Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Jahresabschluss 2012

31/12/2012 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.
Gott muss sich nicht verständigen. In Gott ist Stille. Die Stille der vollkommenen Liebe. Da ist nichts zu erklären, nichts zu schützen, nichts zu definieren. Wir brauchen zu alldem Worte. Gott braucht keine Worte. Gott ist das eine Wort. Ich, Du und Wir. Sonst ist da nur Stille. In Gott ist das Wort nicht, damit sich einer dem anderen verständlich mache. Denn alles ist klar in Gott. Nichts verändert sich – und doch ist alles lebendig. Nichts vergeht, nichts wird, alles ist jetzt. Keine Erinnerungen, keine Pläne. Die Stille des ewigen Augenblicks. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Das ewige Wort Gottes wird „Fleisch“: Materie. Körper, Seele, Mensch. Also Mitteilung. Wir Menschen sind Zeichen, Mitteilungen für einander. Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, teilt sich mit. In jeder Geste, in Taten und auch in Worten. Dennoch ist eine ganz eigene Stille um ihn. Die Evangelien sind seltsam: ganz einfach. Und unausdenkbar. Jedes Wort darin ist kostbar. Notwendig zum Heil. Man spürt, dass die Worte Jesu nicht von außen in ihm kamen, um dann wieder nach draußen gerufen zu werden. Seine Worte kommen von innen. Ganz aus ihm selbst. Aus der Stille. „Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an“, sagt er einmal. Er weiß, noch bevor er hört. Gott teilt sich mit, in Jesus. Aber diese Mitteilung Gottes ist Zutat; sie ist immer das Zweite. Das Erste ist die Idee. Ein Wort, ein echtes Wort, ist zuerst Idee, bevor es Mitteilung wird. Die Idee entsteht im Geist und wird dann erst, von dort aus zum gesprochenen Wort. Vorurteile, Konventionen, Moden… das alles kommt von außen. Es dringt nicht tief ein in uns und geht als Gerede und Geplapper wieder aus uns heraus. Aber die Idee, das ist unser Eigenstes, Echtestes; das, was uns selbst am nahesten ist. Und in manchen, seltenen Momenten können wir sie äußern. Wir spüren dann: Jetzt ist alles wahr. Das bin ich selbst. Wenn es heißt „das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“, dann ist das gemeint: So nahe wie uns die Idee ist, so sehr die Idee aus unserem Innersten kommt, so muss es sein zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn. Solche Nähe. Die Zweite Person der Dreifaltigkeit heißt bei uns Menschen „das Wort“ oder „der Sohn“. Sie wird verglichen mit dem Wort, das im Geist entsteht und mit dem Kind, das der Vater (und die Mutter) zeugen. „Gezeugt, nicht geschaffen; eines Wesens mit dem Vater“: Jesus. Dies alles aber sind Bilder der Stille. Vielleicht wird die Idee ausgesprochen, wird tatsächlich zum tönenden Wort – aber zuerst ist die Stille des Gedankens. Ja, das Wort wird ausgesprochen. Es wird Fleisch. Christus bringt Kunde von Gott. Aber nicht zuerst durch sein Wort, sondern im Schweigen. Nazareth, das sind 30 Jahre der Stille. Die Evangelien überliefern so gut wie nichts aus dieser Zeit. Und genau so soll es sein. Dann predigt Jesus drei Jahre lang. Er predigt oft und viel, aber immer aus der Stille heraus. Er zieht sich zurück, immer wieder, „nur er allein.“ Wenn er dann spricht, ist jedes Wort wahr und notwendig. Kein Schmuck, kein Tratsch. Die vielen Worte erscheinen wie ein einziges Wort. Die verschiedenen Worte braucht es nur, weil unser Geist nicht in einem Mal versteht. „Aber sprich nur ein Wort“, bittet Jesus einer. Dahinter ist die Sehnsucht des Menschen, alles in einem Mal zu erfassen. Die Sehnsucht nach Stille. Das Alte Testament, das sind die vielen Worte der Gesetze und der Propheten. Jetzt aber ist nur noch ein Wort: Jesus. Jesus wäre Wort, auch wenn er nicht spräche. Alles an Jesus ist ein Wort von Gott. Und deswegen ist jedes einzelne Wort Christi wahr. Müsste man alle Worte des Herrn zusammenfassen in eines, dieses eine Wort lautete: Du. Gott sagt dem Menschen „du“. Mehr braucht es nicht; der Rest darf Stille sein. „Sprich nur ein Wort“, das ist die Bitte der ganzen Menschheit an ihn. „Ich bin das Wort, ich selbst“, könnte seine Antwort sein. Aber die Evangelien überliefern von dieser Begegnung nur Stille. Wie wird das Wort, dieses eine Wort, aufgenommen? Nur im Schweigen. Stille, das ist nicht einfach das Fehlen der Töne. Es ist die Haltung dahinter. Die Absage an die unnützen Worte. Der Verzicht auf Selbstdarstellung, Selbstrechtfertigung, Tratsch, Polemik… alles eben, was man bei Jesus nicht findet. Bei ihm, von dem es heißt „und er ging weg aus ihrer Mitte“. Ein andermal: „Er gab ihr keine Antwort.“ Der Glaube kommt aus dem Hören, das Hören aber beginnt mit dem Schweigen. Mit der Stille.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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