19. Sonntag im Jahreskreis (C), 11. August 2013
– Auch in der Kirche, die wir sehen können, die sich fassen lässt in Zahlen, auch da sind die echten Jünger Jesu eine Minderheit. In Mailberg sind viele eingetragen als „katholisch“. Aber sind sie Jünger Jesu? Wer hier kann von sich sagen „ich will Jesus folgen“?
„Fürchte dich nicht, kleine Herde!“ Warum sagt Jesus das? Fürchten wir uns denn? Natürlich fürchten wir uns! (…) Und warum sollen wir uns nicht fürchten? Jesus sagt es uns: „Euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.“ Glauben wir das? Interessiert uns das?
Den echten Jüngern Jesu gehört hier nichts. Aber ihnen gehört die Zukunft, die Gemeinschaft mit Gott. Gott wird jeden einzelnen von uns bedienen. „Er wird sich gürten, sie zu Tisch führen und jeden einzelnen von ihnen bedienen.“ Und weil das so ist, weil uns die Zukunft gehört, müssen wir uns nicht an die Gegenwart klammern. Wir müssten nur vertrauen. Wer sich an diese Gegenwart, an das hier alles, an dieses Leben klammert, der will haben. Der will sich absichern und sich mit anderen messen. Aber Konkurrenz interessiert den Jünger Jesu nicht. Haben ist nicht mehr wichtig. Und Habsucht ist einfach fehl am Platz. Deswegen: „Verkauft eure Habe und gebt das Geld den Armen.“ Jesus sagt auch: „Behaltet den Gürtel an und lasst eure Lampen brennen.“ Das heißt: Seid vorläufig. Wartet. Bindet euch nicht. Seid frei und wach. Denn so sind Christen.
Wir richten uns alle ein. In unseren Ideen und Grundsätzen, in unserem Besitz und Positionen, in Vorstellungen und Beziehungen. Und weil wir uns eingerichtet haben, wollen wir natürlich bleiben. Bleiben, wo wir sind. Das eine führt zum anderen.
Wir haben keine Ahnung mehr, dass es noch etwas anderes gibt. Etwas, das (vielleicht) noch viel schöner ist als alles das hier. Wir verdrängen, dass das hier alles aufhört. Dann müssen schon Schicksalsschläge her, um uns wieder in Bewegung zu bringen. Es ginge auch leichter. Jesus sagt uns heute: Richtet euch nicht ein! Bleibt wachsam („Der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht vermutet“). Rechnet damit, dass das hier vergeht. Dass da noch etwas anderes kommt. Etwas, das viel schöner ist. Deswegen: haltet euer Sach nicht zu fest. Seid nicht vor allem Besitzer. Seid so tapfer, frei zu sein. „Fürchte dich nicht, kleine Herde!“ Ja: Seid tapfer! – Denn wer sich nicht fürchtet, was ist der? Tapfer.
„Seid auch wachsam“, sagt der Herr uns. Die Wachsamkeit des Christen, das bedeutet: Treue im Glauben und im Dienst. Jeder von uns steht im Dienst. Alles, was du hast – Besitz, Begabungen, Verstand, Herz, Charakter – hast du bekommen, um es für andere einzusetzen: „Wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel zurückgefordert werden…“ – Uns Christen ist viel gegeben.
Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C.Martin