Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Messe für den Aidsdienst-Malteser

04/06/2013 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.Man soll von Menschen nicht erwarten, was sie gar nicht bringen können. Von Männern erwarten, dass sie gut zuhören – in der Regel keine gute Idee. Von Ordensrittern erwarten, dass sie gern in Clubs mit Elektro-Musik abhängen oder von Teenagern, dass sie klar denken und ihre Eltern spitze finden – alles keine guten Ideen. Was von Menschen gilt, gilt auch von Gott: Man soll von Gott nicht erwarten, was Gott nicht versprochen hat.
Was können wir von Gott erwarten und was nicht? – „Deine Vorsehung geht niemals fehl“, hieß es im Eröffnungsgebet dieser Messe. Heißt das, wenn einer krank wird, dann hat das Gott so gewollt? Die Krankheit kommt von Gott? Dieses Missverständnis liegt nahe. Und es kann schlimmen Schaden anrichten. Zum Beispiel, dass einer denkt: „Aha, die Krankheit, die mein Leben verpfuscht, die kommt also von Gott? Warum? Weil ich böse war und bestraft werden muss? Oder weil Gott mich nicht liebt? Andere schon, die Gesunden, aber mich nicht?“ Der nächste Gedanke wäre dann: „So ein Gott kann mir gestohlen bleiben. Gott hilft mir nicht, also brauche ich ihn auch nicht.“ Wer so denkt, wird nicht glücklich.
Schade eigentlich, dass man so genau hinhören muss, damit man mit den Worten dieser Messe zurecht kommt. Aber ich bin überzeugt: Genau hinhören, das würde uns viel Blödsinn und Kummer ersparen. Deswegen noch einmal das erste Gebet dieser Messe: „Halte von uns fern, was uns schadet, und gewähre uns alles, was zum Heil dient.“ Es gibt also Dinge, die uns schaden und Dinge, die wir zum Heil brauchen. Und Dinge, die wir uns wünschen. Das Evangelium berichtet, dass Jesus manche heilt, manche nicht. Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche. Er verhindert nicht alles, was wir als Unglück empfinden. Fabriken stürzen ein, Flüsse führen Hochwasser, Menschen stecken sich mit einer Krankheit an – und dagegen tut Gott nichts. So wie es aussieht. Gott erfüllt viele unserer Erwartungen nicht. Also ist es eine schlechte Idee, bei unseren Wünschen auf Gott zu zählen. Wer nur deswegen anständig ist, weil er hofft, dann werde ihm nichts Schlimmes zustoßen, der irrt sich. Hanna, die Ehefrau, von der die Lesung berichtet, hat schon Recht, wenn sie ihren Mann fragt: „Wo ist denn der Lohn für deine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit?“ (Tob 2). Der gute Tobit ist krank und hat keine Hilfe. Auch gute Menschen werden von Unglück getroffen. Ist es also am besten, man verlässt sich gar nicht auf Gott? Man glaubt einfach gar nicht an ihn?
Wer ein heiteres Leben nach seinen eigenen Vorstellungen will, der soll tatsächlich besser nicht auf Gott zählen. Wer aber bereit ist, umzudenken und bereit ist, von Gott das zu erwarten, was Gott wirklich geben will, der kann sich auf den Glauben einlassen. „Halte von uns fern, was uns schadet…“ Was schadet uns? Ich meine, was schadet uns wirklich? Dauerhaft, für immer? Sind wir so sicher, dass ein Unglück immer Unglück bleibt? Haben Sie nicht auch schon erlebt, dass etwas, was zuerst ganz schwer zu ertragen war, sich dann als das Richtige herausstellt? Oder dass ein Todesfall Menschen wieder zueinander bringt, die lange im Streit getrennt waren oder einfach neben einander her lebten? Was uns wirklich schadet, ist nicht das Schwere, sondern das Böse.
„Halte von uns fern, was uns schadet, und gewähre uns alles, was zum Heil dient.“ – „Heil“, was soll das sein? Da winken Sie ab. – Tun Sie es nicht. Es lohnt sich, darüber nachzudenken. „Heil“ bedeutet: Es wird gut. Mehr als gut. Denn Gott gibt nicht dieses und jenes. Er gibt sich selbst. Dann ist alles gut. Das ist das Heil. Jeder, der schon einmal geliebt hat, weiß: Darauf kommt es an im Leben. In einer Beziehung will man doch nicht dieses oder jenes vom Partner, Pralinen, Blumen, Schmuck, einen funktionierenden Haushalt oder einen sexy Körper. Wenn ich liebe, möchte ich nicht Dinge, sondern den anderen selbst. Gott selbst – das dürfen wir von Gott erwarten. Und deswegen sind die einen von Gott enttäuscht – und die anderen finden ihr ganzes Glück bei ihm. Weil sie ihm vertrauen.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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