27.09.2018 – Fürstenfeld freut sich über vollständiges neues Geläut.
Stadt und Pfarre Fürstenfeld gelang ein Jahrhundertprojekt mit der Anschaffung eines neuen Geläutes. Irreparable Schäden hatten umfassende Sanierungen am Glockenturm dringend erforderlich gemacht, darunter die Ersetzung der Stahlglocken, die den Turmbrand 1945 überstanden hatten, durch Bronzeglocken.
Bereits am 1. Juli waren vier der neuen Glocken festlich empfangen und geweiht worden. Bei der fünften war der erste Guss nicht gelungen. Nun ist auch diese Glocke angekommen. Am 9. September wurde sie von Seelsorger Peter Werschitz geweiht und tags darauf in den Turm aufgezogen.
Diese größte Glocke wiegt 2200 kg und ist auf c1 gestimmt. Geweiht ist sie dem heiligen Johannes dem Täufer, dem Patron der Pfarrkirche und des Malteserordens. Die Johannes-Glocke steht für Mut zum Teilen. Den Heiligen Augustinus (Wofür brennt dein Herz?), Maria (Königin des Friedens), Franziskus (Schöpfung) und Josef (Solidarität) sind die übrigen Glocken geweiht.
Für Samstag, 29. September, wurde um 18 Uhr zum ersten Geläut eingeladen: mit Live-Übertragung in die Kirche und einer druckfrischen Festschrift „Fürstenfelds neue Glocken“.
Sonntagsblatt der Kirche Steiermark vom 30.09.2018
Festschrift „Fürstenfelds neue Glocken“
Vier der fünf neuen Glocken der Stadtpfarrkirche zogen am Sonntag, den 1. Juli 2018, in Fürstenfeld ein. Mit den Worten: „Mögen die neuen
Glocken uns und den kommenden Generationen Trost in die Seelen läuten durch die Erinnerung an jene Welt, an die wir glauben, für die wir leben und auf die wir hoffen“ begann am Grazer Platz Richtung Stadtpfarrkirche der Festzug mit den mit Blumen und Reisig geschmückten vier Glocken.
Begleitet wurden die neuen Glocken von den Mitarbeitern der Stadtgemeinde, den Einsatzkräften, einer großen Anzahl von Vereinen, Kindern, Jugendlichen und zahlreichen Gläubigen des Pfarrverbandes, feierlich musikalisch umrahmt von der Stadtmusikkapelle. Der ganze Festzug strahlte Würde, Glanz und Freude aus. Die große Anzahl der Institutionen, die daran beteiligt waren, ließ erkennen, dass die Bevölkerung dieses große Projekt angenommen hat und stolz auf ihre Glocken ist. Beim Einzug in die Kirche zum Festgottesdienst wurde barocke Lebensfreude durch ein Bläserensemble festlich ausgedrückt.
Vor der Weihe und Salbung der Glocken begrüßte die PGR-Vorsitzende Mag. Helga Siutz die Vertreter des Souveränen Malteser Ritterordens, Bezirkshauptmann und Bürgermeister. Nach der Vorstellung der einzelnen Glocken erfolgte das feierliche Ritual der Weihe.
Am 23. Februar 2018 war es endlich soweit. Die beiden ersten Glocken „Franziskus“ und „ Josef“ („Johannes der Täufer“, „Augustinus“ und „Maria, Königin des Friedens“ folgen noch) wurden gegossen.
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Ein Prost auf das Glockenbier – die Brauerei „Fürstenbräu“ hat ein eigenes Bier anlässlich der Beschaffung der neuen Kirchenglocken in der Stadtpfarrkirche gebraut. Vom 1. Juni 2018 bis Weihnachten 2018 wird das Bier ausgeschenkt und davon gehen 20 Cent als Spende pro ausgeschenkter Einheit – egal ob Seidel oder Krügel – an die Stadtpfarrkirche für die Beschaffung der neuen Glocken.
In der Steiermark lagen die Niederlassungen der Johanniter/Malteser an dem Hauptverkehrsweg zwischen Wien, Marburg, Cilli, Laibach und nach Triest. Hier war der Orden auch zur Verteidigung gegen Magyaren- und Türkeneinfälle eingesetzt.
Die älteste steirische Gründung ist wahrscheinlich Spital am Hartberg (vor 1160). Die Pfarrkirche von Übersbach bei Fürstenfeld wird als erste urkundlich erwähnt. 1197 Erzbischof übergibt Adalbert von Salzburg die von ihm geweihte Pfarrkirche von Übersbach dem Orden.
Die wichtigste Gründung war aber die Kommende in Fürstenfeld, die gleichzeitig mit der Stadtgründung von Fürstenfeld zwischen 1170 und 1190 entstanden sein dürfte. Unter Herzog Leopold VI. wurde Fürstenfeld 1215 bis 1220 zur Stadt ausgebaut. Zahlreiche Dörfer in der Umgebung wurden dann auch der Grundherrschaft der Johanniter überantwortet. Bis heute ist die Pfarrkirche, wie die Pfarrkirche von Altenmarkt bei Fürstenfeld, eine inkorporierte Pfarre des Ordens.
Die Kirche von Fürstenfeld wurde vom Orden zwischen 1200 und 1220 als Hl. Johannes der Täufer Kirche errichtet. Die erste urkundliche Nennung fällt in das Jahr 1232, als ein Streit mit der Pfarre Riegersburg um die Kirche mit Bescheid vom 18.8.1232 des Schiedsgerichtes beigelegt wurde.
Der Malteseroden und seine Besitzungen in der Steiermark haben immer das wechselvolle Schicksal des Landes geteilt, so wurde z. B. 1480 die Kirche durch die Ungarn- und Türkenstürme vollkommen zerstört. Der heutige Kirchenbau ist zwar barock geprägt, doch sind der Turm, der zweijochige Chor mit 5/8-Schluß und Teile der Westfassade im Baukern noch gotisch. Auch das nördlich der Kirche gelegene Gebäude der Kommende ist trotz späterer Veränderungen im Kern noch mittelalterlich. Der 1529 bezeichnete Wappenstein auf dem Chorbogen neben der Kirche stammt von einem ehemaligen Verbindungsgang zwischen Kirche und Kommende. Die Kommende war schon durch ihre Lage an der Stadtmauer und nahe der landesfürstlichen Burg (heute ehem. Tabakfabrik) auch in das Verteidigungskonzept der Stadt miteingebunden. 1664 diente sie auch General Raimund Graf von Montecuccoli als Hauptquartier.
Im 18. Jahrhundert wurden die hofseitigen Arkaden in der Kommende errichtet und 1772 und 1779 wurde unter Einbeziehung der mittelalterlichen Bausubstanz von Baumeister Leopold Ainspinner die Pfarrkirche in die bestehende Form gebracht.
Der Malteserorden, der bekanntlich das III. Reich nicht anerkannte stand in Österreich bis 1945 unter kommissarischer Leitung des NS-Regimes. Der Orden erhielt erst nach dem Krieg seine Besitzungen, so auch die historische Kommende Fürstenfeld und die Pfarrkirche, schwerst beschädigt wieder zurück. Nach dem Krieg gelang es mit vielen Entbehrungen die Kommende wieder zu revitalisieren. Heute ist im Kommende-Gebäude „Betreutes Wohnen“ untergebracht.