Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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21. Sonntag im Jahreskreis, 24.8.2014 – Röm 11

11/09/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Musik. Sommer. Heimat. Schönheit. Der See. Der Wein. Die Rosen. – Es gibt Wörter, die wirken. Die sind wie magisch. Dazu zählt auch dieses: „Gott!“ Groß, nah, geheimnisvoll, mächtig, zart, erhebend, anrührend, köstlich verstörend: Gott.

Paulus schreibt über Gott: „Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin sind alle Dinge.“ – Das Land, das Brot und der Wein, die Kinder, die Frauen, die Männer… – alle sind auf Gott hin. Alle sind aus Gott. Und sie sind durch Gott.

Wieso ist Gott uns dann so fremd? So fremd, dass viele, sogar Getaufte!, kaum einen Gedanken an ihn verschwenden? Dass 1000 Dinge wichtiger sind als Gott? Wieso ist die Beziehung zu Gott nicht leicht und selbstverständlich für alle?

In der Lesung heißt es: „O Tiefe der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Wege!“ Gott ist nicht zugänglich wie ein Kochrezept oder die Bundesliga-Tabelle. Gott muss gesucht werden. Die Fähigkeit dazu hat jeder Mensch mitbekommen. Sie ist unabhängig von Bildung oder Konfession. Um Gott zu suchen, braucht es nur ein Herz.

Gott finden, das geht. Denn Gott hat sich gezeigt („geoffenbart“). Er hat den Menschen gezeigt, welcher Gott er ist: Nicht eine anonyme Kraft, sondern Person. Gott ist Geist und Sinn, nicht Mechanik. Gott ist Liebe – und deswegen Schöpfer. Gott erschafft, weil er liebt. Lieben heißt ja, einem anderen sagen: Es ist gut, dass es dich gibt. Gott denkt die ganze Schöpfung. Das, was er denkt, lässt er frei. Selbstständig. Und trotzdem liebt und trägt Gott, was er erschaffen hat. Gott ist grenzenlos. Alles Sein trägt er in sich. Das Größte ist vor Gott wie nichts. Gott erschauert nicht, wenn er an das Weltall denkt… Er kann sich dem Kleinen zuwenden, dem Menschen. Für Gott, der das All umspannt wie mit einer Hand, für Gott ist das Herz eines Menschen größer als alle Sternengalaxien.

Das ist die Gottesidee der Christen. Sie führt zu einer ganz neuen Art von Macht, zu Freiheit und Verschiedenheit. Gott muss seine Macht nicht beweisen; er ist so mächtig, dass er das Kleine lieben kann. Also selber klein werden kann… Gott ist so mächtig, dass er den Menschen Freiheit lässt.

Deswegen muss uns der Satz „aus ihm und durch ihn und auf ihn hin sind alle Dinge“, keine Angst machen. Es ist so wichtig, wie wir von Gott denken! Wenn Gott ein unberechenbarer Welttyrann, ein Inspektor und Richter ist, dann will keiner „aus ihm und auf ihn hin“ sein. Wenn er aber Schöpfer ist aus Liebe, dann wird das plötzlich wie ein Trost; wie ein schöner Raum, in dem wir uns frei bewegen können. „Aus Gott und durch ihn und auf ihn hin sind alle Dinge.“

Warum haben viele Getaufte eine so dürftige Beziehung zu Gott? Das war die Ausgangsfrage. Die erste Antwort war: Weil es nicht leicht ist, Gott richtig zu erkennen. Die zweite Antwort: Weil viele träge sind. Zu faul, sich auf Gott einzulassen.  Da kann einer am Sonntag im Büro sitzen oder die Fußballmannschaft trainieren oder sein Haus bauen. Richtig etwas leisten. Aber in Wahrheit ist er einfach zu faul, sich auf Gott einzulassen. – „Ruhe des Geistes in Gott“, das bedeuten ja Sabbat und Sonntag.

 Diese traurige Trägheit will sich einfach das Große nicht zumuten. Wir sollen Freunde Gottes (!) werden, aber diese Taufscheinchristen wollen sich dieser Pflicht entziehen. Bedenken Sie die Ungeheuerlichkeit, dass ein Mensch ausdrücklich den Wunsch hat, Gott möge ihn in Ruhe lassen! Dieser freudlose, verdrießliche, borniert-selbstsüchtige, kleinliche Verzicht auf die Würde der Gotteskindschaft ist die größte Belastung für die Kirche (Kommunionkinder, Firmlinge, Hochzeiter).

Dabei haben wir die Würde nicht zu wählen; wir können uns nur verweigern. Aber wir sind Kinder Gottes, in unserem Innersten. Deswegen geht es darum, zu wollen, was wir sind. Wenn ein Christ das nicht tut, wird es schief und geht es schief.

Sie können ganz leicht erkennen, ob einer – Sie selbst? – nicht in Gott sein will und so vor sich selbst davonläuft. Woran? Am Hang zum Gerede, zu Neugier und Rastlosigkeit, an der Unstetheit, der stumpfen Gleichgültigkeit, an Kleinmütigkeit, Gereiztheit und Boshaftigkeit. Das alles sind Zeichen dafür, dass einer vor Gott wegläuft – in dem und auf den hin er doch ist. „Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin sind alle Dinge.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben.
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