen… Er ist nicht im Körper, nicht im Verstand, nicht in den Gefühlen, auch nicht in dem, was die Psychologie das Unbewusste nennt – und doch in allem. Eine Dimension mehr, die in kein anderes Schema passt. Wer den Heiligen Geist empfängt, weiß: Das bin nicht ich – und doch ist es nichts Fremdes.

Die einen sind sich sicher; sie spüren ihn. Die anderen: nichts. Wir können den Heiligen Geist nicht erklären; nicht so, dass alle einverstanden sein müssten. Insofern steht er auch für das Risiko des Glaubens: Die einen glauben, die anderen nicht. Er steht für das Misstrauen gegen die Kirche und auch in der Kirche: „Was reden die da?“ Das ist so, – und wir können es ruhig so lassen. Denn es ist Gott, der zuerst handelt. Wir müssen umdenken, heute an Pfingsten: Die erste Kraft überhaupt ist der Geist Gottes.

Heiliger Geist bedeutet zuerst: Gott ist es, der handelt. Gott bewegt. Der Heilige Geist ist Aktivität. Tat. Er erleuchtet, er läutert. Der Heilige Geist entflammt. Feuer! Er vereint. Der Heilige Geist eint den Willen des Menschen mit dem Willen Gottes. So wird Liebe. Gott gießt Liebe ein, die Liebe erobert die Seele. Pfingsten bedeutet, die Macht der Liebe entdecken, einer größeren Liebe. Die aus dieser alten Welt eine neue Welt macht. Die gestaltet, weil sie nicht sentimental ist, sondern eine Macht.

Das, was wir tun an Gutem, kommt nicht von uns allein. Wir tun es mit dem Heiligen Geist, angeregt von ihm, getragen von ihm, vollendet von ihm: „Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an.“

„Alles hat in ihm Bestand.“ – Gott ist in der Seele gegenwärtig. Er hat sie erschaffen (in dem Moment, als die Eltern uns zeugten). Wenn wir uns nicht verschließen, durchdringt Gott uns und umgibt uns. Kein Atom unseres Wesens, wo er nicht wäre; keine Bewegung, die er nicht belebte. „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Das ist das Erste. Die Seele ist da, und Gott ist da. Und dann: Der Heilige Geist! Jetzt beginnt die Seele zu reagieren. Sie wird aktiv. Sie kehrt sich zu Gott, sie erkennt Gott, sie liebt Gott. Und da ist Kindschaft, Freundschaft. Gott teilt der Seele von seinem Leben mit wie ein Vater und eine Mutter ihrem Kind Leben mitgeben.

Das ist der Moment, in dem die Jünger dem Auferstandenen begegnen. Er sagt ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Er überträgt ihnen von seinem Leben. Wir empfangen den Geist Christi und können wirklich an Christi Stelle geben, reden, urteilen. Wir können Christus repräsentieren. Das geht von den Jüngern bis heute. Die Kirche ist die Fortsetzung des irdischen Jesus, – aber nur dann, wenn der Heilige Geist ihr Friede ist, wenn ihre Freunde vom Heiligen Geist kommt wie ihre Sendung und ihre Macht. Herr, sende aus deinen Geist – und wir werden neu.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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