Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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SOS – eine wahre Geschichte

23/04/2018 


SOS – Eine wahre Geschichte

April 2018 – Mittagszeit. Ich werde folgendes gefragt: „Du arbeitest doch bei der Kirche? Kannst Du mir bitte helfen – ich brauche ein SOS-Pickerl für mein neues Auto.“ Ist doch kein Problem, denke ich. Habe ich doch über die letzten Jahre für mich und meine Familie diese Aufkleber ohne Probleme „um die Ecke“, am Stephansplatz im Geschäft „Kunst & Kirche“ um ein paar Cent bekommen. Sie erinnern sich?

Die hellblau-weißen Aufkleber, auf denen steht, dass in lebensbedrohenden Situationen ein katholischer Priester gerufen werden soll. Für meinen Freund, meine Familie wie auch für mich ein wichtiges und dringendes Anliegen. Also mache ich mich auf den Weg. „Ich hätte gerne ein SOS-Pickerl für mein Auto.“ „Haben wir leider nicht mehr.“ „Können Sie mir helfen? Wo kann ich diese Pickerl sonst bekommen?“ „Versuchen Sie es in der Dombuchhandlung. Die haben das auch immer gehabt“.

Ich überquere die Straße und gehe in die Facultas Buchhandlung – im Volksmund immer noch nur als Dombuchhandlung bekannt. „Haben Sie SOS-Pickerl für das Auto?“ Großes Staunen, offener Mund… „Nein. Haben wir noch nie gehabt.“ „Haben Sie eine Idee, wo man die bekommen kann?“ „Versuchen Sie es in der Behelfsstelle.“

Es ist nicht so einfach

Also wieder die Straße überquert, ein paar Schritte in den Zwettlerhof gemacht. „Haben Sie SOS-Pickerl für das Auto?“ „Nein, die führen wir nicht.“ „Haben Sie eine Idee, wo man solche Aufkleber bekommen kann?“ „Warten Sie, ich schau Ihnen nach…“ In einer Aktenmappe wird geblättert. „Die Action 365 hat diese Aufkleber. Sie finden sie nicht weit von hier in der Sonnenfelsgasse.“ Ich mache mich auf den Weg – ist ja wirklich nicht weit. unter der angegebenen Adresse finde ich nur einen dunklen Eingang mit einer ins Haus versetzten zweiten (geschlossenen) Eingangstür. Das Haus scheint der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu gehören.
Ich betrete den Innenhof und finde tatsächlich eine Tür mit der Aufschrift „Action 365. Besprechungsraum“. Darunter eine Klingel auf der steht: „Keine Klingel!“. Anarchisch wie ich mich gerade fühle, versuch ich zu klingeln. Es ist in der Tat keine Klingel. Ich klopfe. Ich versuche die Türe zu öffnen. Verschlossen. Ich gehe im Innenhof eine Stiege in den ersten Stock hinauf. Klopfe, öffne die erste Türe auf der rechten Seite und (v)erschrecke einen Wissenschaftler bei der Arbeit in einem dunklen Zimmer. „Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich die Action 365 finden kann?“ „Do you speak English? I cannot understand you.“ Ich beginne kurz mein Anliegen auf Englisch vorzubringen, merke aber aufgrund der weit aufgerissenen Augen sofort die Sinnlosigkeit des Unterfangens, entschuldige mich höflich und wünsche gutes Weiterarbeiten. Zwei Seufzer sind synchron zu vernehmen.
Nur einer aus Erleichterung. Da kommt mir eine Idee. Wir sind ja hier ganz in der Nähe der Jesuitenkirche. Vielleicht hat die Action 365 diese Aufkleber in der Kirche. Also betrete ich die ruhige Jesuitenkirche, halte kurz inne und mach mich auf die Suche. Finde aber nichts. Beim Verlassen der Kirche treffe ich auf eine Frau, die gerade das Haus in der Sonnenfelsgasse verlässt. Ich eile auf sie zu und frage, ob sie die Action 365 kennt. „Nein. Noch nie gehört. Aber fragen Sie beim Portier in der Akademie nach. Ist ja gleich um die Ecke.“ Ich bedanke mich und mache die paar Schritte, betrete die Akademie der Wissenschaften und bringe beim Portier mein Anliegen vor. Wobei der Portier vom Gehabe eher den Eindruck einer Security macht. Und nicht, dass was man sich in Wien unter einem Portier solch einer ehrwürdigen Institution vorstellt. „Wissen Sie wo ich die Action 365 finden kann?“ „Nein. Noch nie gehört. Aber warten Sie bitte. Ich hole den Kollegen.“ Ein paar Sekunden später kommt nun der Portier. Jünger zwar als erwartet, aber ein Portier eben. Ich wiederhole die Frage. „Die sind gegenüber in der Sonnenfelsgasse. Aber nie da. Da werden Sie kein Glück haben…“ Auf die Frage, warum ich die Action 365 suche, gebe ich ein unklares Gemurmel als Antwort. „Ist nicht so wichtig…“

Langsam verzweifelt

Also wird es nichts mit diesem Pickerl. Aber jetzt wo ich so nahe am „Herder“ bin – der großen theologischen Buchhandlung in der Wollzeile. Bekannte Frage. Bekannte Antwort. Also mache ich mich auf den Rückweg ins Büro am Stephansplatz. Wobei – manchmal liegt das Gute doch so nahe. Ich versuche es im Domshop. Ich betrete den Wiener Stephansdom, halte kurz inne und gehe dann an Touristen vorbei in das kleine Geschäft im linken hinteren Bereich der Kirche. „Haben Sie SOS-Pickerl für das Auto?“ „Nein, die führen wir nicht mehr.“ „Warum?“ „Es gab Probleme mit dem Nachschub. Fragen Sie in der Behelfsstelle!“ Ich bedanke mich und gehe.

Die zündende Idee

Will niedergeschlagen ins Büro zurückgehen. Da fällt mir etwas ein. Es gibt diese Aufkleber nicht nur in hellbau-weiß, sondern auch in rotweiß – mit dem Malteserkreuz. Und die Malteserkirche ist ja auch nicht so weit entfernt. Ich mache die paar Schritte über die Kärntner Straße in die Malteserkirche.

Nach einer kurzen Besinnung, suche ich bei den Zeitschriften und Informationen über die Malteser. Leider keine Aufkleber. Als gelernter Wiener weiß ich, dass die Malteser in der Johannesgasse ihren Sitz haben. Sowohl der Souveräne Malteser-Ritter-Orden wie auch die MALTESER. Ich denke mir, dass der neue Botschafter wohl anderes im Sinn haben wird, als mir ein Pickerl zu überreichen. Daher läute ich beim den MALTESERN. Ich werde freundlich empfangen. Ich stelle eine an diesem Tag schon oft gestellte Frage und… Und ich bekomme zum ersten Mal ein „Ja!“ als Antwort. Es dauert nur wenige Sekunden und schon habe ich den rotweißen Aufkleber in der Hand. Ich bin glücklich und jubiliere. „Die Malteser freuen sich immer über eine Spende!“, höre ich. Aber sicher. Ich stecke einen Schein in die Spendendose. „Brauchen Sie wirklich nur einen Aufkleber oder wollen Sie mehrere?“, werde ich gefragt. Ich bin dankbar für den einen Aufkleber und mache mich auf den Weg zurück in mein Büro. Ich hatte bekommen, was ich wollte. Gesund war es auch – anstelle des Mittagessens habe ich bei sonnigem Wetter einen Stadtspaziergang gemacht. Drei kurze Pausen in kühlen Kirchen sind auch nicht zu verachten.

von Christoph Wellner

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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