Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Sechster Sonntag im Jahreskreis (B), 15. Februar 2015

10/03/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Er bat ihn.“ Er fiel vor ihm nieder und bat ihn: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen.“ Das heißt: mich wieder in die Gemeinschaft meines Dorfes aufnehmen. Früher wurden diese Kranken ausgeschlossen, damit sie die Gesunden nicht ansteckten.

Dieser Aussätzige ist ein Mensch, der etwas verstanden hat und deswegen etwas unternimmt. „Wenn ich wieder zu meinen Leuten gehören will, muss ich etwas tun.“ Einer, dem etwas so wichtig ist, dass er einen anderen um Hilfe bittet. „Er bat ihn.“ – Ein Mensch, der kein Problem damit hat, die Autorität eines anderen anzuerkennen. „Er fiel vor ihm nieder.“

Die eigene Situation richtig einschätzen, also über sich nachdenken: Das ist der erste Schritt zur Beichte. Erkennen, dass die Situation so, wie sie ist, nicht bleiben kann. Weil sie nicht gut ist. Das ist das Motiv, zur Beichte zu gehen. Zwei Gruppen von Menschen sollten lieber nicht hingehen: die, die sich selbst nicht kennen und nicht kennen wollen. Und die, die sich toll finden; sich und die Situation, in der sie leben (das gilt auch für die anderen Sakramente…).

 

Beichte hat damit zu tun, sich zu stellen. Ich bin sicher, dass eine Kirche, die sich dem Unangenehmen, Ernsten nicht stellt, über kurz oder lang untergehen wird. Weil sie keinen Bezug mehr zum echten Leben hat. Ich bin auch sicher, dass wir die Kinder hier nicht vor allem Unangenehmen schützen sollen. Kirche hat damit zu tun, lebensfähig zu machen und die Gemeinschaft der Menschen zu erhalten. Die Wissenschaft und die Erfahrung zeigen, wie wichtig es ist, dass wir unsere Gefühle kennenlernen. Nicht nur die positiven Gefühle. Wir brauchen auch Erfahrungen mit Trauer, Enttäuschung, Schmerz, Wut, Aggression und Angst. Deswegen die Beichte.

Die Beichte ist Begegnung mit sich selbst. Und mit den anderen. Denn zum Leben gehören die anderen dazu („Gebt weder Juden, noch Griechen, noch der Gemeinde Gottes Anlass zu einem Vorwurf“ 1 Kor 10). Es gibt Sünden, die allein Gott betreffen; die meisten Sünden betreffen aber Gott und die anderen Menschen. Deswegen bedeutet Beichte: Frieden machen mit Gott und mit den anderen. Das beginnt schon im Bußakt am Anfang der Messe.

Wenn ich einen um Verzeihung bitten will, muss ich reden. Ohne Worte, ohne das Sprechen und Hören bleibt alles Ungute im Dunkel, wo es auf dunkle Weise weiter wirkt. Aussprechen, was ist, das bringt Klarheit, Erleichterung und Bewegung hinein. Jeder, der schon lange etwas Schweres mit sich herumträgt, ahnt das. Und viele, die sich aufgerafft haben, endlich zu reden, wissen, wie gut das tun kann. Deswegen hat Beichte mit Reden zu tun.

Jesus hat die Macht zu heilen; der Priester hat die Macht zu vergeben („Zeig dich dem Priester“). Aus sich heraus kann er diese Macht nicht haben: Jesus überträgt sie den Priestern in der Weihe. Vergeben kann der Priester immer, im Namen Gottes und im Namen der Menschen. Wenn es gut geht, kann er auch noch zuhören und Rat geben. Aber das Wichtigste ist die Vergebung. Die Macht der Versöhnung ist in dieser Welt das Gegenstück zur Macht des Streites.

Und dann? Wenn alles vergeben ist? – Oft, so oft scheint es, geht alles weiter wie vorher. Viele, die regelmäßig beichten, leiden darunter, dass sie immer wieder das Gleiche bekennen müssen. Es stimmt, das kann entmutigend sein. Aber wir beichten immer wieder das Gleiche, weil wir immer der gleiche Mensch bleiben. Die Beichte macht keinen zu Supermann. Sie verändert uns nicht total. Sie hilft nur – nur? –, dass wir weitermachen können, ohne vollends abzugleiten. Immer ein klein wenig besser, oft so, dass man es erst Jahre später realisiert. Ich muss immer wieder das Gleiche beichten. So lerne ich, dass ich mir nichts einzubilden brauche. Früher hieß das „Demut“.

Damit es eben doch besser wird (ganz allmählich, in der Regel) braucht es den Guten Vorsatz. Der geht so: Schauen: Was ist meine Hauptsünde? Was trennt mich am häufigsten von Gott und den anderen Menschen? An dem arbeite ich dann. Ja, ein besserer Mensch zu werden, ist Arbeit! Und wer sich das nicht fest vornimmt, verzettelt sich und versinkt.

Beim Besser-werden helfen zwei Dinge. Erstens Regelmäßigkeit. Die Kirche verlangt, dass jeder Katholik einmal im Jahr zu Beichte geht. Gut. Aber richtig weiter bringen wird ihn das nicht. Es braucht es die regelmäßige, häufigere Beichte. Damit man am Ball bleibt; nicht vor sich, vor Gott und vor den anderen davonläuft. Also: alle vier Wochen, vor den großen Festen, in den vier Jahreszeiten… Hauptsache: immer wieder. Einmal im Jahr zur Kirche, einmal im Jahr zur Beichte, das ist genauso absurd wie einmal im Jahr mit seiner Frau schlafen oder einmal im Jahr mit den Kindern reden.

Das Zweite, was hilft: ein Vorbild. Unser Vorbild ist Christus. Wer ihn kennt, bleibt nicht stehen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben.  Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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