Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Weihnachten 2012 (Christmette und Christtag)

25/12/2012 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.Sie kennen mich inzwischen. Sie wissen, am liebsten hätte ich, dass die Kirche jeden Sonntag so voll ist. Und dass Sie alle überzeugte Christen sind: Frauen und Männer und Kinder, die Gott lieben und Gutes tun. Ich wünsche mir das so sehr, weil mich der Glaube lebendiger macht und ziemlich oft glücklich – und ich Ihnen das Gleiche wünsche. Aber das alles soll heute nicht so wichtig sein. Heute wünsche ich mir vor allem, dass Sie später glücklich nach Hause gehen. Nicht, weil der Gottesdienst endlich aus ist, sondern weil Weihnachten ist. Weil der Stress für einen Moment vergessen ist und die Sorgen des Jahres auch. – Weil alles leicht geworden ist. Und echt. – Weil Sie gute Gedanken bekommen haben. – Weil es schön war in Ihrer Kirche.
Ich denke viel über Sie alle nach. Vielleicht so wie ein Vater über seine Familie nachdenkt. Ich habe mich die letzten Wochen gefragt: Warum werden Sie heute in die Kirche kommen? Sagen Sie nicht: Weil es halt so ist zu Weihnachten; ich würde es Ihnen nicht glauben. Kein Mensch macht heute noch etwas, was er gar nicht will, nur weil es sich gehört oder immer so war. Warum also? Warum sind Sie hier? M. a. W. warum funktioniert Weihnachten? Ich denke, Sie sind hier, weil Sie eine Hoffnung haben. Vielleicht ist sie nicht sehr klar, vielleicht spüren Sie sie nicht jeden Tag… aber heute. Weihnachten ist eine Hoffnung. Wir hoffen alle, dass es etwas Größeres gibt; etwas, das weit ist. Hier, in diesem Leben, ist es manchmal wahnsinnig eng, oder? Und da sind so viele Arten von Schmerz. Jeder hier kennt jemanden, dem es nicht gut geht… Wir haben alle Sehnsucht nach etwas Anderem. Viele wissen nicht, was das genau sein könnte, aber sie spüren: Weihnachten hat damit zu tun. Weihnachten kann etwas ändern, wenn man sich darauf einlässt. Das Fest ist stark genug. Veränderung tut manchmal weh – aber Sie wissen so gut wie ich, dass es Veränderungen braucht (Kirche, Staat). Wir Menschen hoffen, dass alles gut wird. Immer noch… Weihnachten, das geht, jedes Jahr wieder, weil es in diesen Festtagen immer ein paar Momente gibt, wo alles gut ist. Die uns hinausführen. Momente, in denen es nicht mehr eng ist und hoffnungslos. Weihnachten hat Kraft.
Woher kommt diese Kraft? Daher, dass dieses Fest ganz einfach ist und gleichzeitig ganz groß. Was ist einfacher als ein Mann, eine Frau und ein Kind? Und was ist größer als Gott? Und so ist dieses Fest leicht – und umwerfend zugleich. Beim ersten Weihnachten, damals, da war alles einfach, kein Drumherum. Das Drumherum machen wir. Dort im Stall sind nur: ein Kind, eine Frau, ein Mann. Stille. Später kommen Gäste dazu. Keine Einsamkeit, aber auch kein Trubel. Kein Luxus, aber trotzdem ein Fest: Denn ein Kind ist zur Welt gekommen. Weihnachten ist sehr einfach. Jeder kann es verstehen. Jeder kann Weihnachten in sein Leben nehmen. Gott stellt eine Frage – und Maria sagt: Ja. Josef steht vor einer ganz neuen Situation, wie er sie sich nie hätte träumen lassen. Aber dieser Mann tut nicht herum; er sagt ja und handelt. Sehr einfach. Und ein Baby ist sowieso einfach. Es will essen und die Nähe seines Vaters und seiner Mutter. Mehr nicht. Einfach, aber nicht langweilig. Nicht billig. Weihnachten funktioniert auch deswegen, durch alle Jahrhunderte, weil es groß ist. Eine große Geschichte. Gott wird Mensch. Um den Menschen zu erlösen. Atemberaubend – wenn man sich auf den Gedanken einlässt. Natürlich gibt es die, die sagen: Ich brauche keine Erlösung; ich weiß gar nicht, was das ist (wie auch? Im Alltag kommt schon das Wort „Erlösung“ nicht vor.) Da gibt es aber auch die, die allein sind und sich nach jemandem sehnen – die können sich vorstellen, was Erlösung ist. Oder die, die richtig Mist gebaut haben und warten, dass einer ihnen sagt: Komm, wir fangen von vorne an. Oder die, die kein Vertrauen mehr haben. In den Partner nicht, in die Kirche nicht und in die Politiker nicht. Solche Menschen würden sich doch erlöst fühlen, wenn da einer wäre, dem sie wirklich vertrauen können. Ist Jesus nicht so einer? An diesen Beispielen sieht jeder, dass kein Mensch sich selbst erlösen kann. Es braucht immer einen anderen dazu. Und wenn die ganze Welt erlöst werden soll (zuerst im Kern, dann immer mehr), dann braucht es dazu Gott selbst.
Darf ich Ihnen zum Schluss bitte einen Rat geben? Gehen Sie sich nicht selbst aus dem Weg. Spüren Sie sich. Nicht irgendwas, sondern sich. Spüren Sie, was Sie hoffen. Wo Sie Heilung brauchen. Und dann stellen Sie sich in dieses Fest Weihnachten hinein. Vielleicht geht Ihnen auf, wie viel Zukunft in diesem Fest ist. In diesem einfachen und großen Fest.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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