Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Zweiter Advent 2025

07/12/2025 


Die Predigt zum Anhören

Zweiter Advent 2025
Predigt in Esselbach am 07. Dezember 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was sind Sie? Sind Sie ein zartes, grünes Pflänzchen oder ein Stück trocken Holz? Lassen Sie sich vom Alter nicht täuschen. Es gibt uralte 17-Jährige und frische, ganze lebendige 80-Jährige.

Also, was sind Sie? Lebendig oder scheintot? Lebt Ihre Seele?

Sie wohnen nahe genug am Wald, um zu wissen, was das ist, ein Baumstumpf. Ein Stumpf wie der, den der Prophet Isaias sieht, entsteht, weil der Sturm den Baum umreißt. Oder wenn die Axt ansetzt: Hieb um Hieb. Irgendwann der letzte, endgültige: Der Baum stürzt mit einem gewaltigen Krach. Da liegt er dann, still. Wird der Stumpf neu treiben oder wird er tot da liegen? Und Sie? Werden Sie noch einmal austreiben? Werden Sie blühen? Oder geht bald gar nichts mehr?

Der Baumstumpf wie er da so steht, ist ein Bild der Leblosigkeit. Wie es aussieht, läuft da nichts mehr.

Viele Menschen, die ich erlebe, auch Pfarreien, Klöster, ganze Landstriche oder vielleicht Völker scheinen so zu sein: todmüde, leblos oder am Weg dahin. Immer weniger, immer schwächer, ungut. Denn Bosheit ist immer ein Zeichen von Schwäche und Leblosigkeit: keine Kraft mehr gut zu sein.

Und dann? Manchmal großes Staunen, helles Glück: Der Stumpf, der tot schien, treibt wieder aus. Ein neuer Baum entsteht. Neues Leben. Es geht weiter.

Sie erinnern sich an die erste Lesung. Was Isaias sieht, geht noch weit darüber hinaus. Da keimt nicht nur ein neues Blatt. Da kommt Geist.

Ich fürchte, wenn Sie „Geist“ hören, denken Sie an Bücher, schwätzende Professoren oder ein Gespenst. Dabei wissen Sie selbst: ein Dorf, ja ein ganzes Land kann einen bestimmten Geist haben, eine Familie auch. Deswegen ist es wichtig, wie dieser Geist ist. Welchen Geist wünschen Sie sich für Esselbach? Für den Heiligen Abend? Für Ihr neues Jahr?

Isaias beschreibt diesen Geist – und rührt an mein Herz: „der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.“ Dieser Geist ist unsichtbar, natürlich, aber er ist die wahre Kraft. Dieser Geist lässt erkennen, was richtig ist und er gibt die Kraft, das Richtige zu tun. Er kommt von Gott. Die Lesung ergeht sich nicht einfach in poetischen Bildern. Das ist eine echte Verheißung. Das wird eintreten: neues Leben, der richtige Geist.

Es ist der Geist, der hier noch fehlt, der immer irgendwo fehlt. Der leblose Stumpf, das ist die Gesellschaft oder das bin ich selbst oder eine Pfarrei. Wir blühen nicht mehr; dass wir noch einmal aufblühen, erscheint unmöglich, fast. Aber Gott hört nicht auf, Leben zu spenden, Leben und Geist.

Sie alle ahnen, dass bloß vor sich hin leben nicht reicht. Geistloses Leben ist am Ende trostloses Leben. Es fehlt der Funke, das Feuer, die Schöpferkraft. Es fehlt die Liebe. Denn der Heilige Geist ist genau das: Liebe. Geht mir die Liebe aus mit der Zeit? Dunkle Frage im dunklen Advent.

Zwei Menschen, die zusammenleben, können so trostlos wirken, dass man am liebsten aus dem Zimmer laufen würde. Zwei Menschen, die sich lieben, wirklich, die sind immer eine Inspiration. Wie Wärme, die strömt und sich ausbreitet.

Weise Menschen, einsichtige Menschen, starke Frauen und starke Männer, Menschen, die Gott fürchten, die sind eine Freude für alle.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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