Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

10. Sonntag im Jahreskreis (B), 6./7. Juni 2015

18/06/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Schlechte Nachricht, gute Nachricht. Die schlechte zuerst: Unser „äußerer Mensch“ wird vernichtet. Sie würden es nicht so ausdrücken wie Paulus, aber sie alle wissen Bescheid.

Der äußere Mensch, das ist, was die anderen sehen können; das ist, was ich sehen kann im Spiegel oder auf einem der unzähligen Fotos, die heute gemacht werden. Was zu sehen ist, wird vernichtet von der Zeit. – „Endlich Wochenende!“ – „Endlich Ferien!“ Großes Aufatmen, kleiner Abschied. Jeder Freitag, den wir erleben, bringt uns dem Wochenende näher. Und dem Ende unseres Lebens: wieder eine Woche fort. Wie viele bleiben noch? Der äußere Mensch wird vernichtet. Die Zeit setzt uns zu. Das hier vergeht.

Gute Nachricht: Es gibt auch noch den „inneren Menschen“. Der wird „Tag für Tag erneuert“, sagt Paulus. Da wir in einer Zeit leben, die auf das Äußere setzt, klingt das zuerst fremd. Die multimediale Welt setzt auf das Bild, das einer abgibt. „Wie wirke ich?“, ist die große Frage. Moderne Selbstdarstellung ist vor allem: äußerlich. Sichtbar. Daher ist die Rede vom „inneren Menschen“ zuerst fremdartig für uns. Aber dazu ist der Sonntagsgottesdienst ja da: Neues zu entdecken. Den inneren Mensch kann man nicht sehen. Vielleicht kann man ihn spüren. Aber vor allem ist er zu glauben. Und nicht zu vergessen!

Der innere Mensch ist neu, weil er mit Christus verbunden ist. Der äußere Mensch ist immer schon alt; – zuerst nur seinen Möglichkeiten nach (einer, der alt wird), bald auch tatsächlich. Der innere Mensch ist neu und herrlich – immer mehr. Weil er mit Christus verbunden ist.

Wer um dieses innere, neue, herrliche Sein weiß, der kann leichter mit den Leiden umgehen, die nun einmal zum Verfall des äußeren Menschen gehören.

Weil wir unterwegs sind, weil die Vollendung noch aussteht (wir warten!), gibt es dieses Ineinander von Alt und Neu. Jetzt geht es darum, das Alte (außen) zu verlassen und das Neue (innen) zu vermehren. Das Alte in uns muss absterben, das Neue leben.

In der Taufe bekommt jeder Mensch von Christus ein neues Sein geschenkt („in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit“). In der Taufe bekamen wir alle den Keim eines neuen Seins geschenkt. Dieser Keim muss wachsen, innerlich.

Wir haben also eine konkrete Aufgabe. Zuallererst: Wir müssen Sinn für das Innere entwickeln (den Kindern mitgeben, den Partner erinnern). Paulus spricht einmal davon, dass unser Inneres ein „Tempel“ sei. Eine Kirche. Also Gottesdienst, innerlich! Das ist der Sinn des Priestertums, das jedem in der Taufe übertragen wird: dass jeder von uns innerlich Gott feiert.

Damit sind wir beim Gebet. Gebet – hin und wieder ein Tischgebet, ein paar Mal im Jahr ein frommer Gedanke, Flehen dann, wenn gar nichts mehr hilft – das kann nicht alles sein. Das hat mit dem Gebet Jesu nichts zu tun.

„Im Stand der Gnade sein, bedeutet im Stand des Gebetes sein“, heißt es. Wer von uns ist „im Stand des Gebetes“? Schauen Sie allein auf die Kommunion: Beten Sie vor, bei und nach dem Empfang der Hostie? Wissen Sie, dass, wer unwürdig die Kommunion empfängt, sich das Gericht erisst?

Jesus spricht im Evangelium von der Sünde, die niemals vergeben wird. Weil der Sünder gar keine Vergebung will. Die Sünde gegen den Heiligen Geist. Prüfen Sie sich! Haben Sie Sehnsucht nach Vergebung? Oder sagen Sie: Ich habe keine Schuld, ich brauche keine Vergebung? Ahnen die, die so denken, wie es um ihren inneren Menschen bestellt ist?

Das Gute – Jesus nämlich – , böse zu nennen, wie es die Pharisäer im Evangelium tun; Böses für gut zu erklären, wider besseres Wissen, wie es die Nazis getan haben; den Glauben zu bekämpfen, obwohl man klar erkannt hat, dass er gut und wahr ist; der Vorsatz, nie zu bereuen; die bewusste Ablehnung des Heiligen Geistes: Das alles verschließt den Menschen in sich selbst (und es sage mir keiner, das gebe es nicht!). Das alles ist der Tod des inneren Menschen und die Sünde wider den Heiligen Geist. Sie wird nicht vergeben. Nicht, weil sie nicht vergeben werden könnte, sondern weil hier der Sünder gar keine Vergebung will.

Beten Sie! Denn Beten öffnet. Die Erfahrungen mit dem Gebet können entmutigend sein (bei uns und mit anderen!). Aber die Erfahrungen sind das eine, das andere ist das Wissen, dass es in uns einen Ort gibt, der immerzu betet. Der Heilige Geist betet in uns. Wir beten immer nur mit. Das ist zuerst ein Glaubensakt. „Ein Gefühl über dem Gefühl.“ Das reicht, denn wir sind die, „die nicht auf das Sichtbare starren“. Wir blicken aus nach dem Unsichtbaren, nach dem „maßlosem Übermaß“ der Herrlichkeit.

 Fürbitten

 Die Leute sagen von Jesus: „Er ist von Sinnen“ – „Er ist vom Teufel besessen.“ Vater im Himmel, hilf uns, Jesus richtig zu erkennen.

 Jesus sagt: Wichtiger als die Familie ist der Wille Gottes. Vater, befreie uns von Familien-Banden, wenn sie Gott entgegen stehen.

Vater, erleuchte uns, damit wir unseren inneren Menschen erkennen und von innen heraus neu werden. Wir – und durch uns die ganze Kirche.

Wir alle wurden in der Taufe zu Priesterinnen und Priestern gesalbt. Vater, nimm unseren inneren Gottesdienst an.

Herr, hilf uns richtig zu beten. Besonders denen, die sich auf die Ehe vorbereiten,

denen, die gefirmt wurden und den Kindern, die zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen haben.

Wir beten um Frieden in Afrika.

Für die Mächtigen der Welt.

Für die Wissenschaftler, Mediziner und Juristen.

Für unsere Kranken.

Für die Sterbenden.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X