Fest der Heiligen Elisabeth von Thüringen
Fest der Heiligen Elisabeth von Thüringen Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Rosen!“, antwortet die Frau. Der Landgraf von Thüringen fand, seine Frau übertreibe es mit ihrer Sorge für die Armen. Er sah den Korb an ihrem Arm und war sicher: Sie trägt schon wieder frisches Brot hinunter ins Dorf. „Was haben Sie da?“ – „Rosen!“ – „Darf ich sie sehen?“ Die Begleiterinnen der Landgräfin halten den Atem an. Sie selbst bleibt ganz ruhig und heiter, sie hebt das Tuch an und alle sehen: Rosen. Ein Korb voller Rosen. – Sehr charmant, das Ganze, aber bedenklich: eine Heilige, die lügt? Oder wusste Elisabeth längst um das Wunder? So sind die großen Heiligen: auf der Gratwanderung. Heilige sind bedenkenlos. Keine Frauen und Männer, welche die Regeln des Handbuchs abgehen oder sich ständig fragen: Was werden die Leute denken? Wer immer perfekt sein will, wer beim Handeln erst ängstlich nach rechts und links schaut, der hängt noch sehr an sich selbst. Die Regeln sind ihm noch wichtiger als Gott. Elisabeth wusste längst um die Freiheit der reinen Liebe. Die Freiheit war angelegt in ihrem Charakter und gewann durch die Gnade immer mehr Raum. Diese Frau wurde immer heiliger und immer freier. Die historischen Quellen sagen übereinstimmend: Elisabeth war ein aufgewecktes Kind, willensstark, einfallsreich, mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und fromm. Ein frommes, tapferes, kleines Mädchen. Von Haus aus eine große Dame: Tochter des Königs von Ungarn, verheiratet mit dem Landgrafen von Thüringen, Schwester des Bischofs von Bamberg, Schwester der ebenfalls heiligen Hedwig, Schwägerin zweier Könige, Tante der hl. Königin Elisabeth von Portugal. Dieses Material: Charakter, Herkunft, Erziehung, nimmt Gott und formt daraus eine Heilige. Das geht bei allen Menschen so: Aus dem, was da ist, macht Gott etwas Heiliges. Heilig – das bedeutet: mehr Liebe. Immer mehr. Immer reiner. Göttlich gesehen geht der Weg immer weiter hinauf; menschlich gesehen geht es nach unten. Echte Liebe ist kein zartes Spiel. Bei Elisabeth: Abstieg, Gehorsam, Buße, Wunden an Leib und Seele. Da dreht nicht eine verwöhnte Gans durch; Elisabeth gibt sich nicht fromm, weil es in ihren Kreisen schick ist. Elisabeth macht nicht, was sie will. Elisabeth liebt wirklich und tut, – mehr und mehr –, was Gott will. Dieser Weg führte sie in bittere Armut, niedrigste Dienste, in die Verachtung der Leute. Liebe erkennt man daran, dass sie im Leben steht; echte Liebe träumt sich nicht weg von hier. Mit dem echten Leben ist Elisabeth von Anfang an konfrontiert: Mit vier Jahren kommt sie an einen fremden Hof; ihre Mutter wird ermordet von ungarischen Adeligen; mit 14 ist Elisabeth verheiratet, wird bald Mutter von drei Kindern. Ein paar Jahre später ist sie Witwe, aus dem Haus gejagt. Ihr Beichtvater verprügelt sie und mit 24 ist sie tot. Wo wir uns einen Kokon erschaffen aus Verwandten und Freunden, Wohlstand und guten Sitten, um diese Welt überhaupt auszuhalten, da geht Elisabeth mitten hinein. Ihre Umgebung ist höchst irritiert: Geht das? Darf sie das? Die Berichte zeigen deutlich, dass Elisabeth mit ihrer radikalen Armut in Konflikt mit ihrem Stand und sogar mit der Politik geriet. Sie begnügt sich ja nicht mehr damit, Geld zu spenden, sondern tut selbst Dienst an den Armen und Kranken, besonders an den Abstoßenden; sie fordert Gerechtigkeit in den Staatsfinanzen. Das kostet sie die gesellschaftliche Anerkennung, die Achtung der Leute. Nur der Rückhalt bei ihrem Mann und dann bei ihrem mächtigen Beichtvater lassen Elisabeth ihren Weg gehen. Sie zu bremsen, das versuchen beide Männer. Der Landgraf war sich einig mit seiner Frau in der Caritas (anders als die Legende ihn zeigt); aber die Geißelungen und nächtelangen Gebete gingen ihm zu weit. Der Beichtvater versuchte, ihre Finanzen irgendwie beisammen zu halten. Aber diese Frau trickst die Männer immer wieder aus. Heilige sind nicht zu bremsen. „Rosen!“, ein kleines Wort, eine leichte Geste, aber Gott allein hat sie aus dieser heiklen Situation gerettet – und der Takt ihres Mannes, der nicht insistiert, sondern erleichtert ist. Beide, Elisabeth, die große Dame, die sich nicht wichtig machen muss und ihr diskreter, liebevoller Mann, zeigen uns einen schönen Weg durch unseren Alltag: kleine Vergehen mit Takt bedecken, weil es nicht nötig ist, Recht zu haben. Das wäre ein Anfang. Das Ziel ist: immer mehr Liebe. Heiligkeit. FÜRBITTEN Heute ist das Allerheiligen-Fest des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und das Fest der hl. Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Wir beten. – Für die Frauen in der Kirche Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt am 19. November 2025 in Marktheidenfeld St.-Laurentius
– Für die Witwen
– Für alle, die Angst haben vor Gott und der Heiligkeit
– Für den Osten Deutschlands, wo das Christentum beinahe verschwunden ist
– Für alle, die den Armen beistehen
– Für die Armen, die ihre Wohltäter verachten
– Für die vielen Kranken, die Gott an unseren Weg gestellt hat
– Für die Besucher und Wohltäter dieser Kirche
– Für unsere Toten
