Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Heiligster Name Mariens, 12. September 2017 – Festmesse mit Weihe der Orgel

12/09/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

In der Küche noch Brot vom Abend, schon trocken. Aber mit etwas Butter wird es gehen. Wäre schade. Der Schluck Wein, der noch im Glas ist, wird weg gegossen. Brot und Wein: nichts Besonderes.

Beim Letzten Abendmahl gab es keine Orgel. Keine Predigt, kein Messkleid. Maria war nicht da. Ein paar Menschen, Brot und Wein: Mehr war nicht zu sehen. Hinter dem Sichtbaren waren das Wort, die Macht und das Wunder.

Mehr braucht die Kirche nicht: Menschen, das Wort, Macht und das Wunder. Und Brot und Wein. Alles andere kann ihr genommen werden, alle Orgeln dieser Welt. Jesus gibt seiner Kirche ganz wenig in die Hand – ein Stück Brot, einen Schluck Wein, – und dieses Wenige wird alles. Es wird: Er selbst.

Gibt Jesus seiner Kirche die Dome? Die Musik? Die Malerei? Sie sind da, und wir wissen nicht recht woher. Ist es die Großzügigkeit der Stifter? Ist es der Glaube? Oder die Gier nach Besitz? Ehrgeiz? Was auch immer es ist: Jesus spricht von all dem nicht. Das ist die Wahrheit, – und gegen diese Wahrheit rennen wir an. Mit aller Kraft. Das menschliche Herz ist ein Abgrund. Die Herzen der Österreicher hängen am Stephansdom. Der einmal nicht war, jetzt ist und eines Tages nicht mehr sein wird. Führt er zu Gott, der Dom? Führt diese kleine Kirche zu Gott? Wird diese Orgel zu Gott führen – oder nur rühren? Wo fühlt sich der Bürger mehr erhoben? Unter der Toccata in D-Moll von Bach, in einer romanischen Kirche in Burgund – oder vor der Monstranz? Was ist das, der Glaube? Das „Ave Maria“ von Schubert? Das Bild, das sich die Schwester Faustina von Jesus machte? Ist der Glaube ein Gefühl?

Das Wort Jesu, unablässig wiederholt, täglich, stündlich, hier, überall auf der Welt, das Wort über Brot und Wein, das banale, arme Wunder der Wandlung, die gegenwärtig gesetzte neunte Stunde: Die meisten könnten darauf verzichten. Wir Katholiken nicht. Wir können auf Dome verzichten, aber nicht auf Brot und Wein.

Und die Geschichte könnte uns lehren (wenn wir denn lernen wollten), wie schnell wir vor solcher Wahl stehen können. Um was sonst ging es 1683, an dem Tag, den wir heute feiern, als die Türken Wien zu erobern suchten? Um was ging es, als die Politiker die Kathedralen Frankreichs zu Museen machen wollten? Damals schrieb Marcel Proust: „Es ist besser, eine Kathedrale zu verwüsten, als sie ihrem Zweck zu entfremden. Wenn das Opfer von Christi Fleisch und Blut nicht mehr in den Kirchen zelebriert wird, werden sie ohne Leben sein.“ Konzertsäle. Viele könnten damit leben. Wir Katholiken nicht!

Die Kunst dient. Das mag in Museen, Galerien und im Musikverein anders gehen, – hier dient sie. Klare Lehre des Konzils. So wie der Souveräne Malteser-Ritter-Orden dienen muss; wie die Priester dienen müssen, sich beugen müssen, tagtäglich, unter das Wort und den Ritus und das erbärmliche Zeichen des Brotes. So wie Eltern dienen und Krankenpfleger und gute Politiker, dient hier die Musik.

„Bis ans Ende der Zeiten versammelst du dir ein Volk, damit deinem Namen das reine Opfer dargebracht werde.“ Das ist die Beschreibung der Kirche. Die Kirche erhält eine Kultur; sie zeigt sie den Menschen, zumal den Reisenden in dieser Stadt; sie hält ihre ehrwürdigen Bauwerke offen. Aber das ist nicht ihr eigentliches Amt. Ihr Amt ist der Gottesdienst. Das Verkünden und das Hüten. Die Verteidigung. Der 12. September 1683 ist der Tag der siegreichen Verteidigung unter dem Schutz der Gottesgebärerin.

Wer verteidigt, muss wissen, wo der Feind steht. Es wäre naiv anzunehmen, Touristen, Konzertagenturen, Hersteller von liturgischem Gerät seien von Haus aus unsere Freunde. Und ob die, für die die Taufe von Anfang bis zum Schluss nur ein Familienfest sein darf, aber kein Gemeindefest, kein Gottesdienst, ob die unsere Freunde sind, es wäre zu besprechen. – Sie ahnen nicht, wie stolz und dankbar ich bin dafür, dass die Musiker, die in der Malteserkirche und in Mailberg wirken, für ihre Kunst leben und gläubig sind!

Was wollen wir „entschlossen verteidigen“? Und wer sind, nahe liegende Frage, die Gegner? Wenn das kirchliche Establishment keine beim Namen nennt, aus Angst, jemanden gegen sich aufzubringen, ist das dann nicht vielleicht die Stunde der Ordensritter? Manchmal gefällt mir die Idee, dass es vom Ritter zum Freibeuter und Haudegen nur ein Schritt ist…

Die zunehmende Gewalt (!) zielt nicht auf die Kunst, auch nicht auf die Caritas, sondern immer auf das Heilige. Wir verteidigen das Heilige. Durch die Regeln, durch das beständig geübte Zurücktreten in die Form. Vielleicht war das immer die Aufgabe der Kirche: Bewahrung des Heiligen, – damit es sich verbreite. Sauerteig. Ausbreitung. Hier ist der Platz der christlichen Kultur und aller Schönheit: Sie können hinführen zum Ursprung, zu Christus. Das wäre der Dienst, auch der Musik. Nicht was einen frommen Titel führt (schon gar nicht alles, was barock ist), sondern das, was die Seele auftut, ist „geistliche Musik“. Das kann die elektronische ebenso gut wie die barocke Musik (und welche bewegt mehr Menschen?). Musik hat Kraft. Soviel vitale Kraft, dass sie immer dazu drängt, sich zu verselbstständigen; umso leichter, als das Geheimnis Jesu diskret ist, arm, einfach. Aber „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben“. Es gibt noch mehr als die Musik. Noch Schöneres.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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